Vermisstenfall Madeleine McCann

Ist auch alles richtig was du sagst. Aber aufgrund der Berichterstattung und der gestern ausgestrahlten Doku ist ist die Gefahr für Lynchjustiz gegeben. Das kann man nun mal nicht von der Hand weisen.

Ermitteln, Anklage, verurteilen. Fertig. Danach meinetwegen soviele Dokus zeigen und den Typen an den Pranger stellen, aber nicht vorher, wenn die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind. Das ist falsch.

Ich denke die wollen immer noch Zeugen aufrufen… Anders kann ich mir dieses falsche Vorgehen nicht erklären.
Was meint ihr eigentlich, die haben schon alle Angestellten in dem Hotel damals überprüft, oder?

RedRobin schrieb:Es tut mir sehr leid, sagen zu müssen, dass CB eine schonende, bzw.

schützende Hand über ihm verwirkt hat, was Persönlichkeitsrechte betrifft.


Hat er sich um das Wohlergehen anderer Menschen nur ein winzigkleines

Bisschen geschert? Nein, das hat er nicht...

@RedRobin

Auch wenn mir am Wohlergehen des TV wirklich nichts liegt, sollten weiterhin TV nicht wie Täter präsentiert werden. Natürlich hat diese Person schon viele andere Taten begangen, er ist kein unbeschriebener Hansguckindieluft.

Aber wir sollten unsere Rechtsgüter schützen und das nicht vom Charakter von Einzelpersonen abhängig machen.

Letztlich funktioniert ein Rechtssystem und auch eine verantwortlich handelnde Journaille nur dann, wenn die gleichen Prinzipien für jeden angewandt werden und nicht nach dem Motto: Bei dem isses egal, ist sowieso ein Arschloch.

Denn irgendwann trifft es mal wirklich Unschuldige, wenn man wertvolle Prinzipien einreissen lässt.

Ladi schrieb:Ich denke die wollen immer noch Zeugen aufrufen… Anders kann ich mir dieses falsche Vorgehen nicht erklären.

Das scheint wohl so zu sein. Allerdings bislang auch mehr als fraglich, ob das zielführend sein kann?

Früher bei vergleichbaren Fällen, wo Kinder ums Leben kamen oder spurlos verschwanden, hat man auch anders verfahren und konnte einige diese Fälle klären, indem man ermittelt hat, die Fresse hielt und nur die wichtigsten Informationen an die Presse gab und nach Abschluss der Ermittlungen/ Anklage/ rechtskräftigen Urteil die vollständige Identität des Täters präsentierte. Das hat funktioniert.

sacredheart schrieb:Denn irgendwann trifft es mal wirklich Unschuldige, wenn man wertvolle Prinzipien einreissen lässt.

Genau das ist der Punkt.

Nemon schrieb:Das war als Porträt Christian B. angekündigt - und das war es dann auch tatsächlich.

Finde ich auch richtig strange, wie die Doku hier teilweise abgewertet wird, weil es keine konkreten und neuen Informationen zu Maddie gab. Obwohl das überhaupt nicht der Anspruch war. Da ist dann das eigentliche Problem die eigene Erwartungshaltung, die nicht befriedigt werden konnte.

Generell ist es auch seltsam, immer nur aus der Ich-Perspektive zu bewerten oder nicht verstehen zu wollen, dass andere nicht so detailliert mit dem Fall Maddie bzw. dem Lebenslauf von CB vertraut sind und diese durchaus neue Informationen beim Schauen erhalten können, wodurch im best case eben neue Zeugen gefunden bzw. motiviert werden können (glaube, letzteres ist das große Problem). Es ging nochmal um Reichweite, es ging darum CBs länderübergreifende und vielfältige Umtriebigkeit darzustellen, eben um ein runderes Bild von ihm zu zeichnen.

Dass die ganze Aufmachung bodenlos und über dem guten Geschmack ist, jemanden derart an gläsern zu machen und an den Pranger zu stellen, sollte außer Frage stehen.

Coldcases schrieb:sacredheart schrieb:
Denn irgendwann trifft es mal wirklich Unschuldige, wenn man wertvolle Prinzipien einreissen lässt.
Genau das ist der Punkt.

Seh ich genauso wie ihr.

