nocheinPoet schrieb:Es gibt die quantenmechanische Beschreibung eines Universum, aber unser Universum ist nicht quantenmechanisch, nur in einem gewissen Randbereich sieht es einem quantenmechanischen Universum sehr, sehr, sehr ähnlich.
Ich rede von einem Quantenmechanischen Universum als mathematisches Konzept, als Modell. Und im Modell Quantenmechanik treten keine Zufälle auf, weil es eben deterministisch ist. Ebensowenig wie in der Relativitätstheorie irgendwelche Zufälle auftreten.
Nun beobachtet man im Labor aber scheinbar zufällige Ergebnisse, die jedoch mit quantemechanischen Zuständen, mit denen man das Experiment modellieren kann stark korelliert ist. Deshalb ist der erste und logische Ansatz, die reale Welt im Rahmen einer klassischen Betrachtungsweise mit Impulsen, Orten usw. so an die QM an zu knüpfen, dass man quantitative Aussagen treffen kann. Denn letzten Endes soll ein Modell genau das machen: Die Welt, die wir erfahren (die ich jetzt mal philosophisch ganz unschön Realität nennen will) beschreiben.
Dies wird durch das mathematische Konzept der (quantenmechanischen) Messung erreicht, die den Quantenmechanischen Zustand stochastisch auf die Basisvektoren deiner Messgröße projeziert. Oder anders gesagt, man interpretiert die Amplitude der Wellenfunktion als Messwahrscheinlichkeit.
Das ist zunächst mal ein empirisches Ergebnis, das sich als sehr nützlich erweist. Wenn man die Sache aber weiterdenkt und nach den Mechanismen hinter der Messung fragt kommt man zu dem Konzept der Dekohärenz.
Man kann also den Zufall, den man in den Messungen bemerkt durch die Theorie selbst erklären. Und damit verbleibt die stochastische Messung eine zuverlässige Methode um bestimmte Ergebnisse vorher zu sagen (bisweilen in den meisten Fällen die einzige Aussage, die man überhaupt treffen kann, angesichts der gigantisch komplexen Zusammenhänge), der Zufall selbst ist aber kein dem Universum innenwohnender, grundlegender Mechanismus, weil man ihn eben erklären kann.
Was ich nun meinte: Unsere Modelle beinhaltet keinen Zufall, und Zufälle in der beobachtete Natur lassen sich durch unsere Modelle als "rechnerische Ungenauigkeiten" und Unwissen deuten. Es gibt von daher also vorerst mal keinen Grund anzunehmen, dass es in der Natur einen intrinsischen Zufall als ein der Natur innewohnender, grundlegender Mechanismus gibt. Da wir nun aber nicht wissen, wie die Natur genau funktioniert besteht natürlich immer noch die Möglichkeit für sowas, aber das sind zum jetzigen Zeitpunkt unbegründete Spekulationen.
nocheinPoet schrieb:Wie baust Du Dir den Urknall ins Weltbild? Er muss dann ja auch deterministisch sein, eine Ursache haben, die eine Ursache hat, die eine Ursache hat,...
Das ist ja das große Dilemma der Physik. Wir haben wunderbare Modelle, die in ihrem Bereich hervorragend funktionieren, allerdings nicht in dem Bereich, der uns brennend interessiert. Ein Quantenmechanisches Modell führt zu keinem Urknall, und die RT funktioniert auch nicht. Ich kann dir also nicht sagen, wie das mit dem Urknall war.
Gefühlsmäßig würde ich mal sagen, dass es nix mit Zufall zu tun hat, aber das ist wiederum Spekulatius. Wovon ich aber überzeugt bin ist, dass sämtliche Paradoxa und Widersprüche, die sich in der Physik auftun, Artefakte von unzureichenden Modellen sind. Es ist interessant darüber nachzudenken, und vielleicht sogar lohnen, denn womöglich kommt man so auf den entscheidenden Geistesblitz. Aber ich werde mir kein Kopfweh antun, bloß weil mein Modell seine Grenzen hat.
nocheinPoet schrieb:Und machst alles wieder offen
Das ist eine sehr schwierige Frage. Wenn unsere Modelle immer falsch sind, nähern wir uns dann der Wahrheit an? Wie gesagt, du kannst von allem ausgehen, aber ist das wirklich sinnvoll, wenn alles bisherige Wissen in eine andere Richtung deutet? Die Natur wäre schon ein gewaltiges Miststück, wenn letzten Endes alles doch komplett anders funktioniert, als wir bisher annehmen. Ich bin da immer sehr pragmatisch und freue mich über Dinge, bei denen die Rechnung mit der Realität übereinstimmt. Ich weiß nicht ob man da als Mensch mehr erwarten kann...
nocheinPoet schrieb: Passt auch nicht zu dem, was ich bisher immer so darüber gelesen habe. Dazu sagst Du dann, macht nichts, alle die es anders als Du beschreiben, haben es eben falsch verstanden, der Dozent an der Uni erklärt es auch immer so seltsam, Du hingegen weißt darüber die Wahrheit.
Naja so schlimm bin ich dann ja auch wieder nicht
;) Denn erstens ist das was ich erläutert habe nicht exotisch, sondern state-of-the-art. Gerade jetzt mit dem ganzen Trara um Quantencomputer findet auch die Dekohärenz Einzug in die populärwissenschaftliche(re)n Medien. Zweitens behaupte ich nicht, die Wahrheit für mich gepachtet zu haben, sondern bemängle, dass auch in der Fachwelt ein Mangel an Auseinandersetzung mit den verwendeten mathematischen Modellen und Methoden herrscht. Dinge werden einfach mal so hingenommen, ohne sich mit dem
Warum zu beschäftigen.
Das führt dann zum Beispiel dazu, dass überall von virtuellen Teilchen geredet wird, ohne sich dabei bewusst zu machen, dass das nur Korrekturterme aus der Störungstheorie sind, und wesentlich profaner sind, als im Allgemeinen dargestellt. Oder eben die Messung, die per Definition zufällig ist. Alles mathematische Hilfsmittel und Näherunge, die eingeführt werden, um sich das Leben einfacher zu machen, und manchmal um Modelle erst überhaupt brauchbar zu machen. Aber das wird gerne vergessen. Es wird krampfhaft versucht, die Quantemechanik mysteriös zu halten, und das kann ich garnicht abhaben
;)nocheinPoet schrieb: Und ich glaube auch nicht, dass hier der Diskussionsleiter wirklich verstehen kann, was Du erklärt hast.
Davon ist auszugehen.
//Edit: Und wie machst du eigentlich diese lustigen Zitate?