Wieder zuerst ein Danke schön !
Sehr gute, eingängige und konstruktive Beiträge!
Zuerst zu deiner kurzen aber dichten Zusammenfassung, tensor:
Mag sein das nimmt der RT etwas von ihrer Ästhetik. Aber es sind Notwendigkeiten, die dazu zwingen, sich an Konzepte einer Vereinigung von ART mit der QFT heranzuwagen, bei welchen konsequenterweise auch eine nicht-kommutative Geometrie gedacht werden muss. Das sieht in der Tat auf den ersten Blick etwas chaotisch aus, unruhig oder verwirrend. Es sind nicht mehr die klaren Linien einer durchgängig gültigen Kontinuität. Das wird auch mir sofort klar - selbst wenn ich als Laie hoffnungslos an der Oberfläche kratze bei einem Versuch, mich bei einem Wieder-Einstieg das zweite Mal in meinem Leben mit der modernen Physik zu beschäftigen.
Masse hast du unerwähnt gelassen. Wahrscheinlich bewusst, weil sie eben hinlänglich als eine Erscheinung der Energie aufgefasst werden kann? Bzw. weil man bei Vereinheitlichungs-Theorien Terme loswerden und sich nicht noch welche hinzu-packen möchte?
Meine Zielsetzung sehe ich allerdings nicht darin, mich nochmals tiefer in mathematische Formalismen einzuarbeiten. Das kann ich nicht. Ich möchte versuchen, von ihnen "Essenzen" zu erwischen, um eine möglichst bildhafte Symbolik entwickeln zu können als meinen persönlichen Interpretationsversuch. Dabei möchte ich so weit gehen, wie ich eben irgendwie komme.
Und das heißt in etwa so viel:
Ich möchte nach Möglichkeit ein Bild oder Bilder entwickeln, die so viele unterschiedliche mathematische Formalismen in einem "greifbaren" (mit Vorbehalt...!) Ganzen zusammenfassen, wie es eben nur irgend geht. Noch idealer wäre, wenn es mir gelingen könnte, ein noch griffigeres Bild für mich selbst zustande zu bringen als Global-Definition für (mit aller gebotenen Vorsicht!...) möglichst alles, was mathematische Formalismen überhaupt zu leisten vermögen.
Für die klassische Welt habe ich ein solches Bild, das mir durchwegs genügt:
Das Beziehungsgefüge.
Mathematische Formalismen beschreiben Beziehungsgefüge im Raum (Muster) oder Muster in der Zeit (Funktionen). Ob ich diese Definition auf Motoren übertrage, Werkzeuge oder Computer: Es ist ein Bild, das mir immer hinlänglich fassbar macht, worum es geht - auch wenn ich die Formalismen nicht beherrsche, die dann tatsächlich auf den Einzelfall bezogen das leisten, was ich für mich nur bildhaft verpackt habe.
Deswegen: Wenn ich hier Versuche unternehme, mein Bild so auszuweiten, dass darunter möglichst auch die Formalismen der modernen Physik subsumiert werden können, dann habe ich die herzliche Bitte an die Experten, meine bildhafte Sprache auf Übersetzungs- bzw. Interpretations-Fehler abzuklopfen.
Nochmals: Was ich also versuchen möchte sind Interpretationen in der Art einer Transkription: Übersetzung/Übertragung in eine bildhafte resp. symbolische Sprache.
Mit dem Appell an euch: "Say never never"!
Über das wohlbekannte Vorurteil vieler Mathematiker brauchen wir uns nicht mehr zu unterhalten, das ja in etwa so aussieht:
"Mathematische Formalismen ab einem bestimmten Komplexitätsgrad LASSEN sich einfach nicht mehr in Bilder übertragen, weil Bilder und Symbole IMMER aus der uns zugänglichen Erfahrungs-Welt entnommen werden, es sich bei den abstrakten Formalismen, mit Hilfe derer wir heute einen großen Teil der (physikalischen) Welt zu beschreiben versuchen, aber um Bereiche handelt, die eben NUR NOCH so fassbar sind:
Weil sie eben außerhalb der von uns be-greif-lichen Wirklichkeit liegen."
Hört sich völlig stimmig an.
Trotzdem: Please say never no. Einfach offen bleiben. Mal sehn, was rauskommt.
Fangen wir an mit einem nächsten, kleinen Schritt:
Ich habe jetzt gestern lange herumgegrübelt ob es Sinn macht, den extrem kontroversen Informations-Begriff zunächst außen vor zu lassen. Ich befürchtete, dass er das Thema gleich zu Beginn derart verkomplizieren könnte, dass wir sofort wieder stocken, noch bevor wir auch nur in die Nähe dessen kommen, was spannend und interessant wäre (zumindest für mich).
Ich bin zur Überzeugung gelangt, dass es aber gerade umgekehrt ist.
