Der heutige Bericht:
Fall Mehtap Savasci: Mosaik-Arbeit mit Zeugen
22.07.15 - 18:00
Kassel. Acht Zeugen sind am zweiten Verhandlungstag im Prozess zum Fall Mehtap Savasci vor dem Kasseler Landgericht gehört worden.
Erstmals meldete sich auch der 51-jährige Angeklagte, der sich wegen Verdacht des Mordes an seiner Schwester verantworten muss, selbst zu Wort - wenn auch nur mit einem Detail. Zu den Vorwürfen schweigt er bisher.
Eine Mitarbeiterin des Offenbacher Chemikalien-Handels, in dem der 51-Jährige als Lagerleiter beschäftigt war, hatte von der Suche nach dem verschwundenen Fahrtenbuch des Firmenwagens berichtet, den der Angeklagte zur Tatzeit ausgeliehen hatte. Mit dem Wagen soll der Angeklagte am 7. Oktober 2014 seine Schwester in Kassel entführt haben und soll sie später mit zwei Schüssen in die Brust getötet haben. Wenige Tage, nachdem der 51-Jährige den weißen VW Caddy ausgeliehen hatte, war das Fahrtenbuch des Wagens nicht mehr aufzufinden gewesen. Erst später entdeckten es zwei Mitarbeiterinnen in einer Tonne für geschredderten Papiermüll.
Diese Tonne sei nur mit einem Schlüssel zu öffnen gewesen, sagte die 45-jährige Buchhalterin der Firma vor Gericht. An dieser Stelle korrigierte der Angeklagte seine Kollegin: Es gebe auch einen Schlitz, durch den man kleinere Papiermengen hineinstecken könne. Nach Angaben der Mitarbeiter war der 51-Jährige für das Leeren der Tonnen zuständig.
Auch eine Schubkarre, die der Angeklagte am 6. Oktober auf die Rechnung des Betriebs gekauft hatte, war Thema in den Mitarbeiterbefragungen. An der Karre waren später - wie in dem VW Caddy - DNA-Spuren des Opfers gefunden worden. Vermutlich wurde sie benutzt, um die Getötete damit zu dem Schrebergarten in Wiesbaden zu transportieren. Dort war die Leiche der Kasselerin am 7. November gefunden worden. Im Betrieb war der 51-Jährige, der „Mann für alles“ gewesen sei, offenbar beliebt. Die Geschäftsführerin beschrieb ihn als „herzensgut“ und hilfsbereit. Sie hatte ihn am Tag des Verschwindens von Mehtap Savasci mittags noch kurz in der Firma gesehen. „Er war wie immer.“
Aus Kassel wurde unter anderem eine 32-Jährige befragt, der am Morgen des 7. Oktober der VW Caddy auf der A7-Auffahrt am Kreuz Kassel-Mitte aufgefallen war. Sie hatte gesehen, wie der Wagen kurz anhielt und sich die Beifahrerseite einen Spalt öffnete, bevor der Fahrer wieder Gas gab. Auch zwei elfjährige Kinder, die an dem Morgen vor dem Haus an der Pfeifferstraße, in dem Mehtap Savasci wohnte, ein Gerangel zwischen einem Mann und einer Frau beobachtet haben sollen, wurden - unter Ausschluss der Öffentlichkeit - befragt.
Während die eigentliche Gerichtsverhandlung ruhig verlief, kam es im Publikum nach einer Pause zu Streitigkeiten. Einige ältere Zuschauer hatten sich mit Schals und Tüten Plätze in der ersten Reihe reserviert. Das sorgte bei Besuchern aus dem Kreis der 18-jährigen Tochter des Opfers für Unmut. Der Vorsitzende Richter Volker Mütze rief die Zuschauer zur Ordnung: „Wir sind hier nicht am Ballermann“.
Der Prozess wird nächste Woche Dienstag und Mittwoch fortgesetzt.
Quelle:
http://www.hna.de/kassel/fall-mehtap-savasci-mosaik-arbeit-zeugen-5278768.htmlZu den Tonnen: Ich gehe davon aus, daß Aktenvernichtungs-Tonnen gemeint sind.
Solche Tonnen gibt es mit und ohne Schlitz, aber grundsätzlich sind diese nur mit einem Schlüssel zu öffnen, sobald der Deckel verschlossen ist.
Durch den Schlitz kann man Papier hereinwerfen bzw schieben, aber nie die Tonne komplett öffnen. Normalerweise ist es auch sehr schwer, durch den Schlitz zu greifen.
Es gibt auch Tonnen, die eine Art Schieber oder Hebel haben. Dort legt man das Papier ein, drückt den Hebel nach hinten und das Papier wird in die Tonne verbracht.
Kann also gut möglich sein, daß die Aufmachung der Tonnen gewechselt hat.
Wenn der Angeklagte dafür zuständig war, kann man aber davon ausgehen, daß er einen Schlüssel für diese Tonne hatte oder wusste, wo dieser deponiert ist, denn diesen bekommt man, sobald eine volle Tonne gegen eine leere ausgewechselt wird.
Dieser Schlüssel wird, sobald die Tonne durch die beauftragte Firma abgeholt werden soll, im Innenraum der an einem Haken angebracht, sodaß kein Zugriff durch Fremde mehr von außen stattfinden kann.
So kenne ich es jedenfalls von unserer Firma.
Die Sache mit der Schubkarre finde ich schon dreist, wenn ich ehrlich bin. Das war mir vorgestern schon aufgefallen, aber wahrscheinlich passierte dies in der Annahme, es fiele weniger auf, wenn eine Firma eine Schubkarre ordert, als daß ein potentiell Verdächtiger sich im Baumarkt eine solche kauft?
Was mir auch neu war, war, daß es Kinder waren, die das Gerangel in der Straße mitbekommen haben, aber ich sehe keinen Grund, weshalb sie die Unwahrheit sagen sollten.
Auch die Aussage der Zeugin an der Autobahn. Das klingt schon glaubhaft und lässt vermuten, daß Mehtap wusste, daß sie in Gefahr sein könnte.