Doppelmord Babenhausen
13.04.2021 um 12:08
Also, eigentlich macht es mich fast etwas mett. Ich habe mich vor mehr als zwei Jahren in diesem Forum angemeldet, nur wegen diesem Fall. Damals stand der WA-Antrag gerade in den Startlöchern. Nun ist die WA abgeschmettert worden, durch alle Instanzen, die Schuld Darsows ist also mehr oder weniger endgültig bewiesen, denn auch ich glaube nicht, dass Strate irgendeinen erfolgversprechenden Aspekt ausgelassen hätte, wenn es ihn gegeben hätte.
Gehen wir das ganze Theater halt noch mal von vorne durch und sezieren die Tatumstände mit dem Messer scharfer Logik und deduzieren wir die Möglichkeiten des Alternativtäters.
Zunächst widmen wir uns dem Motiv:
Die Tolls waren eine zurückgezogene Familie, selbst wohlwollend kann man sie als verschroben bezeichnen, sicher geprägt durch die Erkrankung von Frau Toll und dem Autismus der Tochter. Lärm und ungewohnte Wach- und Lebenszeiten waren ein Charakteristikum dieser Familie.
Die Familie Darsow hat bereits wegen Ruhestörung gegen diese Familie opponiert. Damals ist nichts daraus geworden, die Darsows lernten ihre Lektion und haben es die folgenden Jahre unterlassen, weiter auf dem juristischen Weg gegen die Tolls zu agieren. Stattdessen versuchte man es über den Vermieter, der berechtigterweise darauf hinwies, dass er keine Möglichkeiten hat, solange die Tolls ihre Miete bezahlen. Dazu kam, dass die Tochter als Behinderte besonderen Schutz genießt.
Die Darsows haben sich mehrfach bei Nachbarn, Familie und Arbeitskollegen über die Lautstärke beschwert. Darsow selbst, der bereits, nach eigener Aussage, länger mit Ohropax die Bettstatt hütete scheint somit über einen beweisbar leichten Schlaf zu verfügen. Kann gut sein, dass auch bei Darsow einige leichte Störungen oder akustische Überempfindlichkeiten eine Rolle spielen, mir selbst geht das ja auch so.
Die Ruhestörung ist also aus dem Gesamtkontext realistisch anzunehmen. Ich zähle auf: Beschwerden auf dem Weg der Exekutive - Polizei geholt. Aussagen gegenüber dritten über einen längeren Zeitraum. Der beweisbar leicht störbare Schlaf des Andreas Darsow.
Betrachten wir seine Versuche, ein neues Haus oder eine neue Wohnung zu finden, und dass diese Versuche just nach dem gewaltsamen Ende des nachbarschaftlichen Familienlebens aufhörten, ist dass ein unumstößliches Indiz, dass die Störungen auch bis zum Ende anhielten.
Zwischen beiden Zeitpunkten vergingen einige Jahre. Dazu kommt die persönliche Situation von AD, der nicht nur seinen eigenen Job erledigte, sondern, wenn ich mich recht entsinne, auch berufliche Tätigkeiten seiner Frau praktisch in Vertretung ausführte. D.h. Darsow litt nicht nur unter den Nachbarn sondern auch unter seiner beruflichen Stresssituation, da seine Arbeitstage offenkundig nicht nur acht Stunden gingen. Darsow hatte zum Zeitpunkt der Tat außerdem ein Kleinkind zuhause, nachdem er bereits mit der Aufzucht zweier Heranwachsener beschäftigt war. Das allein ist für viele ein unheimlicher Stressfaktor, wer Kinder hat, wird sich an die zahlreichen ohnehin schon schlaflosen Nächte erinnern.
Wir wissen nicht, ob nicht vielleicht sogar das jüngste Kind ausschlaggebend für die Tat war, denkbar ist, dass der traditionell leichter störbare Schlaf und die erschwerte Möglichkeit, ein Kleinkind nach Aufwecken wieder zum Einschlafen zu bewegen, ein zusätzlicher Antrieb waren.
