MORDPROZESS SANDRA D.
Grauen hielt Einzug ins ländliche Idyll
ERSTELLT 16.04.2014
Was in dem Haus am Eingang des Krabachtals in Eitorf-Bach geschehen sein soll, passt so gar nicht zu der ländlichen Idylle: Die Prozessbeteiligten im Fall der verschwundenen Sandra D. besichtigten das Wohnhaus bei einem Ortstermin. Von Benjamin Jeschor
Eitorf/Bonn.
Idyllisch lag das Haus am Eingang des Krabachtals im kleinen Eitorfer Ortsteil Bach am Mittwoch in der Frühlingssonne, als die Prozessbeteiligten im Mordfall Sandra D. das Wohnhaus der Familie besichtigten. Umrankt von blühendem Flieder eröffnete Josef Janßen, Vorsitzender Richter der Schwurgerichtskammer des Bonner Landgerichts, diesen Ortstermin.
Was in dem Haus geschehen sein soll, passt allerdings so gar nicht zum Eindruck der ländlichen Idylle: Dem von zwei Wachtmeistern in Handschellen vorgeführten Dirk D. (41) wirft die Staatsanwaltschaft vor, seine 42 Jahre alte Ehefrau Sandra D. zunächst die Treppe hinunter gestoßen, dann erwürgt und schließlich zerstückelt zu haben. Bis heute fehlt von der Leiche jegliche Spur. Der Angeklagte bestreitet weiterhin, seiner Frau etwas angetan zu haben.
Die Eltern des Angeklagten haben das seit einiger Zeit zum Verkauf stehende Haus am Mittwochmorgen aufgeschlossen. Der Kaminofen brannte, als sich die Schlange aus Prozessbeteiligten und Medienvertretern durch die Flure des zweigeschossigen Hauses zwängte. Die Räume sind nahezu leer geräumt, doch im Kinderzimmer der kleinen Tochter von Sandra D. hingen noch Tierposter und ein Krönchen aus Papier an den Wänden. Wieder einmal ging es am Mittwoch um die Frage, ob das, was der Angeklagte seiner neuen Freundin über den Tatablauf offenbar erzählt hat, wirklich so passiert sein könnte. Der Mann behauptet, er habe diese Schilderung nur erfunden. Bereitwillig erklärte der 41 Jahre alte Koch die örtlichen Gegebenheiten. Das Bad im Obergeschoss – eine einzige Baustelle – habe er renovieren und einen Durchbruch zur nebenan liegenden Einliegerwohnung machen wollen.
Als Zeuge wurde ein 47 Jahre alter Beamter der Mordkommission befragt. Die Frage von Verteidiger Uwe Krechel, ob der Ablauf mal mit einer Puppe nachgestellt worden sei, verneinte der Polizist. Dann wollte der Anwalt wissen, ob die Polizisten denn kein Risiko darin sahen, dass die neue Freundin weiter mit dem Krankenhauskoch zusammenlebte, obwohl sie den Beamten erzählt hatte, dass der 41-Jährige ihr gegenüber die Tat gestanden habe – und die Frau sogar vorgeschlagen habe, selber Aufnahmen von Gesprächen zu machen.
Darüber sei zwar gesprochen worden, so der Polizist. Auch sei der neuen Freundin geraten worden, den Angeklagten vor die Tür zu setzen. Von einer Gefahr sei man jedoch nicht ausgegangen. Schließlich wäre der 41-Jährige sonst noch mehr in den Fokus der Ermittlungen gerückt, erklärte der Zeuge.
Der Prozess wird fortgesetzt.
http://www.ksta.de/obere-sieg/mordprozess-sandra-d--grauen-hielt-einzug-ins-laendliche-idyll,15189214,26864930.html (Archiv-Version vom 08.06.2014)