@Butzeller Butzeller schrieb:Ja offiziell bekomme ich alles. Aber erstens hat Unterschall-Munition weniger Durchschagkraft und zweitens ist es aller Voraussicht nach sehr schwer, diese auf dem Schwarzmarkt zu bekommen.
Alles nicht. Im Moment bewegt sich da einiges bzgl. Schalldämpfern und Jagd. Aber zur Tatzeit war das nicht so. Da dürfte Unterschallmunition auf dem Schwarzmarkt in der Tat schwer zu kriegen gewesen sein.
Dein wiederholter Hinweis auf die geringere Durchschlagskraft von Subsonic-Munition gegenüber Standardmunition ist doch völlig sinnfrei, obwohl faktisch richtig.
Bei den absoluten Nahschüssen, um die es sich hier handelte, wäre die geringere Durchschlagskraft noch immer völlig ausreichend gewesen, um zu töten.
Butzeller schrieb:Aber du scheinst dich ja mit Waffen auszukennen. Welchen Vorschlag hast du denn, wie die Bauschaumpartikel an die Tatorte kamen, davon ausgehend, dass dieser oder ein abgewandelter Schalldämpfer mit Bauschaum NICHT zum Einsatz kam?
Ich habe da noch keinen Vorschlag. An der Stelle liegt m. E. auch nicht das Problem. Das Gericht machte A.D. einen teilweise sehr detailliert ausgearbeiteten Tatablauf zum Vorwurf.
Teilweise unterstellt man weiterhin sehr umfangreiche Tatvorbereitungen,
ohne ins Detail zu gehen und
ohne auch nur den Hauch eines Hinweises oder gar Beweises dafür zu haben, dass der Mann die Voraussetzungen für die unterstellten Tätigkeiten hatte.
Ich kriege Bauchweh, wenn ich lese, dass die Tatrekonstruktion nicht klappte, weil den Polizisten der zentral unterstellte Tatgegenstand "Schalldämpfer" dauernd wegflog.
Ich sehe die Aufgabe eines Richters nicht darin, in so einem Fall die Polizei anzuweisen, mit ihren personellen und materiellen Voraussetzungen so lange an dem Ding rumzubasteln, bis es klappt,
wenn nicht parallel dazu nachgewiesen werden kann, dass der Angeklagte das auch konnte und Mittel und Gelegenheit hatte, es auch zu tun. Das wäre Gegenstand der Ermittlungen gewesen, deren
Ergebnis die Staatsanwaltschaft dem Richter unterbreitet.
Und sorry, im Baumarkt nebenan kriegst Du keinen Adapter für Flasche auf Pistolenlauf.
Die Polizei hat einen anfertigen lassen.
Die Anklageseite hat also
während des laufenden Prozesses massiv nachgebessert und sich damit für mein Empfinden so weit vom Vorwurf entfernt, dass der Eindruck von Beliebigkeit sich aufdrängt. Egal, wie groß die Lücke zwischen Hypothese und Realität ist, wir schwafeln sie zu.
Auch die Unterstellung, dass A.D.´s soziales/familiäres Umfeld die Tat mitträgt, hinterlässt einen mehr als faden Beigeschmack. Da geht´s immerhin um Beihilfe zum Mord. Wo ist der Opa, Onkel, Kumpel oder wer auch immer, der ihm die Tatwaffe zugeschoben hat?
Da wird, weil das Gericht eine dünne Story hat, mal ganz großzügig eine nicht mal genau umrissene Gruppe mit ins Boot geholt und kriminalisiert. Was nicht passt, wird passend gemacht?
Du machst dabei mit, vielleicht unbewusst.
Butzeller schrieb:Csi-caine schrieb:Doch ein Schalldämpfer - weshalb dann nur so wenig Bauschaum...?Meine Überlegung dazu ist, dass er beim Ausschäumen einen Kanal frei gelassen hat, oder -wahrscheinlicher- der Schalldämpfer wurde bereits vorab "freigeschossen"...
Das sind sicher zwei Möglichkeiten.
