Der Billigflug Boom hat schon auch mit der Sicherheit zu tun:
Durch extrem günstige Tickets können sich mehr Personen das Fliegen leisten, es animiert auch Menschen mit etwas höheren Einkommen zu mehr Flügen pro Jahr.
Alleine im letzten Jahr stieg weltweit die Anzahl der Flüge um 7,6 % (in Europa sogar um 8,2%)
https://www.bdl.aero/de/presse/pressemitteilungen/2018/198/Es steigt die Anzahl der Flugzeuge, dadurch braucht man mehr Personal. Bis 2037 werden doppelt so viele Piloten wie heute benötigt.
https://www.flugrevue.de/jobs/luftfahrtberufe/boeing-sieht-rekord-bedarf-an-piloten/757868Die Airlines haben finden schon heute nicht mehr genug Cockpitpersonal. Die logische Folge: Die Aufnahmekriterien müssen immer mehr gelockert werden.
Eine Quelle darf ich hier nicht einfügen, weil jede Ausbildungsstätte eigene Bestimmungen hat – es wäre Werbung.
Nächster Punkt:
Um billigst Tickets verkaufen zu können, muss man Flugzeuge extrem vollstopfen und kurze turnaround Zeiten habe. Reserve Flugzeuge, bzw. Ersatzpersonal ist schon überhaupt nicht möglich.
1989 war ein A320 mit max. 168 Sitzen bestuhlt (viele Airlines hatten weniger Plätze):
https://www.flugrevue.de/zivilluftfahrt/airlines/lufthansa-die-flotte-airbus-a320-200/717668?seite=3Heute werden bis zu 189 Sitze in den A320 gestopft:
https://www.flugrevue.de/zivilluftfahrt/flugzeuge/erhoehte-sitzplatzkapazitaet-fuer-airbus-a320-und-a321/577354Das ist nicht nur für den Passagier unangenehm, auch das Personal hat mehr Stress.
Noch in den 1990er Jahren betrug die turnaround Zeit bei Flugzeugen vom Typ Boeing 737, A320,…
Eine volle Stunde.
Heute liegt sie in Extremfall bei 25 Minuten:
https://www.berliner-zeitung.de/berlin/ladegruppenfuehrer-illmann-der-irre-sound-der-flugzeuge-4409812Auch für die Piloten und das Flughafenpersonal ist das enormer Stress.
Warum passieren in letzter Zeit so viele Unfälle am Vorfeld? Weil keiner mehr Zeit hat!
Erst gestern hat ein Schleppfahrzeug wieder den Flügel einer Boeing 777 beschädigt:
https://www.aerotelegraph.com/boeing-777-von-cathay-bekommt-eine-delleDas Personal hat überhaupt keine Verschnaufpause mehr – es kann sich sogar von Passagieren Vorwürfe anhören, warum der Dreck vom vorigen Flug nicht vollständig beseitigt ist.
Dann passieren unvorhergesehene Dinge. Verspätungen wegen Wetter, Streik, Technical, Luftraumüberfüllung, Personalausfall,….
Ersatzflugzeuge/Personal gibt es nicht.
Jetzt schaut sich die Airline folgendes an: dieser Flug hätte eine Distanz von 2.000 Kilometer. Das heißt, jeden Passagier stünden € 400,-- Entschädigungszahlung (=€ 75.600 bei 189 Pax einfache Strecke) zu
Dann nimmt doch eine Maschine, die eigentlich für eine Kurzstrecke geplant war (bis 1.500 Km), denn dort muss man pro Passagier nur € 250,-- bezahlen (= € 47.250 bei 189 Pax einfache Strecke).
Die Passagiere bekommen von diesem Flugzeugtausch natürlich nichts mit,....
Ersparnis für die Airline: € 28.350,-- Wenn man bedenkt, wie viele Flüge diesen Sommer ausfallen bzw stark verspätet sind, wird einem erst bewusst, welche Summen Airlines durch solche Taktiken sparen.
https://ooe.arbeiterkammer.at/beratung/konsumentenschutz/reiseundfreizeit/Flugverspaetung_und_Annulierung.htmlViele Passagiere beschweren sich über unfreundliche Flugbegleiter.
Bevor man urteilt, muss man folgendes bedenken:
Passagiere lassen ihre Wut bei den Flugbegleitern aus. Diese können nichts für Verspätungen, Strafgebühren (Übergepäck, zu viel Handgepäck, Online Check in vergessen,….), verschmutzte Flugzeuge (wer reinigt 189 Sitze + WC bei 25 Min turnaround?)
Dann gibt es immer noch Leute, die erwarten, dass bei einem Ticket um € 19.90 die Verpflegung an Bord kostenlos ist. Der Flugbegleiter kann sich anhören, was es für eine Frechheit ist, für einen Becher Wasser € 3,-- zu verlangen,…
Die Flugbegleiter können auch nichts dafür, falls etwas (kostenpflichtiges) ausgegangen ist,…
Enge Bestuhlung, Schlangen vor dem WC, nervig Sitznachbar – der Passagier lässt alles am Flugbegleiter aus.
Wenn die Maschine dann auch noch aufgrund eines Nachtflugverbotes auf einen anderen Airport landen muss – wer bekommt den Frust zu spüren? Natürlich die Flugbegleiter.
Das ist ein Knochenjob! Man muss sich auch einmal in deren Lage hineindenken.
Ich bin zwar noch nie mit einer Billigairline geflogen, aber zu mir waren immer alle Crewmitglieder freundlich. Ich hatte noch nie Probleme. Kann auch daran liegen, dass ich im Flugzeug überglücklich bin und das auf andere ausstrahle.
Eines macht mich richtig wütend: es gibt Menschen (auch in meinem Bekanntenkreis) die sich tatsächlich auf das Wildeste darüber aufregen, wenn ein Flug gecancelt wird, weil die maximale Einsatzdauer der Crew überschritten ist.
Darauf gebe ich folgende Antwort: „Willst Du von einem übermüdeten Arzt operiert werden?" Dann schauen sie mich entsetzt an. Das selbe gilt in der Airline Branche.
Ich will auf keinen Fall von einem übermüdeten Piloten durch die Weltgeschichte geflogen werden.
Mir fallen noch so viele Punkte ein, aber dann wird der Beitrag zu lang.
Ich hoffe, ich konnte wenigstens etwas Einblick in die Schattenseite der Billigtickets geben.