Das Motiv ist in meinen Augen daher völlig plausibel. Die Ruhestörung IST bewiesen.
Sicher gab es Nachbarn - welche Nachbarn eigentlich, wo wohnten sie, konnten sie überhaupt die selben Erfahrungen machen wie die Darsows? - die im medialen Rummel eine Kamera ins Gesicht hielten und dem öffentlichen Druck, der in Darsow dank der überragenden Arbeit seiner liebenden Ehefrau lieber das Justizopfer sehen wollten, diese Ruhestörung negierten. Dabei vergisst man aber gerne, dass gar nicht maßgeblich ist, was die Nachbarn empfanden, da nicht nur das Empfinden von Lärm eine vollständig subjektive Sache ist, sondern auch das Hören als solches. Anekdotisch kann ich dazu nur sagen, dass ich ein nahezu perfektes Gehör habe (das habe ich erst vor wenigen Monaten testen lassen) und ich sogar hören kann, wie das Wasser in den Rohren rauscht, wenn in der Nachbarwohnung geduscht wird. Meine Frau hört das nicht.
Es geht also nicht darum, ob für Dritte eine Belastung feststellbar ist, es geht allein um Darsows Wahrnehmung, die für uns nicht ersterhand nachfühlbar ist, nicht sein kann und nicht sein muss. Denn das er unter der Situation litt, habe ich durch obige Zusammenfassung glaubhaft belegt.
Kommen wir also zum genauen Prätatverhalten.
Dabei ist natürlich das Telefonat zwischen den Eheleuten Darsow und die auf dem Fuße folgende Bauanleitung maßgeblich. Ohne dieses Vortatverhalten wäre der Verdacht kaum auf Darsow gefallen.
Es gibt keine Hinweise auf den Inhalt des Gesprächs zwischen den Eheleuten Darsow, dennoch fühlte sich Darsow danach dazu berufen, ganz wertfrei ausgedrückt, nach Möglichkeiten zu suchen Menschen möglichst leise umzubringen. Der nahe Zeitabstand zwischen beiden Ereignissen legt einen Zusammenhang nah, ist aber nicht beweisbar und ich lasse ihn daher unkommentiert.
Was wir wissen und was vielfach bewiesen wurde, ist, dass diese Anleitung direkt über den Account des AD aufgerufen wurde und auch über diesen Account ausgedruckt wurde. Dabei konnte der User String direkt zugeordnet werden.
Lassen wir die Behauptungen, ein in der Firma ansässiger Dritter hätte diese Bauanleitung ausgedruckt, kurz zu und überlegen uns, welch enormer Zufall es sein muss, dass ein langjähriger "Waffennarr" ausgerechnet wenige Tage vor dem gewaltsamen Tod der Familie toll über den PC seines Nachbarn eine Bauanleitung ausdruckt, die frappierende Ähnlichkeiten mit dem bei der Tat verwendeten Schalldämpfer aufweist. Nicht nur, dass dieser jemand offenbar sonst keine Waffenrelatierten Ausdrucke gestartet hat, diesen einen, den hat er über den PC eines Kollegen ausgedruckt - warum eigentlich? Hatte er zu befürchten, dass jemand seine Tätigkeiten überprüfen würde, wo er doch selbst offenkundig kein Verbrechen begang? Denn nachgewiesen werden konnte nichts, tatsächlich hat der Waffennarr nicht mal über Schusswaffen, sondern über Armbrüste verfügt. Armbrüste sind von Natur aus lautlos und ein Schalldämpfer würde sie ad absurdum führen.
Zweitens ist es unverständlich, warum ein Waffennarr, der sicherlich über einen heimigen Internetzugang verfügte, auf der Arbeit Ausdrucke starten sollte - angenommen er fürchtete Repressalien seitens des Arbeitgebers und bediente sich deswegen fremden Zugängen - wo er doch zuhause ohne dieses Risiko hätte recherchieren und drucken können, bis ihm die Finger bluten.
