@Nightrider64Welche Hinweise soll es denn auf eine Beziehungstat geben? Ich kann da keine erkennen. Gewiss, die Polizei hat sich schnell auf einen Kontakt von Frau Harder eingeschossen, offensichtlich aus Hilflosigkeit, weil keine anderen Ermittlungsansätze da waren. Für mich spricht aber nichts dafür, dass es sich bei dem Täter um den letzten Begleiter handeln könnte und darüber hinaus ist kein Ansatz erkennbar, dass eine Kontaktperson von Frau Harder, in welcher Form auch immer, der Täter sein könnte. Das spricht für mich geradezu signifikant gegen eine Beziehungstat. Denn bei den polizeilichen Ermittlungen wird von innen nach außen ermittelt worden sein.
Wobei Beziehungstat im weitesten Sinne zu verstehen ist. Ich würde jede Form von zeitlich andauerndem Bezug zwischen Täter und Opfer als Beziehungstat einstufen. (Die hypothetischen Anknüpfungspunkte, die ich zwischen Frau Harder und Stefan Schmitz erwogen habe, wären, wenn sie zuträfen, ausreichend, eine solche anzunehmen. Aber es überzeugt mich, dass es sich um zufällige Koinzidenzen handelt. Der kanadische Einzugsbereich ist einfach zu groß, um wahrscheinlicherweise anzunehmen, dass die beiden sich dort getroffen haben könnten und es gibt wohl tatsächlich keinerlei Hinweis auf einen Bezug von Dr. Schmitz zu München.) Bei einer seriösen Ermittlung wären alle Kontakte von Frau Harder abgeklopft worden. Ein möglicher Beziehungstäter wäre dabei sicherlich aufgefallen.
Die völlige Beziehungslosigkeit zwischen Täter und Opfer ist ein markantes Merkmal von Serientätern und ich verstehe die Leute sehr gut, die zwischen den drei in den 90er Jahren in München verschwundenen Frauen einen Zusammenhang sehen wollen - der sich freilich nicht im Ansatz belegen lässt!
Der Täter in dem Harder-Fall wirkt wie eine finstere Winkelspinne, vor deren Versteck das Opfer vermutlich arglos hin und her gelaufen ist, bevor diese plötzlich zuschlug.
Ein anderer Ansatz, der auch hier in diesem Thread vertreten wurde, war der, dass man, ähnlich wie bei einer Beziehungstat, im Nahbereich nach dem Täter suchen sollte, aber nicht personal, sondern räumlich. In der Berichterstattung über den Fall vermisse ich Angaben darüber, welche Anstrengungen die Polizei unternommen hat, um im räumlichen Nahbereich von Frau Harder, also ihrem alltäglichen Umfeld, nach möglichen Tätern zu suchen. Wenn ich das richtig sehe, wohnte Frau Harder in einer Wohnanlage mit mehreren anderen Mietparteien. Ist eigentlich das Haus, in dem sie lebte, einmal gründlich betrachtet worden, insbesondere der Keller? Was waren das für Nachbarn?
Was ist mit der Umgebung des Hauses? Irgendjemand in diesem Thread hat die Kleingartensiedlung angesprochen, durch die, rein topographisch gesehen, der tägliche Weg von Frau Harder zur nächstgelegenen U-Bahnstation führte. (Eigentlich ist ein solcher Ort doch ideal, um hinter immergrünen Hecken sichtgeschützt einen Mord zu begehen und eine Leiche spurenarm zu zerlegen, um sie dann z.B. in einem Blumenbeet verschwinden lassen zu können. Werkzeug für das Zerlegen einer Leiche, wie etwa Stichsägen oder Kreissägen dürften in einem Kleingartengebiet vorhanden sein, auch die eine oder andere Tiefkühltruhe in einem Gartenhäuschen. Und eine laufende Säge oder ein Häcksler fällt dort nicht weiter auf.)
Die Überlegung, dass ein möglicher Täter im räumlichen Nahbereich der Wohnung von Frau Harder zu suchen sein könnte, steht und fällt freilich mit der Frage, ob sie an dem fraglichen Morgen des 13. Dezember 1991 noch nach Hause gekommen ist. Aus meiner Sicht könnte die angelehnte Balkontür im Dezember ein Indiz dafür sein. Natürlich sind Fehler immer möglich, aber die wenigsten Menschen würden im Dezember vor einem geplanten Kneipenbummel, und damit stundenlang, die Tür des Balkons offen stehen lassen, was zur Folge hätte, dass die Wohnung stark auskühlte. Näherliegend ist es doch, dass sie die Wohnung nur noch ganz kurz verlassen wollte, um etwa in den Keller zu gehen oder zu einem Nachbarn oder um Zigaretten zu holen und beim Verlassen der Wohnung subjektiv davon überzeugt war, dass sie nach wenigen Minuten zurückkehren würde, so dass die Tür zum Lüften kurz offen bleiben konnte. Interessant wäre die Frage, ob geprüft worden ist, ob Gegenstände, die Frau Harder bei ihrem Kneipenbummel bei sich hatte z.B. die Handtasche, ein Halstuch oder andere Kleidungsstücke in ihrer Wohnung gefunden werden konnten. Das wäre ja ein Beweis dafür, dass sie noch einmal zurück gekommen wäre.
Es scheinen noch eine Menge Fragen offen zu sein.