Und auf einer anderen Ebene betrachtet, was soll das, sich geradezu auf obsessive Weise mit einem Täter wie CB zu befassen und ihm ganze Porträts zu widmen.
Hier wird nur die Lust am Schauer, die Faszination für das Böse bedient.
Wichtige Zeugenaussagen generiert man mit wiederholten Aufgüssen altbekannter Infos auch kaum, vielmehr zieht man damit irgendwelche Wichtigtuer (a la "Ich war mal mit CB in der Schule und fand ihn schon immer seltsam) an, die auch mal in die Medien wollen und eher alles verwässern.

... oder auch angebliche Entlastungszeuginnen, die erzählen, sie hätten zu der Zeit ständig mit CB rumgehangen, aber evtl. nicht an dem fraglichen Tag, was aber die Yellow Press in ihrem Kampf um Aufmerksamkeit nicht davon abhält, trotzdem ausgiebig über diese Nullaussage zu berichten.

RedRobin schrieb:Angenommen, CB käme in 4 Jahren frei, wie es @Coldcases andachte,

dann hielte sich mein Mitleid sehr deutlich in Grenzen, dass sich der

Mann nirgendwo mehr blicken lassen könnte.

Geht mir ganz genauso. Selbst wenn sie ihm das mit Madeleine nicht nachweisen können, hat er schon genug Menschen schweres Leid zugefügt.

es wurde von dem Pärchen erwähnt, dass auch Material auf Video von Buben gefunden wurde… könnte einige Fälle von verschwundenen Buben in D und P in den 90ern wieder in ein anderes Licht rücken…

equinoxx schrieb:Und auf einer anderen Ebene betrachtet, was soll das, sich geradezu auf obsessive Weise mit einem Täter wie CB zu befassen und ihm ganze Porträts zu widmen.

Ich hatte keine große Erwartung an die Doku, da der Titel schon verraten hat, dass es lediglich um Christian Brückner als "mutmaßlichen Täter" geht und weniger um den Fall Maddie MC Cann.

Dieses "Porträt" hat mich sehr stark an die amerikanische Senderreihe "america's most wanted serial killers" erinnert, wo die Straftaten und Biographien bekannter Serienmörder durchleutet werden. Allerdings weniger spektakulär und mit einem gravierenden und wesentlichen Unterschied, dass man diesen Serienmördern zweifelsohne ihre abscheulichen Verbrechen auch tatsächlich juristisch nachweisen konnte...

Diese Doku war schon sehr im amerikanischen Stil gehalten.

Wintertime schrieb:Angenommen, CB käme in 4 Jahren frei, wie es @Coldcases andachte,

dann hielte sich mein Mitleid sehr deutlich in Grenzen, dass sich der

Mann nirgendwo mehr blicken lassen könnte.

So abgebrüht wie er scheint, wird ihm das nicht viel ausmachen, da er immer als Reisender unterwegs war und das zukünftig auch machen wird. In Geldbeschaffenheit ist er auch firm. Es wird auch immer Menschen geben, die kein Rechtsempfinden haben, ihn versorgen und decken, leider.

AgathaChristo schrieb:So abgebrüht wie er scheint, wird ihm das nicht viel ausmachen, da er immer als Reisender unterwegs war und das zukünftig auch machen wird. In Geldbeschaffenheit ist er auch firm. Es wird auch immer Menschen geben, die kein Rechtsempfinden haben, ihn versorgen und decken, leider.

Das denke ich auch. Brückner hat ein Leben als Nomade geführt. War nicht wirklich langfristig sesshaft. Immer irgendwie auf der Flucht wie ein gehetztes Tier, dass seine Verbrechen auffliegen. Er wird das auch, wenn er irgendwann entlassen werden sollte, beibehalten und einkalkulieren, dass ihm jemand die Lichter ausblasen könnte. Straftaten würde er weiter begehen. Davon bin ich überzeugt.

AgathaChristo schrieb:Es wird auch immer Menschen geben, die kein Rechtsempfinden haben, ihn versorgen und decken, leider.

wieder in Freiheit würde Brückner wohl genau diese Menschen aufsuchen - wer weiß wofür es gut ist..

aber solange es nicht als sicher gilt, dass er eben keinen Fuß mehr in Freiheit bewegen kann, werden vielleicht auch nicht alle Zeugen anderer Straftaten willig sein, sich zu melden..

ich mag mir gar nicht ausdenken, was passiert wenn der wieder frei kommt.. - wieder gestärkt, 'entkommen' vor der Justiz..