Sparen wir den Informations-Begriff aus, dann wäre das so, als würden wir zunächst über Orangen reden ohne Fleisch und Saft - aber mit Schale. Und dann möchten wir später versuchen, das Fleisch und den Saft durch die Schale in die Orangen hinein-zu-kriegen, die wir uns zusammen-konstruiert haben.
Geht irgendwie nicht bzw. ist schlecht oder schildbürgerhaft.
Wir kommen deswegen schon hier um den Informations-Begriff wohl nicht drum herum.
Einschub: Ich mache ab jetzt auch den Fehler, dass ich Vermutungen als Tatsachen und nicht im Konjunktiv darstellen werde. Aber ich sage gleich dazu (und werde später bei eventuellen Nachfragen hier-her zurück-verweisen): Ich tue das nur, weil sonst mein Schreibstil so holprig wird, dass einem nach 3 Zeilen bereits die Lust vergeht.
Bei mir gilt, dass alles in Frage steht, weil nichts als (absolut...) sicher verkauft werden darf. Aussagen, die wie Behauptungen aussehen oder wie sichere Annahmen hingestellt werden, verwende ich also aus den besagten sprachlichen Gründen ohne dass dies aber an meiner eben formulierten Prämisse etwas ändert!
Philosophisch nennt sich das Apodiktion oder "Fundamentum inconcussum":
Das ist für einen Menschen ein als unumstößlich geltendes Fundament unter seinen Füßen. Der Boden oder die Basis, von der ausgehend er seine(!) Welt versucht gedanklich zu erschließen.
Meine Apodiktion ist nichts anderes als der Popper'sche Falsifikationismus:
Wir geben uns Antworten. Aber alle unsere Antworten bleiben Fragen.
Fangen wir also zunächst an, uns mit dem Informations-Begriff etwas voran-zu-tasten:
Information gibt es nicht, wenn es nicht mindestens 2 Seiten gibt.
Information gibt es nicht, wenn die mindestens 2 Seiten nicht irgendwie miteinander verbunden sind.
Information gibt es nicht, wenn die eine Seite nicht wenigstens in einer einzigen Hinsicht eine Ähnlichkeit mit der anderen Seite aufweist.
Umgangssprachlich gewendet: Vom Sender kommend ist Information für den Empfänger nur dann Information, wenn sie auch verstanden wird. Das setzt voraus, dass die einlaufenden Daten mit zumindest irgend-etwas im Empfänger verglichen werden können. Nicht-vergleichbare Daten bleiben Daten (nicht-zuordenbare Muster), werden aber nicht zu einer Information.
Nach dieser notwendigen kleinen Vorrede zu den mathematischen Formalismen:
Sie müssen ebenfalls zumindest eine Ähnlichkeit aufweisen zu dem, was wir über sie beschreiben, sonst ist eine Beschreibung nicht möglich.
Die reziproke Konsequenz ist von Bedeutung:
Nicht nur WIR berechnen, was geschieht. Das Geschehende ist ebenso als Rechnen zu verstehen. Es sind Berechnungen - Rechenprozesse - Verrechnungsprozesse.
Mag man den Roman/Film HHGTTG noch so absurd und blödsinnig finden - er enthält ungeheuer tiefsinnige Gedanken: Eine Simulation ist im Vergleich zu stärker abstrahierenden mathematischen Formalismen eine Art Kapitulation:
Wir er-fassen stark abstrahierend so gut wie gar nichts mehr. Wir müssen rechnend "näher heran" an das "Rechnen der Natur dort draußen". Wir müssen dem, was wir erfassen wollen, ähnlicher werden. Trotzdem werden wir es nie in vollem Umfang (vollständig) "nach-empfinden". Wir entkernen vielmehr, wir nehmen die "Seele", wenn wir das tatsächlich Geschehende in zu hoch-abstrahierende Modelle quetschen.
Deshalb ist eine der in HHGTTG angebotenen, absurden (vom Gedanken her aber doch gar nicht sooo blödsinnigen) "Lösungen" die 1:1-Simulation - d.h. der exakte Nachbau z.B. unserer Erde (Erde Version II).
Etwas Vergleichbares wird zur Zeit tatsächlich in Lausanne angestrebt:
Der 1:1 Nachbau-Versuch einer kortikalen Säule.
Anderes Bild in "Terminator": Wir (noch fast auf Taschenrechner-Niveau) versuchen an eine unbekannte, erheblich leistungsfähigere CPU heranzugehen.
Welche unabdingbare Schnittstelle wäre notwendig?
Mit höheren Programmiersprachen einer unbekannten CPU könnten wir zunächst überhaupt nichts anfangen. Zualler-erst müssten wir das BIOS knacken - müssten herausfinden, ob die fremde CPU mit dem Binärsystem arbeitet usw.