Nummer Eins hat nur Nachteile. Es ist praktisch nur eine unhandliche und instabile Laufverlängerung. Eine nennenswerte Dämpfung des Mündungsknalls ist nicht zu erwarten, da sich bei der Konstruktion kein Raum darstellt, in dem die Gase abgefangen werden um dann verlangsamt zu entweichen.
Darüber, dass der Überschallknall nicht gedämpft werden kann, sind wir uns ja einig.
Darüber, ob bei freigelassenem Schusskanal noch Bauschaum zurück in die Waffe gepresst wird, können wir nur spekulieren.
Sollte A.D. den SD getestet haben, dürfte er sich schnell von der Wirkungslosigkeit bei gleichzeitig deutlicher Handlingerschwernis der Waffe überzeugt haben. Wozu also mitnehmen?
Nr. Zwei unterstellt ebenfalls Tests, Schüsse. Das Ergebnis dürfte ebenfalls enttäuschend und mit der Verschmutzung und Ladehemmung der Waffe geradezu alarmierend gewesen sein.
Butzeller schrieb:Meine Vorstellung ist, dass vielleicht keine PET-Flasche genutzt wurde, sondern ein Behältnis/Adapter möglicherweise aus dem Baumarkt, welches stabiler ist und besser an der Waffe angebracht werden kann.
Deine Vorstellung ist demnach, dass A.D. mit mindestens einem PET-Versuchsmuster Schiffbruch erlitten hat? Und dann auf etwas Stabileres umschwenkte? Was hätte ihm das bringen sollen?
Nach den Ergebnissen bei den unterstellten Tests sollte man meinen, dass ein halbwegs intelligenter Mensch die Finger von Behältern und Bauschaum lässt.
Diese Entwicklung konnte nur in eine Sackgasse führen.
Ich finde es immerhin interessant und erfreulich, dass Du registriert hast, dass es so, wie im Urteil beschrieben, nicht gewesen sein kann.
Wie würde ich versuchen, den Ablauf zu rekonstruieren?
Um nochmal auf die Frage mit dem Bauschaum zurückzukommen, halte ich die Frage für falsch gestellt. Oder meinetwegen die Versuchsanordnung falsch geplant.
Geh´n wir mal rückwärts:
Es wurden beschmauchte Bauschaumpartikel gefunden. Daraus wurde die Schalldämpferhypothese angeleitet. So weit nachvollziehbar. Die SD-Idee bekannt aus Filmen. Da gibt´s z. B. so einen Streifen mit de Niro.
Konnte man den Tatortbefund mit der unterstellten SD-Version nachstellen? Nein.
Dann muss die Hypothese auf den Prüfstand.
Muss der Bauschaum aus einer SD-Konstruktion stammen?
Du sagst, dann war es eben ein anderer Behälter. So weit o. k., denken wir uns mal einen. Nehmen wir eine Gaskartusche oder sowas.
Und dann folgt wieder die Probe: können wir damit den Tatortbefund nachstellen.
Idee ist doch, dass sich anfangs viel und mit jedem Schuss weniger Bauschaumpartikel aus unserem hypothetischen SD lösen.
Um also den Tatortbefund nachzustellen, wären umfangreiche Versuche nötig.
Die selbe Anzahl Schüsse am Tatort, dynamisches Tatgeschehen ohne Ladehemmungen und eine mit hinreichender Annäherung gleiche Menge und Verteilung von Bauschaumresten. Und das Konstrukt, dass dabei rauskommt und mit dem man wiederholbar das selbe Bild wie am Tatort gefunden nachstellen kann,
das ist dann das Tatwerkzeug.Und von
dem Gerät aus, einer P38 mit dem Konstrukt X, sucht man dann nach dem, der es gebaut und benutzt haben könnte bzw. hat.
Ein Gedanke ist mir noch gekommen. In einem der Western aus Leones Dollar-Trilogie, nämlich "The good, the bad and the ugly", erschießt der böse Sentenza ( Lee van Cleef ) einen Mann im Bett durch ein Kissen hindurch um den Lärm zu dämpfen. Möglicherweis ein Ansatz.
MfG
Dew