Sven1213 schrieb:Da tendiere ich mit großer Überzeugung auf die Haltestelle Schlagbaum.
Kleine Windmühle ist fast doppelt so weit von dem Verbindungsweg entfernt und es gibt auf diesem Weg keinen Bürgersteig.
Dann frage ich mich, warum das Opfer diesen Weg wählte. Über den Berger Weg, Kleinbeckstraße, Zum kühlen Grunde wäre man auch in Richtung Bossel gekommen. Ein kleines Stück weitere Strecke, aber dafür übersichtlicheres und bebautes Gebiet. Gerade Frauen nehmen solche Umwege der (gefühlten) Sicherheit wegen in Kauf.
Sven1213 schrieb:Dort schlug der Täter 2 Mal zu. Ich verstehe überhaupt nicht, auf was man da wartet.
Auf der einen Seite gibt es kaum Bebauung, auf der anderen Seite auch nicht viel.
Also da fehlt mir irgendwie die Phantasie, dort auf ein geeignetes Opfer zu warten. Dieses dachte ich aber auch schon bei anderen Tatortumgebungen.
Der Täter hat einen Modus Operandi, der sich schwer fassen lässt, ja sogar widersprüchlich zu sein scheint. Dieser wird sich im Laufe der Zeit geändert haben oder modifiziert worden sein, aber im Kern sagt er über den Täter in den frühen Fällen am meisten aus und man kann daraus am besten Rückschlüsse ziehen wie der tickt.
Ich beziehe mich im folgenden nur auf den Ortsbereich Sprockhövel, weil ich diesen aus Ortskenntnis am besten visualisieren kann.
These 1: Er verbirgt sich an für ihn geeigneten Tatorten und wartet auf ein Zufallsopfer. Das bei teilweise sehr ungünstigen Wetterbedingungen (Eiseskälte) und Tageszeiten.
These 2: Er streift ohne Ziel auf der Suche nach Opfern und eine Gelegenheit zur Tatausführung durch abgelegene Gegenden und schlägt bei günstiger Gelegenheit zu.
These 3: Er fährt durch die Gegend, erspäht von Straßen und Wegen aus ein Zufallsopfer und ergreift die Gelegenheit.
These 4: Er sucht sich seine Opfer gezielt schon an anderen Orten aus, folgt ihnen bei ihren ÖPNV-Fahrten und schlägt bei günstiger Gelegenheit nach deren Fahrtende zu. Diese Vorgehensweise schilderte hier ja ein Opfer aus Witten, die möglicherweise aber nicht gesichert auch von dem Phantom angegriffen worden ist.
Alle drei Thesen haben markante Schwächen, auch wenn man sie in Grenzen miteinander kombinieren kann und situativ mal die einer oder andere Kombinationsmöglichkeit Sinn ergibt.
Bei den beiden ersten drei Thesen muss der Täter über extrem viel Zeit verfügen und hunderte Stunden bzw. Kilometer aufwenden um dann eine Zufallsbegegnung unter für ihn günstigen Umständen zu nutzen. Nebenbei: Dies ist zwar schwer mit einer geregelten Tätigkeit oder einer Familie zu vereinbaren, wobei es ja durchaus Fälle gibt wo das dennoch ging. Tendenziell würde ich da aber eher von einem "einsamen Wolf" ohne feste Arbeit ausgehen.
Wo er sich aber dafür auf einen Ortsbereich konzentriert hat, hätten ortsansässige Zeugen ihn eigentlich ihn oder ggf. sein Fahrzeug zwangsläufig irgendwann einmal oder gar mehrfach bemerken müssen. Eine fremde Person, die immer wieder auf der Suche nach Zufallsopfern durch die Gegend streift oder fährt, fällt irgendwann auf. Und sehr viele Streifen wären nötig um ein günstiges Zufallsopfer anzutreffen, sofern er nicht über deren Bewegungsmuster Bescheid wusste (Frage dann: woher?).
