Weihnachts-Doppelmord an Geschwisterpaar in Gütersloh

@obskur

Ich stimme Dir zu - eine Verurteilung wegen Totschlags ist schwer nachvollziehbar.
Ich hoffe, StA Mackel legt Revision ein.

Das hoffe ich auch. Hab hier zwar immer nur mitgelesen, aber Totschlag war das ganz gewiss nicht. Ich hätte eher auf besondere Schwere der Schuld getippt.

Und das mit dem Gas konnte ihm nicht sicher zugewiesen werden, na wer sonst sollte den Gashahn aufgedreht haben?

tayo schrieb:Ich stimme Dir zu - eine Verurteilung wegen Totschlags ist schwer nachvollziehbar.
Ich hoffe, StA Mackel legt Revision ein.

Eigentlich macht es Sinn:

Habgier und Heimtücke wären zwar als Mordmerkmale in Frage gekommen, konnten aber nicht nachgewiesen werden.

@KonradTönz

KonradTönz1 schrieb:Eigentlich macht es Sinn:

Habgier und Heimtücke wären zwar als Mordmerkmale in Frage gekommen, konnten aber nicht nachgewiesen werden.

Denke ich auch. Meinem persönlichen empfinden nach müsste es auch Mord mit bes. Schwere der Schuld sein. Aber vermutlich wäre das juristisch einfach zu zerlegen und dann hinfällig. So ist man wohl auf der sicheren Seite.

Nehmen wir mal an, jemand würde in einem ähnlichen Fall von einem Anderen beauftragt, so eine Tat zu begehen und würde dann - einfach mal so gesagt - zu 14 Jahren Haft verurteilt. Wegen guter Führung, günstiger Sozialprognose, etc. wird der Täter dann nach 2/3 der Strafe entlassen. Dann wäre er 9 Jahre und 4 Monate im Bau gewesen und ihn würde dann eine nette Belohnung erwarten. Das müsste man da mal auf die Monate in Haft umrechnen und dann überlegen, ob das nicht noch ein vergleichsweise gutes Einkommen ist. Ich finde, daß das Urteil nicht das Worst Case Scenario eines solchen "Unternehmens" wäre.

Ich finde das Urteil war mehr als fair für den Verurteilten und auch recht typisch für die Richterin. Alles zu seinen Gunsten ausgelegt was geboten war und dann aber beim.Strafrahmen ordentlich ausgeschöpft. Die Mordmerkmale Heimtücke und Habgier waren eben schwer nachweisbar und wenig revisionssicher. Ratet mal wer sich heute auch ins Publikum geschlichen hatte..ich gebe einen Tipp: ihr Lebensgefährte war eins der " denkbar aber nicht nachweisbar" Motive der Urteilsbegründung

kurzer Hinweis zu der Heimtücke und wieso diese nicht "greifen" konnte: Die Kammer konnte ja nicht zweifelsfrei feststellen welches Opfer zuerst getötet wurde, woher die Tatwerkzeuge kamen und wann der Angeklagte den Tatentschluss gefasst hatte. Daher konnten sie beispielsweise nicht ausschließen, dass er sich spontan zur Tat entschloss, er sie vorher mit dem Messer bedroht hat etc. All diese Kleinigkeiten lassen eine Heimtücke ja leider sehr schnell ausscheiden. Ansonsten ist sie nochmals auf die DNA AM Finger eingegangen und betonte nochmals was die Verteidiger gern unter den Tisch haben fallen lassen...die Übertragung stammt laut Gutachterin (und wiederholter Bestätigung von ihr) von einem INTENSIVEN alltäglichen Kontakt. Reines Händeschütteln ist aber nicht mit solcher Intensität behaftet. Ebenso hat sie nochmals auf die DNA an den beiden Hinterläufen (Krallen) des Hundes verwiesen.

@Mahoni
Dank deines Hinweises würde ich auf die Tochter tippen...
Konntest Du sie während der Urteilsbegründung beobachten- was hat sie für einen Eindruck gemacht? Wie hat denn der Angeklagte auf das Urteil reagiert?

