Hallo an Alle,
auch ich verfolge diesen Fall seit vielen Jahren. Ich habe mich vor längerer Zeit schonmal intensiv damit befasst und nun, nachdem Jens Söring freigelassen wurde, erneut das Interesse daran gefunden.
Beim Lesen des Diskussionsverlaufs ist mir aufgefallen, daß viele Nutzer hier seit sehr vielen Jahren aktiv sind und sich in all den Jahren an den extrem gegensätzlichen Positionen kaum etwas getan hat.
@Venice2009 und
@Bluelle beispielsweise sind da ein gutes Beispiel.
Was mir auch aufgefallen ist, ist dass die Beiträge teilweise sehr persönlich, angreifend und zynisch bzw. sarkastisch wurden um Andere in ihrer Meinung herabzuwürdigen und als naiv/dümmlich darzustellen. Das war irritierend zu lesen. Und doch ist es Spiegelbild unserer Gesellschaft bzw. man kennt diese Art der anonymen Auseinandersetzung ja aus sozialen Medien. Einer sachlichen Diskussion tut diese Emotionalität sicherlich nicht gut.
Niemand aus diesem Forum kann für sich eine Interpretationshoheit in Anspruch nehmen. Niemand war bei der Tat dabei und niemand kennt die genauen chronologischen Ereignisse. Außerdem sind die Materialien im Wiki leider sehr unvollständig.
Interessant ist dabei, daß es etliche Experten gibt die Zugriff auf ALLE Akten und alle Polizeibegriffe hatten und die sich nach der Sichtung dieser Dokumente auf Sörings Unschuld festlegten. Beispielsweise Chuck Reid als ehemaliger, leitender Ermittler an dem Fall und Gail Marshall als stellvertretende Staatsanwältin von Virginia. Aber auch der amtierende Sheriff von Albemarle County, Virginia, J.E. "Chip" Harding ist auf Sörings Seite. Oder auch FBI Agent Ed Sulzbach.
Das sagt schon viel aus. Es kommt mir so vor als würde das oft kleingeredet oder sogar unterschlagen. Diejenigen, die Jens Söring für unschuldig halten, befinden sich also in guter Gesellschaft von Experten die ganz nahe dran sind an den Details des Falls. Im Diskussionsverlauf werden mir auch die belastenden Aspekte von Elizabeth Haysom oft unterbetont. Die belastenden Aspekte von Jens Söring werden hier rauf und runtergekaut, daher will ich jetzt mal den Blick auf folgende Belastungsaspekte von EH werfen:
Hinweise auf die Täterschaft in Briefen von Elizabeth Haysom:28.05.1986 - "Ich kann es nicht glauben das ich so dumm war. Ich verdiene Dich nicht. Elizabeth"
28.05.1986 - "Du bist mir ergeben. Du wirst mich nicht die Schuld alleine auf mich nehmen lassen."
14.06.1986 - "ich ... glaube, dass Du gibst, was du geben konntest, ein bisschen Hoffnung, in solch einer verzweifelten Situation."
"Promise me, Jens. Whatever it takes now, promise me you will not let me ruin your life. I’ve seriously fucked up mine."
Ich lese hier sowohl Schuldeingeständnisse als auch die Aufforderung an Jens Söring, ihr zu helfen indem er Schuld von ihren Schultern nimmt. Und das ist ja anscheinend - glaubt man Söring - dann ja auch passiert.
Hinweise auf die Täterschaft von Elizabeth Haysom:- Die Schuhgröße von Schuhen und Sockenabdrücken am Tatort
- Die Aussage "Ich hab es selbst getan. Es hat mich angemacht." im Verhör
- Ihre Fingerabdrücke an der Flasche
- Der große Hass auf die Eltern, der überall dokumentiert ist in den Briefen sowie ihre "kürzliche" Aussage, dass der Missbrauch wohl in Wirklichkeit der Grund für den Mord war. Sie hatte also einen starken intrinsischen Grund. Die fast 50 Stichwunden (Übertötung?) stellen den gewirkten Hass gut dar.
- Dokumentierte Psychosen, Drogenbesitz, Drogeneinnahme
Der ein oder andere mag jetzt kommen und sagen das Jens Söring aber Täterwissen hatte und man Spuren fand die dem Täterwissen entsprachen (Beispielsweise die Blutgruppe 0 an der Eingangstür und der Sockenabdruck).
Allerdings:- Wir wissen nicht wie Elizabeth Jens die Tat wirklich geschildert hat.
- Wir wissen auch nicht welche Tatdetails die Ermittler selbst geleaked haben. Sei es durch Suggestionsfragen, sei es durch direkte Fragen (Beispielsweise - Woher kommt der Sockenabdruck).
- Wir wissen nicht was vor dem Geständnis alles in der Presse stand.
- Jens Söring konnte sich sein Geständnis also durchaus aus den ihm bekannten Details zusammengesetzt haben. Das erklärt auch einige Fehler darin.
- Die Blutgruppe 0 haben immerhin zu 40-50% der Menschen. Da man keine DNA von Söring fand muss man sich damit zufrieden geben das der Beweis für seine Täterschaft so leider nicht erbracht werden konnte.
- Söring war ein unauffälliger, nicht aggressiver Nerd, der Drogen und Alkohol mied. Passt diese Tat also zu ihm?
Neben Jens Söring gibt es durchaus andere, theoretisch mögliche Tätergruppen; auch gekaufte. E.H. hätte mit gestohlenem Geld oder gestohlenem Schmuck Personen anwerben können die Tat durchzuführen. Sie hätte auch den Schlüssel stecken lassen können, damit diese Personen ins Haus können, während sie mit ihren Eltern am Tisch sitzt. In jedem Fall hätte man die Obdachlosen genauer durchleuchten sollen. Und auch den "Drogendealer", ein Freund der Familie, hätte man vernehmen sollen. Weiterhin wäre zu untersuchen gewesen warum Christine Kim hier ein Alibi für E. Haysom schrieb.
Ich freue mich auf eine interessante Diskussion.