Fraukie
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Vermisstenfall Lars Mittank
21.04.2020 um 14:08Coconut19 schrieb:Das von dir geschilderte Szenario, dass er davon ausging, nicht fliegen zu dürfen und die Airline ihn nicht mitnimmt, wenn der Flughafenarzt nein sagt, würde auch erklären, warum er das Erscheinen des Flughafenmitarbeiters zum Anlass genommen hat, zu flüchten.Das klingt durchaus plausibel.
Dazu muss er ja auch nicht mal in einem "Oh Gott die verhaften mich - Zustand" gewesen sein, sondern einfach nur so eine "Och nö, nicht NOCH mehr schlechte Nachrichten, ich hatte jetzt genug! Reaktion" gehabt haben.
Das würde auch erklären warum er nicht kopflos und panisch flüchtet als liefe er um sein Leben, sondern es zunächst erstmal aussieht wie jemand, der einfach nur raus will aus der Situation.
Coconut19 schrieb:Ich habe es grad auf die Schnelle nicht gefunden, aber ein anderer User schrieb schon, dass er bei der Familie eine Art Arbeitsteilung vermutet, die Mutter wäre wohl mehr für bürokratische Sachen zuständig und Lars für praktische Sachen und unterstützte so die Familie.Das war ich und wie Du richtig schreibst ist es auch nur eine Vermutung.
Vielfach wurde ja hier der Eindruck geäußert, den ich auch habe, dass Lars in vielerlei Hinsicht irgendwie nicht "funktioniert" wie ich es von einem fast 30 jährigem erwarten würde.
Aber er war eben auch nicht das "Muttersöhnchen" als das er hier oft bezeichnet wurde, der so gar nichts selbst machte und bei Mutti wohnte.
Offensichtlich hatte er ja Ausbildung, Arbeit, eigene Wohnung und auch ein soziales Umfeld.
Aber bei der engen Beziehung zu den Eltern (und wenn ich mich recht erinnere auch ein gesundheitlich nicht ganz fitter Vater) wäre das Entstehen solch einer "Arbeitsteilung" bei der Mutti halt mit organisatorischen Sachen, Steuererklärung usw hilft während Lars halt mal nen Zaun repariert, bei Renovierungen hilft usw fast schon normal.
Ich bin mit 17 von zuhause ausgezogen und weil ich immer schon handwerklich gut drauf war, während ich mich schwer mit Papierkrams getan habe wäre mir das sicher auch passiert.
Nur war meine Beziehung zu meiner Mutter niemals sonderlich eng aber da mein Stiefvater ein Pflegefall war gab es schon Situationen in denen meine Mutter mir mit Papierkram half, während ich was im Garten machte, Regale zusammengebaut habe usw.
Ich habe die Entscheidung "Ich kann Euch natürlich jederzeit helfen wenn sowas anliegt, aber es ist gar nicht gut, wenn ich das mit dem Papierkrams nicht selbst lerne." ganz bewusst treffen müssen.
Wäre meine Beziehung zu meiner Mutter enger gewesen und ich nicht so nen Eigenbrödler, dann wäre das bei mir sicher auch so gelaufen, ich kannte viele Menschen die Anfang 20 waren, eigene Wohnung, Job/Studium, eigenes Leben aber "Mutti/Vati" sortieren den Krams für Steuererklärungen und Co, während ich eben den Gartenzaun streiche." vielfach in sehr ähnlichen Konstellationen vorkam, meist unbewusst.
Das könnte mir halt gut erklären warum Lars einerseits fest im Leben stand, aber andererseits manchmal in Situationen so hilflos wirkte in denen ich das von nem fast 30 jährigen anders erwartet hätte.
MajorQuimby schrieb:Nein, war er nicht, er hat schon andere Urlaubsflugreisen in ähnlicher Konstellation, also mit Kumpeln, gemacht.Aber wenn da sonst immer alles gut lief, also es nie die Situation gab, dass bei jemandem am Abreisetag die Flugtauglichkeit in Frage stand, wäre es dann trotzdem möglich, dass er mit diesen Abläufen nicht vertraut war? oder gibt es da mit den Reiseunterlagen immer irgendwelche Merkblätter, die so die Basics rund um diese (ja sicher nicht soooo komplexen) Abläufe darlegen, sodass da eigentlich keine derartigen Unsicherheiten bestehen dürften?
MajorQuimby schrieb:Dafür, dass er in der Nacht nicht geschlafen hat, ist er morgens um 6 doch echt tiefenentspannt, als er das Flughafengebäude betritt.Das kann ich nicht beurteilen.
Ich kannte Lars nicht und das ist halt ne Kameraaufnahme. Ob er da "tiefenentspannt" ist oder müde und erschöpft und einfach nur froh am Flughafen zu sein ist für mich da nicht Unterscheidbar.