Jens war recht reaktionslos. Eigentlich wie an den anderen Tagen auch gelegentlich den Kopf geschüttelt und Dinge notiert. Sie war die ganze Zeit komplett wie erstarrt und hat nur den Kopf geschüttelt sobald sie oder ihr Partner angesprochen wurden. Vor Prozessbeginn war sie aber recht normal mit kurzen Schmunzlern und Hinweisen zwecks durchrücken an andere Prozessteilnehmer..."so sind sie eben" wie die Verteidigung jetzt sagen würden :D

@Mahoni
Ich weiß zwar nicht genau in welchen Zusammenhängen sie und ihr LG erwähnt wurden, aber ich kann es mir natürlich ungefähr denken und dann wäre ein nicken auch unvorteilhaft gewesen :D .
Zustimmung hätte sie höchstens bei der, in der Glocke erwähnten, "Mit Appetit gegessen- Aussage", suggerieren können, da die ja eigentlich nur von ihr oder ihrem LG stammen kann.

@Grantler
sie wurden quasi ständig erwähnt. Sei es weil der Verurteilte mit ihnen befreundet war, sei es bei der Erläuterung der Anrufe, der Auffindesituation (hier betonte die Richterin auch nochmals wie "interessant" manche Äußerungen im Telefonat gewesen seien), sei es die Nachtatgeschehnisse mit Spaziergang und Essen, sei es wie sehr der Lebensgefährte Jens im Griff hatte
Das er "ein paar Kartöffelchen" beim dem Feiertagsessen verspeist hat kam sogar von Jens selbst, irgendwann in einer der späteren Einlassungen

@Mahoni

Die Arg- und Wehrlosigkeit der Opfer ist aber schon gegeben in diesem Fall und auch der getötete Hund ist ja nicht unwesentlich.

Ich habe noch Hoffnung^^

§ 212 Totschlag

(1) Wer einen Menschen tötet, ohne Mörder zu sein, wird als Totschläger mit Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren bestraft.

(2) In besonders schweren Fällen ist auf lebenslange Freiheitsstrafe zu erkennen.

http://www.gangway.de/gangway.asp?cat1id=6&cat2id=41&cat3id=&DocID=4509

@Interested
nee, ich hab recht fest damit gerechnet, dass die Arg- und Wehrlosigkeit nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden kann. Die wird ja wirklich bei jeder noch so kleinsten Verzögerung oder Intervention gekickt. Die Richterin argumentierte hier, dass sie eben nicht nachweisen könne wer zuerst getötet worden sei. Dementsprechend kann sie nicht sicher feststellen welcher von beiden bei seiner Tötung arg- und wehrlos war und welcher aber durch den Angriff auf das Geschwisterteil gewarnt war. Es ist ja auch möglich, dass der Täter die Opfer vor den Stichen noch mit dem Messer bedroht hat. Dann scheidet eine Heimtücke auch direkt aus

Dann müssen jetzt wohl StA und Verteidiger in Revision gehen.
Bin gespannt, wann in diesem Fall der nächste Haftbefehl vollstreckt wird.

@talker

Denkst Du dabei an jemand Bestimmten, der verhaftet wird?

@Mahoni

Da hast Du Recht. So, wie ich an dem Fall zu Anfang mitgeschrieben habe, zeichnete sich nur eben das Bild so ab.

talker schrieb:Bin gespannt, wann in diesem Fall der nächste Haftbefehl vollstreckt wird.

ich auch. Die Richterin hat ja sehr klar durchscheinen lassen was sie glaubt wer da nochmals näher betrachtet werden sollte. Die Frage ist nur ob die Ermittlungen da derzeit ruhen weil man auf das "go" durch diesen Prozess wartet oder ob man grade nicht so recht weiterkommen kann

@Mahoni
Es muss ihr scheinbar viel daran gelegen haben die Urteilsverkündung vor Ort zu verfolgen, sonst hätte sie sich dieser, meinem Empfinden nach, unangenehmen Situation wohl nicht ausgesetzt...

Ja das Ermittlungsverfahren gegen Josef S. ruhte bis heute.
Mit dem Urteilsspruch nimmt das Verfahren seinen lauf.

Ich frage mich, ob die Bezeihung zwischen Sybille und Josef noch besteht.