Diese Widersprüche lassen sich nicht vollständig auflösen, selbst wenn man den Aspekt der zweifelsfreien Zuordnung zu EXAKT Darsows Browser und Darsows PC außer Acht ließe. Diese Zweifelsfreie Zuordnung liegt aber vor.
Selbst wenn wir annähmen, was unwahrscheinlich ist, dass Darsow nach dem Telefonat mit seiner Frau seinen Arbeitsplatz verließe, weil der Admin etwaige Wartungsarbeiten zu erledigen hätte, müsste sich das entweder Firmenintern nachweisen lassen, oder Darsow hätte dies aussagen können, oder der Admin hätte Darsow ohne Not entlasten können.
Wohlgemerkt, ist das alles aber ohnehin Augenwischerei, Darsows PC und sein Nutzerkonto wurden explizit zugeordnet, die Uhrzeit kurz nach dem Telefonat legt folgendes nahe:
Etwa 10 Minuten braucht man, um die betreffenden Worte zu googlen, die Seite, die mittlerweile offline ist, aufzurufen und die Anleitung zu lesen. Ich weiß es, weil ich es selbst tat. Das Zeitfenster zwischen Telefonat und Ausdruck lässt genau diese Handlungen von Darsow zu. Dieser zeitliche Zusammenhang wäre ein großer Zufall. Ein Waffennarr googled übrigens selten, der hat seine Anlaufstellen bereits gefunden.
Kommen wir zum Tatverhalten.
Der Täter kannte nicht nur Tolls Eigenheit, um 4 Uhr das Haus zu verlassen, er kannte auch die Position des Bewegungsmelders, der abgeklebt worden war. D.h. der Täter muss sich mit den Gegebenheiten des Hauses Toll ausgekannt haben, vermutlich, weil man selbst über das baugleiche Haus verfügte. Es war dem Täter auch bekannt, dass die Fronthaustür der Tolls nicht genutzt wurde.
Es kam ein wie auch immer gearteter Schalldämpfer mit Bauschaum zur Verwendung. Die Behauptung, dass das nicht möglich wäre, ist eine Lüge, da uns nicht bekannt ist, in welcher Form genau der Schalldämpfer verwendet wurde. Denn selbstverständlich - und das stand so auch explizit in der Anleitung - kann bei der Arretierung und der Beschaffenheit des Schalldämpfers für maximale Effektivität variiert werden. So muss denn auch keine PET-Flasche verwendet worden sein, ein Kopferzylinder hätte es genauso getan. Dieser hätte sogar an den Lauf angelötet werden können - es gibt viele denkbare Alternativen. Nicht wegdiskutieren hingegen lassen sich die verschmauchten Bauschaumpartikel, die also zwangsläufig sich in oder vor einem Lauf befunden haben müssen. Seis es, dass Bauschaum in den Lauf geriet, während der Täter seine Tests durchführte, oder eben durch die Nutzung eines solchen Schalldämpfers.
Das Vorhandensein des Bauschaums ist ein undiskutierbares Faktum und weißt als Täter auf Darsow. Denn nicht nur waren in der Tatnacht seine Familie und damit keine Entlastungszeugen zugegen, nicht nur wusste er um die seltsamen Lebensweisen seiner Nachbarn, nur er im bekannten Umfeld der Tolls hatte kurze Zeit vor der Tat eine Bauanleitung ausgedruckt, die Bauschaum und Schusswaffe in einen Zusammenhang stellten. Der Schmauch auf der Bundeswehrhose mag als Indiz gelten, ich jedoch halte das für wackelig, da sind mir die Spuren an der gefundenen Pulsuhr lieber.