Bei These eins habe ich auch Zweifel, dass man sich längere Zeit in einem Busch oder hinter einem Holzstapel aufhalten kann, ohne dass das irgendwann Passanten auffällt. Mit Hundegängern muss man ja zu allen Zeiten rechnen, auch die Tiere könnten da aufgrund feinerer Wahrnehmungen irritiert reagieren. Die Geduld dafür hat auch nicht jeder. Bei Eiseskälte muss auch die Kleidung passen, sonst wird das schnell sehr unangenehm. Mit Straßenkleidung alleine lässt man das schnell sein.
These zwei und drei haben zudem die Schwäche, dass er auf seine Opfer (abgesehen von der Jogger-Episode) im Hinterhalt lauerte. Er verbirgt sich und geht das Opfer überraschend an, wenn es ihn passiert.
Wenn er aber bei Streifzügen durch die Gegend wäre, müsste er nach dem Erspähen des Opfers sich erstmal unbemerkt in diese Hinterhaltsposition begeben. Ich halte das für ausgeschlossen. Er müsste ja dem Opfer unbemerkt hinterher hechten, womöglich zuvor noch einen möglichst unauffälligen Abstellplatz für ein Fahrzeug finden (beim Fahrrad noch am einfachsten), es überholen und sich dann vor ihm verstecken. Wie soll das gehen?
Natürlich könnte es sein, dass er bei Streifzügen die Opfer auf sich zukommen sieht und dann Zeit hat sich unbemerkt zu verstecken, bevor sie ihn erreichen. Damit reduziert sich aber die Wahrscheinlichkeit zu einer günstigen Gelegenheit nochmals. Es müsste extrem viel passen, damit die Tat ausgeführt werden kann. Zeit, Ort, Bewegungsrichtung, Umstände, Tatzeugenfreiheit, etc. Wie viele tausende Stunden muss man investieren, damit dass alles mal passt?
Bei These vier muss er in den ÖPNV dort ein- und aussteigen, wo es das Opfer tut. Das müsste spätestens dem Opfer an einsameren Endhaltestelle, aber auch andere wie der Busfahrer mitbekommen. Folgende Fahrzeuge, die jeden Halt mitmachen, dürften auch nicht unbemerkt bleiben.
Auch hier stellt sich das Problem, wie dann unbemerkt die Hinterhaltsposition eingenommen werden konnte. Das passt auch nicht so recht.
Ich kann mir daher eigentlich nur einen Modus Operandi vorstellen, der damit in Übereinstimmung gebracht werden kann (für die späteren Fälle im Laerholz sieht man auch m.E. eine Änderung, die sich aus der für ihn "günstigeren" Opferverfügbarkeit ergibt).
Meine These lautet: Er hat im Vorfeld Bushaltestellen im ländlichen, aber ihm grundsätzlich ortsbekanntem Raum observiert. Er hat in Zeitprofilen wiederkehrende Mobilitätsmuster geeigneter Opfer erfasst und wusste so, wann mit einem Opfer an welcher Stelle zu rechnen ist.
Der Nachhauseweg findet zumeist zu festen Zeiten statt, so dass der Täter eine hohe Wahrscheinlichkeit annehmen konnte an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit mit einem Opfer rechnen zu können. Seine eigenen Bewegungen dazu waren minimal und so maximal unauffällig. Dieser Modus Operandi erklärt die Widersprüche und würde natürlich sehr starke Rückschlüsse auf die Persönlichkeit des Täters zulassen, der in dieser These sehr strukturiert sein und daher berufstätig dürfte. Ganz im Gegensatz zu dem umherstreifenden Täter.
Aber auch die Taten im Laerholz basieren im Grunde auf dem Muster
geeigneter Ort und geeignete Zeit für die Tatbegehung, da die Opferverfügbarkeit dort sehr hoch und recht wahrscheinlich war. Aber bleiben wir erstmal in Sprockhövel.