MajorQuimby schrieb:Sprachbarriere?Korrekt, aber trotzdem spricht der Flughafenarzt in den Interviews bulgarisch. Der sprach also kein deutsch. Dass man diesen Job nicht bekommt ohne gewisse Englischkenntnisse, davon gehe ich mal aus, aber ich habe keine Ahnung wie gut diese Englischkenntnisse sind und selbst dann wäre ja noch wichtig wie gut Lars englisch sprach und verstand.
Der Flughafen von Varna ist kein Regionalflughafen tief in China
Meistens "verbessert" sich die Fähigkeit eine Fremdsprache zu verstehen und sich mitzuteilen bei Stress und Übermüdung auch nicht grade.
MajorQuimby schrieb:wenn seine Nacht so war, wie hier immer angenommen wird, inkl. Verfolgung durch zwielichtige Typen und Verstecken, nicht die 3 Stunden im Flughafengebäude genutzt hat, um Hilfe zu finden, es gibt dort eben doch viele Menschen, die Deutsch können müssten.Das wundert mich tatsächlich gar nicht.
Anders als manch User hier hat Lars wohl einfach nicht angenommen, dass die Mafia, Organhändler oder sonstige organisierte Verbrecher sich an seine Fersen gehaftet haben.
Wenn er einfach nur angenommen hat, dass ihn dort nachts in nicht ganz dem besten Gebiet in Varna irgendwelche Gestalten "verfolgt" haben, die ggf bestenfalls vorhatten Geld oder Wertgegenstände zu rauben, dann dürfte dieses "Problem" für ihn spätestens mit Erreichen des Flughafens doch erledigt gewesen sein.
Das solche Gestalten ihm nicht folgen konnte er sich denken und warum da zu irgendwem rennen und sagen "Ich glaub mich haben da gestern in einer Gegend die ich nicht kenne, Leute die ich nicht beschreiben kann möglicher Weise verfolgt."
Wozu?
Bei vielen Leuten geht die Angst die er da nachts gehabt haben mag ja auch mit dem ersten Tageslicht und der Entfernung aus entsprechender Gegend völlig weg.
Das ist auch einer der Gründe warum ich nicht an eine Psychose glaube.
Er wirkt einfach als sei ihm beim Betreten und in den Stunden in denen er wartet durchaus klar gewesen, dass der Flughafen ein sicherer Ort ist.
Deswegen glaube ich auch nicht, dass seine "Flucht" irgendwas mit dem Stress in der vorherigen Nacht zu tun hatte, ausgenommen die Tatsache, dass sie zu Stress, Übermüdung und ggf auch Unterzuckerung und Dehydration (er hatte vermutlich kein nettes Frühstück) beigetragen hat.
MajorQuimby schrieb:Sein Verhalten, während seine Kumpel noch da waren, war ja auch ein wenig urlaubsuntypisch.Das würde ich aber so für sich genommen nicht überbewerten.
Mich nervt ja schon die Beschreibung dieses "Partyurlaubes" ;)
Da würds mich wenig wundern, wenn auch jemand, der solch einen Urlaub an und für sich anstrebt ab und zu mal einfach nen kurzen Spaziergang allein und in Ruhe braucht.
Und das Leute im Urlaub nicht gut essen, entweder weils nicht schmeckt oder weil Aufregung und Hitze einfach mal den Appetit mindern finde ich nu auch nicht wirklich alarmierend.
Die Schilderungen seiner Freunde wirkten auf mich auch eher so, als sei ihnen Vieles während des Urlaubs selbst gar nicht so krass aufgefallen und die Gedanken "gab es da irgendwas Ungewöhnliches?" kamen erst als klar wurde, dass da ab irgendeinem Punkt irgendwas ganz gewaltig schief gelaufen sein muss.
Karamell_Katze schrieb:Fraukie schrieb:Nicht wirklich:
ist im Sommer, aufgeregt in ein unbebautes Gebiet gerannt.
Dort muss er sich kaum mehr als eine fiese Stauchung des Fußes zugezogen haben.
Hitzschlag, Dehydration usw gehen da sehr schnell und nehmen wenig Rücksicht auf Jugend und Fitness.
Hat er sich dort einen Hitzschlag zugezogen, der aufgrund seiner Position und dem Unvermögen Hilfe zu rufen unbehandelt blieb, hatte er keine Chance.
Ein sehr unwahrscheinlichen Szenario wo drei Dinge auf einmal zusammen fallen müssen.
Hinter dem Zaun den er vermutlich überklettert hat war ein unbebautes Gebiet, zu dem Zeitpunkt ein Sonnenblumenfeld. Sich dort zu orientieren, wenn man gar nicht wirklich weiß wo man ist, ist schon schwierig und das dort keine Passanten rumturnten, die man um Hilfe bitten konnte ist sehr viel wahrscheinlicher als das sich dort nennenswert Menschen aufhielten.