Ein Alternativtäter hätte zwei Modi Operandi gehabt: Entweder, er tötet Toll und verschwindet, da er offenkundig, dank der sozialen Isolation von Frau und Tochter, das einzig plausible Ziel war. Der Täter hätte noch auf dem Absatz kehrt machen können und verschwinden, denn was mit Frau und Tochter passiert konnte ihm egal sein.
Im Gegenteil hat der Täter aber seinen Weg durchs Haus fortgesetzt.
Ein Alternativtäter ohne persönliches Motiv, aber etwaiger Erfahrung, hätte nicht aus dem Bereich der Tür auf AT geschossen. Er wäre ans Bett herangetreten und wäre so sicher gegangen, dass AT getötet wird. Die bewahrte Distanz zwischen Opfer und Täter deutet auf einen unerfahrenen Täter hin, der sich die Folgen seiner Tat nicht näher vor Augen - buchstäblich - führen wollte als ohnehin schon.
Ein wie auch immer gearteter professioneller Killer hätte also anders gehandelt, wir haben es hier mit einem Laien zu tun, der mehrere Schüsse brauchte, um einen Menschen, der direkt vor ihm stand, zu töten.
Der Täter hatte also ein offensichtliches Motiv, die komplette Familie auszulöschen, ohne dabei allzu viel persönliche Nähe einfließen zu lassen.
Die Familie Toll war weitgehend sozial isoliert, es konnte bis heute nicht glaubhaft gemacht werden, WARUM irgendjemand außer den beweisbar gestörten Nachbarn ein Mordmotiv gegenüber den Darsows haben sollte. Der Pizzabote wird es nicht gewesen sein.
Wir wissen auch nicht, ob Darsow nicht bereits drohend gegenüber Toll aufgetreten ist, sich Toll deswegen bedroht sah, und deswegen, wenn es nicht einfach nur Dorftratsch ist, nach Waffen suchte.
Ich halte es aber für eher lächerlich, dass man zu seinen Pizzaboten ein derart inniges Verhältnis aufbaut, dass man den nach der Beschaffung illegaler Gegenstände (wir reden hier nicht von einem Zehner Marihuana) fragt.
Das Nachtatverhalten mach den Sack dann aber zu - Darsows Manipulationen des PCs auf der Arbeit an vorderster Front, das Einstellen aller Bemühungen, den Wohnort zu wechseln und er, als einziger Nachbar mit beweisbar leichtem Schlaf, er die Schüsse in der Nacht, in der er zufällig allein daheim sitzt, nicht gehört haben will.
Habe ich etwas vergessen? Sicherlich.
Doch sämtliche der Tatrelevanten Umstände deuten auf Darsow, und niemanden sonst. Das lässt sich nicht wegdiskutieren.
Dass diese Vermutungen zutreffend sind, untermauert Strates Unfähigkeit, irgendwelche wirklich belastbaren Indizien hervorzubringen. Der Mann hatte Jahre, jeden Aspekt dieses Falls unter die Lupe zu nehmen, und das was er fand ist "Herr Gericht, diese Videos wirken komisch auf mich!" ohne damit überhaupt die Vorgaben eines WAV zu erfüllen. Er konnte keine neuen Aussagen oder Zeugen benennen, keine neuen Hinweise oder Indizien aufwerfen, die wir nicht schon gehört hätten.
Es gibt keine Hinweise auf andere Täter, die zudem in dem zeitlichen Zusammenhang zwischen Ausdruck und Sturmfreiem Haus passen, es gibt keine Hinweise auf andere Täter, die einen Groll auf die zurückgezogen lebende Familie haben sollten.
Darsow ist ein Mörder, und er ist es beweisbar. Jeder Versuch, diese Schuld umzudeuten, muss scheitern und wirft nur ein fragwürdiges Licht auf seine Initialverteidigung, auf seinen späteren Rechtsanwalt Strate und die Unterstützer, die offenkundig es nicht für nötig halten, wirklich Klartext zu reden, um eben diese benötigten neuen Beweise aufzubringen.