Nixverstehen schrieb:Ist dann nicht alles klar?
Nicht zwingend. Die Reihenfolge kann ich auch raten oder selbst umdrehen wenn sie mir so logischer erscheint. Aber warum sollte ich das tun? Wenn ich, wie von der Verteidigung ja suggeriert, mir nur aus der Aktenlage etwas zusammenbaue um damit meine eigenen Interessen zu verfolgen, dann weiche ich ja eher nicht von der Aktenlage ab und sage etwas aus, von dem ich zum damaligen Zeitpunkt befürchten musste, dass es mit einem "kann nicht stimmen, haben wir anders ermittelt" abgeschmettert wird. Spricht also eher für seine Glaubwürdigkeit, wenn er eben nicht wie behauptet nur den Akteninhalt stupide wiederhole, sondern wenn er aus irgendeinem Grund auch von eben dieser abweicht. Das gleiche gilt für Castaneda. Sein Wissen darüber zeugt auch davon, dass der TV und er durchaus längere und tiefergehende Gespräche geführt haben. Ob er dabei die Tat gestanden hat ist natürlich ein anderes Blatt Papier, aber irgendwie muss man ja auf das Thema Castaneda gekommen sein
KonradTönz1 schrieb:klagt sie ihn doch ebenfalls an. Oder?
Nicht zwingend. Ihr Interesse als Nebenklägerin ist, dass der Fall eindeutig aufgeklärt wird. Das muss nicht bedeuten, dass sie den aktuellen Tatverdächtigen verurteilt sehen will. Das kann auch heißen, dass sie nicht will, dass ein Unschuldiger verurteilt und dementsprechend nicht weiter nach dem wahren Täter ermittelt wird.
KonradTönz1 schrieb:Denkst du der sympathische Mann mit dem Mittelfinger hat nur deshalb gegen Christian P. ausgesagt weil er ihm Schaden wollte?
Glaube ich weniger. Keiner der geladenen Zeugen schien wirkliche Lust auf den Ausflug ins Gericht gehabt zu haben. Die sind wahrscheinlich geladen worden, weil sie vom letzten Prozess in den Akten zu finden sind.
Es ist aber auffällig wie sie einstimmig sagen, dass der Zeuge P bei ihnen nicht beliebt war. Speziell der Mittelfingerzeuge meinte zwar noch, dass man sich nen schönen Tag wünsche wenn man sich begegne und da keine Anfeindungen bestehen würden, aber da sprach sein Abgang ja irgendwie eine andere Sprache. Man kann ja mal selbst überlegen wie wahrscheinlich es ist, dass man selbst zu jemandem hingehen würde den man nicht leiden kann und mit dem man grundsätzlich kaum etwas zu tun hat und dem dann schön breit von einer im Knast wohl sehr geächteten Handlung erzählt, nämlich dass man jemanden zinken und fälschlich belasten will.
Ich finde es per se auch nicht mal schlimm wenn ein Häftling mit einer solchen Aussage auch eigene Interessen wie Hafterleichterung, -verkürzung verfolgt. Gerade dann ist er nämlich interessiert, dass seine Aussagen auch der Wahrheit entsprechen oder belegbar sind. Der Häftling kann sich auch selbst ausrechnen, dass er die in Aussicht gestellten Belohnungen nämlich nicht erhalten wird wenn sich herausstellt, dass diese Aussage komplett erlogen ist. Wie hatte sein damaliger Richter oder Staatsanwalt noch gesagt? Die Aussagen von P. seien im eigenen Prozess zu über 90% richtig gewesen?