Ok ok ich schreibe hier doch noch etwas und versuche das mal mit etwas Abstand zu betrachten. Es liegt mir fern das nur zu verteidigen und als allgemeingültig zu deklarieren, ich bin kein Experte auf diesem Gebiet, hab auch nie vorgegeben einer zu sein.
Makrophage schrieb:Und es ist in der Fachwelt weithgehend unstrittig, dass Obst und Gemüse positive Gesundheitseffekte haben. Große epidemiologische Studien zeigen übereinstimmend einen präventiven Effekt in Bezug auf vielfältige Krebserkrankungen. Das ist empirisch bestätigt worden.
Kann und will ich auch nicht abstreiten, mir ist es lieber wenn Menschen sich auf diese Weise ernähren als mit Vitamintabletten zu "versorgen" wo man inzwischen schon Erkenntnisse hat das diese nicht ausreichen, oder gar kontraproduktiv auf den Organismus wirken können. Also lieber frisches Obst (am besten durch Eigenanbau). Soylent soll ja auch nicht auf der ganzen Linie völlig die konventionelle Nahrung ersetzen, ist auch nicht die Absicht (bis jetzt). Nur kann es eben im regelmäßigen Konsum noch keine völlig klaren Schlüsse erlauben oder nicht auch Soylent in diesem Bereich eine Alternative bieten kann, es kann wirklich nur der Langzeittest Einblick in diese organische Funktionsweise geben. Das Vertrauen wächst wenn man das genau unter die Lupe nimmt, Fakten und Daten sammelt. Ich hoffe auch das dieses Experiment in dem Fall genauestens geprüft wird! Alles andere wäre auch unverantwortlich in meinen Augen und all derer die rational über dieses Thema denken oder auch den Selbsttest wagen wollen. Es ist ein Muss!
Makrophage schrieb:Du verwechselst hier Sinn und Nutzen. Natürlich ist der Apfel nicht dazu da, um uns zu ernähren. Aber er ist zufälligerweise (und durch Züchtungen nehme ich an) dazu zweckmäßig. Wasser ist auch nicht auf der Welt da, um unseren Durst zu stillen. Aber wir können es dazu nutzen, das ist ein fundamentaler Unterschied.
Der Körper des Menschen basiert wie alles in der Natur auf Anpassungsprozessen, der Apfel ist nur für den Baum essentiell, der Mensch nutzt ihn nur als kompakte Nahrungsquelle, wie auch die Kartoffeln und das Gemüse. Der Mensch ist jedoch nicht gänzlich von diesen abhängig, dem Körper ist es im Prinzip egal wie er die nötigen Stoffe aufnimmt. Jedoch (so pikant wie das klingen mag) man kann an den Ausscheidungsprodukten erkennen was der Körper braucht und was nicht, denn viele der Stoffe wandern nunmal einfach wieder aus dem Körper und werden vom Verdauungssystem "ausgefiltert". Das ist keine Behauptung das ist schlicht und einfach ein Fakt, diese Forschung gibt es auch schon lange in der Landwirtschaft bei Tieren, wo untersucht wird wie man diese am effektivsten ernähren kann, lange Zeit wurden Tiere nur mit Getreidemixen ernährt, inzwischen erhalten auch diese immer mehr das nötige Nahrungskonzentrat, man kann es schon bei einigen Bauernhöfen beobachten welche Tiere schneller und häufiger krank werden und Mangelerscheinungen haben. So blöd wie es klingt aber diese Konzentratnahrungstechniken sind in dem Fall einfach effektiver.
Makrophage schrieb:Die Ballaststoffe hatte ich übersehen, danke für den Hinweis. Es wäre gut, wenn er sie aus verschiedenen Quellen beziehen würde, mal Pektine, mal Algenextrakte, mal Cellulose etc.
Ich bin mir sogar ziemlich sicher das dies möglich ist. Man sollte Soylent auch nicht als fertiges Produkt betrachten, es muss und wird sich noch in einigen Punkten ändern. Nichts ist gleich am Anfang perfekt, sollte er es gleich am Anfang als perfekte Alternative verkaufen wollen ohne solche Aspekte zu bedenken wie die von dir genannten, so wäre auch ich extrem skeptisch. Zum Glück kann man alles abändern, erweitern und individualisieren, so auch Soylent, was das betrifft bin ich recht zuversichtlich.
Makrophage schrieb:Ich habe nicht geschrieben, dass sie nötig sind, sie sind aber von Vorteil. Man sollte in Form von Obst und Gemüse nicht auf sie verzichten. Das empfehlen schließlich auch alle großen Fachgesellschaften.