Wenn er also diesen Zaun überklettert hat, dann war er in einem unbebauten Gebiet in dem er keine Möglichkeit hatte mal eben Hilfe zu rufen/zu erhalten
Und Sommer war es einfach mal, das steht nicht zur Diskussion.
Die Uhrzeit zu der Lars wegrannte hätte noch ungünstiger gar nicht sein können, denn in den Stunden nach seiner "Flucht" wurde es nur immer wärmer (normal, wenn man im Sommer am Vormittag losrennt).
Da er in dieser stressigen Nacht vermutlich nicht wirklich gut gegessen und getrunken hat und dieses Trinkpäckchen das er auf einer der Aufnahmen vom Flughafen in der Hand hat nun echt nichts reißt, waren seine "Startbedingungen" nicht nur im Hinblick auf Aufregung und Erschöpfung, sondern sehr wahrscheinlich auch im Bezug auf Blutzucker und Wasser- bzw Elelktrolythaushalt alles andere als optimal.
Flitzt man dann derart los, dann muss man sich nicht mal den Fuß verletzten, da kann der Kreislauf ganz schnell sagen "hier ist Ende" und wenn er Schmerzen und ggf Schwindel durch den Trommelfellriss hatte, dann hat das nicht geholfen.
Das ist eine Situation in der auch ein junger Mensch schneller umkippt als er es erwartet und ein Hitzekollaps ist da alles andere als unwahrscheinlich.
Danach kam aber nur Mittagssonne, also noch mehr Wärme. Bis zu den Abendstunden, also bis es kühler wird würde auch ein junger Mensch in solch einer Lage mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht überleben.
Karamell_Katze schrieb:Ich weiß auch nicht ob seine Leiche nicht doch gefunden wurde und die Bulgaren dass unter den Teppich gekehrt haben zb WG. Tourismus.Das wiederum halte ich für sehr unwahrscheinlich.
Das Lars Verhalten weit hinter dem liegt für das irgendwer sonst verantwortlich gemacht werden kann ist ja hinreichend protokolliert.
Das Menschen auch im Urlaub nicht sicher vor Unfällen und Co sind ist jedem klar und:
"Wir sind der Sache nachgegangen/aufmerksame Bürger haben die sterblichen Überreste gefunden, sodass sie der Familie übergeben werden konnten." ist für den Tourismus mal ganz sicher gesünder als dieses spurlose Verschwinden, dass von vielen Menschen als "mysteriös" wahrgenommen wird, von den Angehörigen vermutlich als unerträglich und absurde Spekulationen über Organmafia und Co wurden doch erst dadurch möglich, dass Lars verschwunden blieb.
Das jemand der sich so verhält, so aus der Fassung gerät tödlich verunglücken kann hingegen ist tragisch, aber nichts das man Bulgarien oder der Tourismusindustrie "nachtragen" würde.
FriedrichA.III schrieb (Beitrag gelöscht):Eine solche Autorität wäre ein stumpfes Schwert, da sie schlicht nicht durchsetzbar ist: Denn woher soll das Personal beim Einchecken wissen, dass die Person xyz irgendwelche Krankheitssymptome hat?Wie gesagt, wenn man (wie ich) gar nicht weiß wie sowas funktioniert.
Allein: wer bezahlt den Flughafenarzt? wenn man da eine Gebühr abtritt ist das eine Sache.
Wenn das aber nen "Service" vom Flughafen ist und man z.B. sein Ticket vorzeigen muss um untersucht zu werden, dann würde ich z.B. schon vermuten, dass der Arzt der Fluglinie dann auch mitteilen darf/muss, wenn wirklich ernsthaft etwas gegen die Mitnahme dieses Passagiers spricht.
FriedrichA.III schrieb (Beitrag gelöscht):LM hätte also stillschweigend einchecken können und fertig.Ich glaube Dir das, ich bin eben nur nicht sicher ob Lars das gewusst hat.
Sein Verhalten (3 Ärzte aufsuchen, zumindest darauf hoffen, dass ein Rücktransport über Auslandskrankenversicherung organisiert wird,...) lässt zumindest mich zu dem Schluss kommen, dass Lars im Gegensatz zu den Meisten hier z.B. auch gar nicht gewusst hat, dass ein Trommelfellriss trotz angeratener Operation nicht wirklich schwerwiegend ist und die Hauptsorge ja eher einer möglichen Sekundärinfektion gilt.
Mir erscheint es so als hätte er zumindest zu den Zeiten zu denen er ohnehin bereits aufgebracht war irgendwie das Gefühl hatte "schwer verletzt im Ausland, fern der Heimat festzusitzen).