Schnelltrasse München-Berlin - von Flop zu Top

Die neue Schnelltrasse der Deutschen Bahn zwischen München und Berlin entwickelt sich nach einem desaströsen Fehlstart zu einem beachtlichen Erfolg.

Während es bereits bei der Eröffnungsfahrt zu erheblichen Verspätungen aufgrund von Kompatibilitätsstörungen der ICE´s mit dem neuen Sicherungssystem ETCS (European Train Control System) kam und auch in den Folgetagen viele Probleme auf der Strecke auftauchten konnte man mit der weiteren Entwicklung sehr zufrieden sein.

Seit dem 10. Dezember haben knapp 1,2 Mio Fahrgäste die Strecke genutzt. (Mehr als doppelt so viel, wie im Vorjahreszeitraum...diese starke Auslastung hatte man erst gegen Ende des Jahres erwartet).
Auch in Sachen Pünktlichkeit läuft es jetzt. Diese lag über dem Bundesdurchschnitt im Fernverkehr. Im Februar waren deutschlandweit 80,4 Prozent aller Fernzüge pünktlich.

Also doch alles nicht so schlimm, wie es am Anfang aussah. Okay der Wegfall von Air-Berlin hat dabei sicher auch eine Rolle gespielt. Nichts desto trotz, ein sehr attraktives und umweltfreundliches Angebot.

Hallo @JuliusWM

Ich freue mich über den Erfolg der Strecke "München<>Berlin". Über was genau willst du jetzt diskutieren?

Liebe Grüße,
Futureman

Ich würde diese Startschwierigkeiten nicht als desaströsen Fehlstart bezeichnen, da hat sich die Presse mal wieder nicht zurückhalten können.

Ansonsten finde ich das Angebot super und eine Entlastung der Flugstrecke ist ebenfalls schön.
Der Flug dauert 70 Minuten, wenn man die Fahrten vom/zum Flughafen und die Security einrechnet, dann reduziert sich die Zeitersparnis eines Fluges auf vielleicht eine Stunde gegenüber der 4h Nonstopfahrt.

Wieder ein Prestigeprojekt auf Kosten der Steuerzahler. Auf der einen Seite fährt man extra einen Bogen durch das Thüringer Becken um Erfurt anzufahren, auf der anderen Seite hängt man Fahrplan mässig gesehen die Verbinungen kleinerer Städte in Richtung Berlin oder München ab, so werden nun auf der klassischen (früheren) Strecke Berlin-München Städte wie Jena, Erlangen oder Augsburg deutlich seltener bedient.

Was bringt mir eine neue Prestigestrecke wenn man auf der anderen Seite bundesweit zu wenig Personal vorhanden ist? Was bringt eine Prestigestrecke wenn es an der Wartung hapert?

So habe ich bereits erlebt das im Bordbistro der komplette Strom ausgefallen ist, inklusive Licht und dies vom Zugpersonal erst jemanden nach mehrfacher Nachfrage interessert hat.

So habe ich erlebt das ein Zug mehrere Minuten mit Fahrgästen komplett ohne Beleuchtung in Berlin Südkreuz (untere Ebene) stand, bei dem nach mehrfacher Nachfrage die lapidare Antwort kam der Zug müsse "neu gebootet" werden.

So habe ich erlebt das man in Kassel fast 45 Minuten stand, weil der Anschluss-Lokführer nicht zur Verfügung stand.

Was bringt es, wenn man von 80 Prozent Pünktlichkeit spricht. Bedeutet nichts anderes als 20 Prozent Verspätung, sprich unter Umständen Anschlussgefährdung.

stanmarsh schrieb:Ich würde diese Startschwierigkeiten nicht als desaströsen Fehlstart bezeichnen, da hat sich die Presse mal wieder nicht zurückhalten können.

Ist ja nicht so das ETCS etwas ganz neues wäre,

Wikipedia: European Train Control System#ETCS in Deutschland

stanmarsh schrieb:Ansonsten finde ich das Angebot super und eine Entlastung der Flugstrecke ist ebenfalls schön.