Was tun wir dabei?
Wir machen uns dem Unbekannten Schritt um Schritt ähnlicher.
Je ähnlicher wir ihm sind, je tiefer haben wir es verstanden.
Das Problem nun, das ich in dieses Bild zu fassen versuchte, wird in Feldtheorien mit dem Begriff
Renormierung umschrieben.
Vieles spricht dafür, dass wir es "dort drüben" mit einem "Unendlichkeits-Prozessor" zu tun haben. Dieser "schafft" es eventuell, so zu "rechnen", dass echt kontinuierliche Abläufe/Übergänge dabei heraus-kommen. Aber selbst er gerät schon zwangsläufig an die Notwendigkeit, Berechnungen von Berechnungen "machen" zu müssen:
Unendlich ist nicht "einfach" unendlich! Mit jedem Prozess, der zu anderen Prozessen hinzukommt, mit diesen wechselwirkt, sich mit diesen überlagert, wächst "etwas", das schließlich zu einem Ungetüm wird von schier unendlich ineinander geschachtelten Unendlichkeiten.
Tun wir da einen (zunächst mit Sicherheit noch sehr naiven) Zeitbegriff hinzu, dann kommt dabei heraus, dass diese "Unendlichkeits-CPU" niemals mit irgend-etwas fertig werden könnte. SIE selbst muss also bereits in irgend-einer Weise "renormiert" sein, damit überhaupt ein konkretes Sein entstehen kann:
Der Sprung ins Konkrete ist notwendig!
Es MUSS Naturkonstanten geben!
Wir aber kommen bei keiner einzigen Feldtheorie an der Notwendigkeit vorbei, erheblich rigoroser zu renormieren.
Für das Renormieren hätte man als T.T. auch "Constraint-Bildung" nehmen können. Man MUSS Constraints einführen - man MUSS die Gültigkeits-Bereiche verschiedenster Variablen stark(!) einschränken, um überhaupt zu Ergebnissen kommen zu können.
raycluster schrieb:
Informationen weg lassen, um die Rechnung zu vereinfachen führt zur Stochastik. Das ist ein mathematisches Hilfsmittel um komplexe Zusammenhänge mit vielen Parametern sinnvoll erfassen zu können. Wenn ich wollte könnte ich alles mit entsprechender Rechenpower exakt berechnen.
Hier liegt sie, die Problematik, die ich ganz zu Beginn, als ich in diesen Thread kam, schon angesprochen habe:
Die "Leichtfüßigkeit und Geschmeidigkeit", zu der man früher oder später neigt, wenn man als Experte gelernt hat, sich mehr oder weniger mühelos in den Formalismen der Mathematik zu bewegen.
Nur hier liegt aber auch der Dreh- und Angelpunkt für ein tieferes Verständnis.
Bis jetzt hast du zumindest eine Ahnung, was ich eigentlich sagen möchte, raycluster?
Es muss (so meine Behauptung) eine prinzipielle Grenze JEDER Berechenbarkeit für uns geben! Selbst wenn du einen Unendlichkeits-Prozessor einem Unendlichkeits-Prozessor gegenüberstellen würdest!
Wir sind wieder bei der Kernaussage von Gödel!
Du KANNST ein komplexes System nicht vollständig erfassen! Nie!
raycluster schrieb:
Meine Interpretation kommt, wie ich geschildert habe, problemlos ohne einen intrinsischen Zufall aus, sondern kann derartige Phänomene vollständig (und ohne versteckte Variablen) erklären.
Natürlich kann ich heute nicht mehr tiefer darauf eingehen. Das soll schließlich der Weg sein, der noch vor uns liegt. Auf jeden Fall würde ich mir wünschen, dass du "vorsensibilisiert" wärst:
Das Wort "vollständig" ist genau so verfänglich wie das Wort "absolut".
Du hast IMMER deine Constraints. Du hast IMMER deine Renormierungen. Und DEINE sind IMMER willkürlich und not-gedrungen:
Ganz einfach, weil du sonst nicht weiterkommst! Nie und nimmer.
Abschluss für heute, um das voraus-laufend Gesagte an einem konkreten Beispiel deutlich zu machen:
An der Uni Mainz etwa steht ein recht starker Großrechner (liebevoll "Wilson" genannt nach Ken Wilson) der sich unter anderem mit Quanten-Chromo-Danamik abrackert. Um ein Feld-Modell durchzurechnen resp. zu simulieren, das etwa von den Quark- und Gluonen-Massen zur Masse eines einzigen(!) Protons führt, braucht der Rechner je nach Grad der Genauigkeit, die man ihm abverlangt, bereits Wochen bis Monate.
Was war das? Ein einziges Proton?! Ein einziges Proton soll der berechnen?
Ja! Ein einziges Proton...