FadingScreams schrieb:ich mag mir gar nicht ausdenken, was passiert wenn der wieder frei kommt.. - wieder gestärkt, 'entkommen' vor der Justiz..

Eben - und deshalb finde ich es durchaus vertretbar,

auch auf ungewöhnlichen Wegen entlang zu gehen,

solange das vom Gesetz gedeckt ist.


Und ein Staatsanwalt weiss da definitiv bescheid -

der weiss allen Unkenrufen zum Trotz ganz genau,

was er macht.

Da in der Dokumentation die Fotos der beiden Vergewaltigungsopfer, der Amerikanerin und der Irin, ausführlich, von der Amerikanerin sogar mehrmals gezeigt wurden und auch das Mädchen vom Spielplatz interviewt wurde, haben es die Macher mit den Persönlichkeitsrechten nicht allzu ernst genommen.

FadingScreams schrieb:ich mag mir gar nicht ausdenken, was passiert wenn der wieder frei kommt.. - wieder gestärkt, 'entkommen' vor der Justiz..

Es gibt da ja Möglichkeiten seitens der Justiz.
Kontrollorgane, wie Fußfessel, Handy abhören, Wagen JPS usw.
Ist allerdings aufwendig und muss richterlich angeordnet werden.

Mir graust auch davor, wenn der wieder freikommen würde.
Ängste davor, wenn der sich wieder an Kindern vergreifen würde.
Man ist schon sensibilisiert, wenn man ein Kleinkind ohne Begleitung sieht.
Bin allerdings vorbelastet, was das Thema betrifft.

AlteTante schrieb:haben es die Macher mit den Persönlichkeitsrechten nicht allzu ernst genommen.

Mit wessen Persönlichkeitsrechten?

Mit CBs?

Da müsste man aber den ganz genauen Wortlaut beachten.

Meines Wissens nach wurde nicht gesagt, dass CB die Irin vergewaltigt hat (!).

Das wurde nicht gesagt...

Diese Sache wird sicher noch über ein ordentliches Gericht verhandelt werden.

AlteTante schrieb:Da in der Dokumentation die Fotos der beiden Vergewaltigungsopfer, der Amerikanerin und der Irin, ausführlich, von der Amerikanerin sogar mehrmals gezeigt wurden und auch das Mädchen vom Spielplatz interviewt wurde, haben es die Macher mit den Persönlichkeitsrechten nicht allzu ernst genommen.

Brückner ist selbst als Opfer aufgewachsen und wurde erst später zum Täter. Erschreckend, dass die Pflegeeltern Brückner als Kind aufnahmen, weil sie Geld für die Pflege vom Staat erhalten haben. Aufgewachsen mit Prügel. Der Junge wurde nicht adoptiert. "Elternliebe" sieht anders aus. Das spricht schon Bände. Hier haben die Pflegeeltern und auch die Behörden wie Jugendamt kläglich versagt. Wie soll ein junger Mensch Einfühlungsvermögen, Emphatie entwickeln, wenn er es selbst nie kennengelernt hat? Das ist natürlich keine Rechtfertigung oder Entschuldigung für spätere Straftaten und Falschentwicklungungen in der Persönlichkeit. Es gibt Kinder, die ähnlich aufgewachsen sind, aber Alarmsignale gab es da bei ihm schon in früherer Kindheit und die worden nicht wahrgenommen.

Wundern muss man sich dann nicht, wenn jemand dann eine solche Entwicklung später nimmt.

Ein übles Machwerk. Da drängt sich auf jeden Fall der Verdacht auf, dass ein Hauptmotiv vieler Akteure beim Mitwirken in diesem Filmbeitrag die eigene Bereicherung oder das Ablenken vom eigenen oder dem Fehlverhalten einem nahestehender Personen sein könnte. Der Filmbeitrag eröffnete Einblicke in ein Milieu in dem Moral ein Fremdwort zu sein scheint. Die Frage ist, ob man den meisten der getätigten Aussagen in der Form wie sie getätigt wurden überhaupt Glauben schenken darf.

@meermin

die bezeichnen sich zum Teil selbst als 'kleine Gauner' - aber mit der derart dunklen Seite Brückners, wurden die alle erst viel später konfrontiert.. - so verstehe ich es jedenfalls..