Wie oft hast du schon das besagtes Angebot, sprich SFS München-Ingolstadt-Nürnberg genutzt, wie oft ABS Nürnberg-Ebensfeld, die SFS Ebensfeld-Erfurt oder etwa die NBS Erfurt-Halle/Leipzig persönlich genutzt?

@berlinandi

Bisher bin ich erst ein Mal von Berlin nach München gefahren. Bin aber die Strecke eine Zeit lang geflogen und das macht einfach keinen Spaß. Hätte es zu dieser Zeit eine Zugverbindung in ca. 4 Stunden gegeben, ich hätte sie dankbar genutzt.

berlinandi schrieb:Ist ja nicht so das ETCS etwas ganz neues wäre,

Nein, aber zum einen die TEIV/TSI Regelkonformität herzustellen und zum anderen die extrem peniblen Sicherheitsanforderungen der Inbetriebnahmeprüfer zu erfüllen ist nicht trivial. Schließlich ist auch die Software für die ETCS Rechner speziell auf diese Strecke angepasst und das es bei den verwendeten Teilsystemen (z.B. verschiedenen ICE Garnituren) zu Kompatibilitätsproblemen kommen kann ist auch nichts besonders ungewöhnliches.
Mittlerweile sollten diese Fehler allerdings behoben sein und ein normaler Regelbetrieb stattfinden.

Ein informatives Video zum Einsatz von ETCS auf der NBS VDE 8.
Gut dargestellt sind die Übergänge und Levelwechsel von und nach ETCS Level 2.

Transitionen ETCS VDE 8 1 HD

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Chefheizer schrieb:Nein, aber zum einen die TEIV/TSI Regelkonformität herzustellen und zum anderen die extrem peniblen Sicherheitsanforderungen der Inbetriebnahmeprüfer zu erfüllen ist nicht trivial. Schließlich ist auch die Software für die ETCS Rechner speziell auf diese Strecke angepasst und das es bei den verwendeten Teilsystemen (z.B. verschiedenen ICE Garnituren) zu Kompatibilitätsproblemen kommen kann ist auch nichts besonders ungewöhnliches.

Da hast du natürlich Recht, aber wenn man (mit Unterbrechung) fast 25 Jahre an einer Teilstrecke arbeitet, sollte das Ganze im Regelbetrieb doch halbwegs funktionieren, sonst ist es eben gefundenes "Fressen" für die Presse.

@berlinandi
Klar und Bahn-Bashing ist aus einem mir unbekannten Grund sogar politisch Korrekt.

Die 25 Jahre Bauzeit sind zwar lange, aber es ist ja auch nicht nur eine kleine Teilstrecke. Allein die irre Menge an Brücken und Tunnels hat so ihre Fallstricke und der Bau dauert einfach lange, egal wie man es dreht.
Mittlerweile funktioniert es jedenfalls gut und das ist ein knappes halbes Jahr nach der Eröffnung doch ein guter Erfolg.

Erinnert mich jedenfalls daran, dass ich die Strecke unbedingt mal fahren muss.

berlinandi schrieb:So habe ich erlebt das man in Kassel fast 45 Minuten stand, weil der Anschluss-Lokführer nicht zur Verfügung stand.

Na, das geht doch noch...
Letztens bin ich von Stuttgart nach Hannover gefahren. ICE schon am Startbahnhof mit 30 min Verspätung los. In Frankfurt hiess es dann, „So, Zug fährt nicht mehr weiter, das Zugpersonal hat seine maximale Arbeitsteit erreicht“.
Das war mal toll, kam auch keine Durchsage am Bahnhof... gar nix, hat keine Sau interessiert.
Der nächste ICE war dann auch rappeldicke voll. Da hat sich natürlich kein Schaffner sehen lassen.

