@Tikki Korrekt, so rum stimmt es. Zimmermann hatte die Angelegenheit schon zur Behandlung, da noch als "Unbekannte Leiche gefunden". Nach der Identifizierung wurde der Filmfall daraus.
Jetzt wieder sortiert: Im Sommer 1974 (um den 16.08. herum) verschwindet Jahn. Irgendwann in den Tagen ab Mitte August müsste Vermisstenanzeige erstattet worden sein. Wann und von wem?
Gefunden wurde im Jänner 1975 im Wald bei Limburg/Lahn eine, zu diesem Zeitpunkt, unbekannte Frauenleiche und ungefähr Zeit gleich auf einem Garagenplatz in Emden ein Auto, von dem Nummernschilder und andere Fahrzeugkennungen entfernt wurden.
Wenn Leichen nicht identifiziert werden können, wird Aktenzeichen XY immer relativ Zeit nah eingeschaltet. Bedeutet, die unbekannte Leiche von Birlenbach könnte bereits für die Sendung vom Feber 1975 als Studiofall geplant gewesen sein.
Nachdem dies nicht geschehen ist, ist zu vermuten, dass der Polizei die Identifizierung der unbekannten Leiche als Ursula Jahn spätestens im Feber 1975 gelungen ist. Man schrieb die Siebzigerjahre. Ein bundesweiter Abgleich sämtlicher Vermisstenfälle mit aufgefundenen Toten unbekannter Herkunft dauerte damals geraume Zeit.
Nachdem die Ermittler mit ihren Methoden nicht vorangekommen sind, geschweige denn einen "Täter" ermitteln konnten, wandten sie sich relativ kurzfristig wieder an XY. Die Dreharbeiten für den Film könnten in der Zeit Frühling/Sommer 1975 stattgefunden haben. Ausstrahlung schon im Juli 1975.
Viel Zeit mit Ermittlungen hat die Kripo Koblenz nicht verschwendet. Warum eigentlich Kripo Koblenz? Weil es am Nächsten zum Leichenfundort liegt?
Worauf ich hinaus will: Nachdem die Vermisstenmeldung (nicht Fahndung) wegen Jahn erstattet wurde, wurden erste Ermittlungen aufgenommen. Wo war sie seit ihrem Aufbruch aus Lörrach und mit wem hatte sie Kontakt? Befragungen von Ehemann, Bekannten, eventuell Hotelpersonal, Mechaniker.
Einstufung, ob die Vermisste sich in einer Notlage befinden könnte (jein, wenn man die seelische Komponente einbezieht), Verdacht auf Suizid (wahrscheinlich), freiwilliges Verlassen des gewohnten Umfeldes (auch wahrscheinlich), Unfall (mit Auto unterwegs, also immer möglich) oder Gewaltverbrechen. Ich traue mich fast zu wetten, dass die Möglichkeit eines Gewaltverbrechens von der Polizei anfangs am allerwenigsten in Betracht gezogen wurde.
Befragung des letzten Begleiters, konkrete Anhaltspunkte, dass er mit dem Verschwinden von Jahn zu tun hat, hatte die Polizei nicht. Bestimmt keinen dringenden Verdacht.
Nachdem in der folgenden Zeit weder das Fahrzeug von Jahn, noch Jahn selbst gefunden wurde, sie sich weder bei Ehemann noch Mutter meldete, sie über 18 Jahre war, heißt, sie konnte rechtlich ihren Aufenthaltsort frei wählen, und auch wegen keiner Straftat gesucht wurde, wurde die Sache zu den Akten gelegt und es geschah nichts weiter (das könnte schon im Herbst/Winter1974 geschehen sein).
Bis Jänner 1975 aus der Vermisstensache ein (vermutetes) Verbrechen wurde. Bei XY wird von Mord an Ursula Jahn gesprochen. Wenn die nicht mehr darüber wissen, vermuten sie es zumindest sehr stark.
Ist bei der langen Zeit zwischen Verschwinden und Auffinden von Jahn, währenddessen höchstwahrscheinlich gar nicht mehr aktiv ermittelt wurde, das Legen von Spuren (Anruf aus Wien, Aktion der Dichterfürstin) seitens der/des Täter/s denn nötig gewesen?
Je länger man die Leiche von Jahn und das unkenntlich gemachte Fahrzeug nicht findet, je länger wird nicht ermittelt. Im schlimmsten Fall hätten diese Aktionen auch nach hinten los gehen können.