http://www.rp-online.de/nrw/staedte/kaarst/fall-dicke-staatsanwalt-nennt-87-zeugen-aid-1.4168547 Kaarst. Der 28-Jährigen Sportlehrer aus Korschenbroich, der seinen Cousin Daniel Dicke erschlagen haben soll, schweigt immer noch. Er soll wegen Totschlags angeklagt werden, über einen Beginn des Prozesses ist noch nicht entschieden. Von Marc Pesch
Vier Monate nach dem gewaltsamen Tod von Daniel Dicke aus Dormagen an der L381 in Büttgen hat die Staatsanwaltschaft Düsseldorf jetzt Anklage gegen den Korschenbroicher Lehrer erhoben. Der 28-Jährige soll im Dezember letzten Jahres seinen Cousin erschlagen haben. Die Anklage lautet auf Totschlag, 87 Zeugen sollen im Verfahren gehört werden. "Der Prozess ist noch nicht terminiert", so Landgerichtssprecher Michael Scholz, "die Anklage ist allerdings inzwischen zugestellt".
Laut Ermittlungen von Staatsanwalt Matthias Ridder soll es so gewesen sein, dass sich Täter und Opfer am Tat-Abend an der L381 in Kaarst getroffen haben. Warum beide diesen ungewöhnlichen Treffpunkt auswählten, können die Ermittler bis heute nicht sagen. In jedem Fall soll es hier zur tödlichen Attacke auf den Versicherungsmitarbeiter aus Dormagen gekommen sein. Die Tatwaffe wurde bis heute nicht gefunden, der Angeklagte hat bis dato eisern von seinem Schweigerecht Gebrauch gemacht.
Dennoch sind sich Polizei und Staatsanwaltschaft sicher, dass nur er den Dormagener getötet haben kann. Der Sportlehrer eines Willicher Gymnasiums wird durch zahlreiche Beweise und Indizien belastet. So hatte eine Untersuchung seines Wagens ergeben, dass der Golf kurz zuvor mit Benzin gereinigt worden war. Außerdem war der Anschnallgurt herausgetrennt worden. Spezialisten des Landeskriminalamtes hatten trotz der gründlichen Reinigung Blutspuren des Opfers im Auto des Angeklagten nachweisen können – für die Staatsanwaltschaft ein Indiz mit Beweischarakter.
Darüber hinaus haben die Ermittler herausgefunden, dass Täter und Opfer am Tattag mehrfach telefonischen Kontakt hatten – auch noch unmittelbar vor der Tat. Was der Hintergrund der Telefonate war, wissen Polizei und Staatsanwaltschaft nicht. Ein finanzieller Hintergrund wird weitestgehend ausgeschlossen – eventuell ging es in den Gesprächen um eine Frau.
Anfang der Woche hatte Staatsanwalt Matthias Ridder die umfangreiche Anklageschrift dem Landgericht zur Prüfung vorgelegt. Der Vorsitzende Richter der zuständigen Schwurgerichtskammer, Rainer Drees, muss nun prüfen, ob die Anklage stichhaltig ist und zur Hauptverhandlung zugelassen wird. Über einen Termin für den Prozessbeginn hat er noch nicht entschieden. So ist unklar, ob das Verfahren überhaupt noch vor den Sommerferien beginnen wird. Unter den 87 Zeugen der Staatsanwaltschaft sind auch etliche Familienangehörige von Täter und Opfer sowie sechs Sachverständige. Diese sollen unter anderem Auskunft zur Todesursache, zu den Spuren und zur möglichen Tatwaffe geben.
Daneben wird gegen den 28-Jährigen noch in anderer Sache ermittelt. So soll er Nacktfotos von Schülerinnen seines Willicher Gymnasiums auf seinem Computer gehabt haben.
Für das Totschlags-Verfahren spielen diese Vorwürfe nach Angaben der Ermittler allerdings keine Rolle. Im Falle eines Verurteilung muss der Korschenbroicher mit bis zu 15 Jahren Gefängnis rechnen. Er lässt sich im Prozess von einem Rechtsanwalt aus Köln verteidigen.
Von Psychologen begutachtet
Gutachten Der Verdächtige wurde auf Antrag der Ermittlungsbehörde psychologisch begutachtet.
Indiz Ins Visier der Kriminalpolizei war der Korschenbroicher Lehrer über seinen Golf geraten. Im Innenraum fanden die Kriminaltechniker an verschiedenen Stellen Blutspuren des Opfers.