Chefheizer schrieb:Die 25 Jahre Bauzeit sind zwar lange, aber es ist ja auch nicht nur eine kleine Teilstrecke. Allein die irre Menge an Brücken und Tunnels hat so ihre Fallstricke und der Bau dauert einfach lange, egal wie man es dreht. Mittlerweile funktioniert es jedenfalls gut und das ist ein knappes halbes Jahr nach der Eröffnung doch ein guter Erfolg.

Hätte man auch anders haben können, hätte man die Strecke nicht durch das Thüringer Becken sondern über Gera geführt hätte.

Chefheizer schrieb:Klar und Bahn-Bashing ist aus einem mir unbekannten Grund sogar politisch Korrekt.

Hat vielleicht damit zu tun das man Jahre lang Auszubildende nach der Ausbildung (teilweise) nicht oder nur zeitlich begrenzt übernommen hat und jetzt über Personalmangel klagt. Wie kann denn das sein das man bei einem planmässigen Zug mal eben 45 Minuten Verspätung hat, da kein (Anschluss-) Lokführer verfügbar war.

Wie kann das sein das man ohne die Fahrgäste zu informieren in der unteren Ebene von Berlin Südkreuz das Licht im kompletten Zug abschaltet, weil man angeblich wie auf mehrfacher Nachfrage endlich erklärt den Zug neu "booten" musste. Kann ja sein das mal was Error geht, aber dann sollte man die fahrgäste zumindest Informieren wenn man sie im "dunkel" sitzen lässt.

So Sachen wie geänderte Wagenreihung gehören ja zum Alltag.

Auch hat man angeblich jahrelang den "Laden kaputtgespart",

http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/grossbaustelle-deutsche-bahn-marode-bahnhoefe-und-schienen/11394054-3.html (Archiv-Version vom 26.10.2017)

Man hat hierbei zu spät in neues Rollmaterial investiert.

Dann gibt es Beispiele das wegen Personalmangel auf der Langstrecke kein Bistro/ Bord Restaurant verfügbar war.

Von der Thematik Probleme im Sommer mit Klimaanlagen und im Winter mit Weichenheizungen mal ganz abgesehen.

Thematik Berliner S-Bahn wäre ein weiteres Thema.

berlinandi schrieb:Dann gibt es Beispiele das wegen Personalmangel auf der Langstrecke kein Bistro/ Bord Restaurant verfügbar war.

Von der Thematik Probleme im Sommer mit Klimaanlagen und im Winter mit Weichenheizungen mal ganz abgesehen.

Das kommt mir alles sehr bekannt vor...
Ist ja schon Alltag. Aber so kann man es ja machen, wenn es keine wirkliche Konkurrenz bzw. Alternativen gibt.

berlinandi schrieb:Hätte man auch anders haben können, hätte man die Strecke nicht durch das Thüringer Becken sondern über Gera geführt hätte.

Politiker sollten sich ja auch generell aus solchen Angelegenheiten heraushalten. Leider gelingt es nicht immer und Gesetze dagegen gibt es nicht.

berlinandi schrieb:Auch hat man angeblich jahrelang den "Laden kaputtgespart",

Das war ja auch die Ära Mehdorn, der Mann hat Deutschland richtig viel Geld gekostet. Mittlerweile sieht es anders aus.

berlinandi schrieb:Wie kann das sein das man ohne die Fahrgäste zu informieren in der unteren Ebene von Berlin Südkreuz das Licht im kompletten Zug abschaltet, weil man angeblich wie auf mehrfacher Nachfrage endlich erklärt den Zug neu "booten" musste. Kann ja sein das mal was Error geht, aber dann sollte man die fahrgäste zumindest Informieren wenn man sie im "dunkel" sitzen lässt.

So Sachen wie geänderte Wagenreihung gehören ja zum Alltag.

Das sind aber operative Probleme die nichts mit dem hiesigen Thema zu tun haben. Wenn du dich ins Auto setzt stehst du meist auch irgendwo im Stau. Irgendeinen Tod muss man halt sterben.
Ich fahre jetzt schon sehr lange und oft mit der Bahn, ab und zu ist sicherlich der Wurm drin - aber überwiegend lässt sich gut damit planen.