Im Lauf der letzten Tage habe ich mir den Thread hier komplett durchgelesen, weil mich der Fall PB schon länger beschäftigt. Dabei ist mir ein Gedanke gekommen, der mich zu ein paar weiterführenden Recherchen geführt hat. Und je länger ich darüber nachdenke, und je mehr kleine Puzzleteile ich finde, desto mehr ergibt diese "Schnapsidee" doch Sinn für mich. Eure Meinung dazu würde mich sehr interessieren!
Vorweg - ich kenne Irland recht gut, habe etliche Freunde in Dublin und bin daher regelmäßig im Land.
Ich bin hängengeblieben an der (für mich neuen) Info, daß PB über Derry eingereist ist. Derry ist bis heute ein absolutes Pulverfass mit einer weiterhin (!) sehr aktiven "Real" IRA...auch in 2009 gab es einen Bombenanschlag mit zwei Toten in der Nähe von Belfast. Bis heute kann man nicht im Ansatz von Frieden und Ruhe sprechen in Derry, und ich würde persönlich auch niemandem ohne "local guide" empfehlen, da einfach mal Urlaub zu machen und rumzuschlendern. Insofern macht diese Reiseroute wirklich wenig bis keinen Sinn, wenn man in Derry nicht irgendetwas konkretes zu suchen hat. Den Einwand "mehr Anonymität" lasse ich auch erst mal nicht gelten, weil dort eben wegen der explosiven Situation eher von noch mehr CCTV und Polizeikontrollen ausgegangen werden kann als z.B. in Belfast oder eben Dublin.
Dieser Punkt hat mich im nächsten Schritt dann neugierig gemacht, wie präsent die IRA eigentlich in Sligo war und ist...und siehe da, seit den ersten Tagen der irischen Unabhängigkeitskämpfe war Sligo ein wichtiges Zentrum für die IRA. Von den Sligo Noble Six über die Befreiung von Carty aus dem lokalen Gefängnis bis hin zu
diesem Artikel von 2017, der leider hinter einer Paywall hängt...für eine Kleinstadt mit lächerlichen 18k Einwohnern ist da jede Menge passiert und die Unterstützung in der allgemeinen Bevölkerung bis heute sehr hoch. Sligo ist, genau wie Derry, jedenfalls eines nicht - eine Touristenhochburg. Auch hierher kommt man nur, wenn man einen konkreten Auftrag hat.
*Wenn* ich jetzt mal davon ausgehe, daß in den PB-Fall irgendwie IRA-Verbindungen mit reinspielen, dann erklären sich einige Merkwürdigkeiten viel leichter. Zum Beispiel ist dann der hier schon geäußerte Gedanke nicht mehr abwegig, daß es bei den Transporten in der lila Tüte auch um Übergaben gegangen sein könnte...oder daß er sich am Strand gezielt mit jemandem treffen wollte (die Zeitung als Erkennungszeichen?). Auch die Verschleierung der eigenen Identität und das eventuelle Vorhandensein gefälschter Papiere wäre bei IRA-Connections weder ungewöhnlich noch in irgendeiner Form logistisch ein Problem. Selbst eine Einreise ins Land mittels einer heimlich organisierten Schiffsüberfahrt aus Frankreich oder UK ist für IRA-Verhältnisse fast schon Tagesgeschäft seit den 1920ern.
Es gibt noch ein paar Punkte, die sich unter diesem Blickwinkel leichter erklären ließen, z.B. die krasse Schlamperei der Gardai in dem Fall - auch in deren Reihen gibt es durchaus IRA-Sympathisanten, die dann ggf. halt mal etwas weniger genau hinschauen. Etliche Verbindung der IRA nach Deutschland gibt es jedenfalls auch schon seit den Anfangstagen.
Ein letzter Punkt, zu etwas ganz anderem - einen deutschen von einem schwedischen oder niederländischen Akzent unterscheiden kann man im Englischen wie ich finde *echt* leicht - erst recht, wenn man häufiger mit internationalen Reisenden zu tun hat. An der Stelle glaube ich also erstmal der Aussage des Hotels.
So, jetzt habe ich mich mal
weit aus dem Fenster gelehnt.
;) Was meint Ihr?