Außerdem verweigerte Lars eine Medikation durch den Flughafenarzt und nahm keine Medikamente ein. Ich erkenne hier nicht den Willen, den vermeidlich schlechten Gesundheitszustand aktiv zu verbessern. Du?
Und jemand, der seinen Gesundheitszustand gar nicht verbesseren möchte, weil er ja nur die Gelegenheit zum angeblichen Ausstieg nutzen will, hat dann nichts besseres zu tun, als jedem zu erzählen, dass er die Medikamente nicht nimmt?
Ich bin teilweise wirklich schockiert, wie weit die Unterstellungen in Richtung Verwandte/Freunde gehen. Der so lange unterdrückte Schrei des armen Lars' nach Freihheit ... Oh Mann. Kommt dir das Szenario, wie du es darstellst, nicht seltsam vor? Er rennt aus dem Flughafen? Ein erwachsener Mann würde doch irgendwann auf den Tisch hauen und sich losreißen? Aber doch nicht wie ein kleiner unterdrückter Junge hilflos davonrennen?
Alles hinter sich zu lassen, Freunde, Familie, ohne ein Sterbenswort – das ist ein verdammt harter Schritt. Mir fällt nichts anderes als knallharter Egoismus dazu ein, völlig gleichgültig, welche Gründe dahinter stecken. Man kann immer etwas hinterlassen, und wenn es nur ein PostIt ist. Wie könnte also ein und dieselbe Person wie ein kleiner Junge reagieren (verzweifelte Flucht), aber gleichzeitig all seine Lieben knüppelhart im Ungewissen lassen? Das sind zwei völlig gegensätzliche Verhaltensweisen.
Desweiteren sehe ich keine Anzeichen für eine furchtbare Unterdrückung, wie sie dargestellt wird. Der Anruf am Flughafen etc – alles deutet auf Sorge in normalem Ausmaß hin. (Ganz besonders im Hinblick auf die vorangegangenen Anrufe, in denen Lars seine Angst bekundete.) Und die Sorge der Mutter war absolut gerechtfertigt, wie man inzwischen weiß!
Lars hatte zum Zeitpunkt seines Verschwindens:
- eine feste Beziehung mit Zukunftsplänen (Haus kaufen)
- er lebte nicht mehr bei seinen Eltern
- er hatte einen festen Job und finanzierte sich sein Leben selbst
- er machte Urlaub mit seinen Freunden
Beim besten Willen, aber für jemanden, der unter "totaler Kontrolle" steht und "unterdrückt wird" spricht das sicher nicht. So jemanden stell ich mir anders vor. In dem Ausmaß, in dem die Unterdrückung geschildert wird, müsste Lars in einem kleinen Zimmer bei seinen Eltern gehaust haben, isoliert von der ganzen Welt.