Beide Methoden können von Vorteil sein, es ist aber auch nicht die Absicht völlig auf Obst und Gemüse zu verzichten, er selbst rät auch davon ab dieses Projekt so radikal wie er selbst zu handhaben und gänzlich auf konventionelle Nahrung zu verzichten. Würde ich auch nicht wollen, so vernünftig bin ich auch
;)Makrophage schrieb:Du bist ja witzig, gerade weil so was mal in der normalen Nahrung vorkommen kann, sollte man ja auch abwechslungsreich essen. Das Beispiel Zink ist gut, es hemmt die Aufnahme von Kupfer. Die gleichzeitige Einnahme ist verlorene Liebesmühe.
Na ja ob ich witzig bin ist eine andere Frage aber meine Absicht war es hier nicht "witzig" zu sein sondern doch nen bissel seriös zu wirken, vielleicht ist mir das im Detail nicht ganz geglückt, aber so selbstkritisch bin ich schon
:DDer Punkt ist ja der, auch in konventioneller Nahrung hat man genau solche Mischkombinationen, die Natur hat sich dafür keine strikte Trennung und Rationalisierung "ausgedacht" der Mensch nimmt immer und jeder Form Nährstoffe auf die sich in ihrer Wirkung durchaus im "Widerspruch" befinden, darum hast du völlig recht die Aufnahme der Nährstoffe sollte bei konventioneller Nahrung auch abwechslungsreich erfolgen. Die Frage ist nur ob man das in Form von Soylent oder Notnahrung auch muss? Kann es nicht sein das der Körper eigene Abläufe und "Systeme" hat die genau dies berücksichtigen? Der Körper wird ja auch auf konventionelle Weise mit einer Vielzahl an Nahrungssubstanzen "überflutet", diese müssen verarbeitet und gespeichert werden, nichts wird im Körper ohne Umwege aufgenommen, das ist ja das faszinierende am Organismus der Verdauung, sie ist sehr anpassungsfähig und kann wirklich sogar mit genügend Anpassungszeit auch solche Prozesse ermöglichen. Auch wenn es umstritten sein mag aber der Wechsel vom Allesfresser zum Veganer ist in dem Punkt auch äußerst radikal und spaltet die Geister, doch ich kenne einige und viele von ihnen erfreuen sich bester Gesundheit.
Makrophage schrieb:Es ist alles dazu im Internet zu finden, Blog, Twitter etc, virales Marketing vom Feinsten. Es ist hochgradig naiv, anzunehmen, er wolle damit kein Geld verdienen. Lassen wir uns überraschen.
Mir ist virales Marketing lieber als große Werbekampagnen z.B. der Pharmaindustrie oder von Fitnessdrinks. Nein ich bin nicht "naiv" was das betrifft, sein Job ist Programmierer zu sein, damit verdient er seine Kohle, doch warum wäre es falsch dieses Konzept zu vermarkten? Ich meine dann zu vermarkten wenn alles so geprüft wurde das er für dieses Projekt auch finanzielle Verantwortung übernehmen kann? Er muss es ja erstmal finanzieren, dafür wäre auch eine Nachfrage wichtig, doch wie sollte es eine Nachfrage geben ohne Kenntnis von diesem Projekt zu haben? In dem Punkt hofft er ja auf einen Kickstarter und keinen Börsengang
;)Makrophage schrieb:Nahrung ist mehr als die Summe der Einzelstoffe. Das Konzept 10 mg davon und hiervon ist unvollständig.
Seh auch ich nicht anders, jedoch verlasse ich mich in dem Punkt wirklich auf Langzeitstudien, auch ich hoffe das da mehr Erkenntnisse gewonnen werden, ich bin da absolut kein Experte! Ob es unvollständig oder in manchen Fällen auch einfach unnötig ist, sind zwei verschiedene Fragen die es hier noch zu klären gibt und ich hoffe auch da auf eine 100%ige Absicherung. Vorher würde auch ich noch die Finger von dieser Alternative lassen. Auch ich habe noch meine Bedenken und eine gewisse Skepsis in diesem Punkt.
Makrophage schrieb:Es fallen mir mehrere Aspekte ein, die von nichtnutriven Nahrungsbestandteilen ausgehen und durchaus komplexe Wirkungen haben. Faserstoffe, Flavonoide, Pigmente etc. mit antientzündlichen Effekten und metabolischer Modulation. Hinzu kommen vielfältige neuroendokrine Effekte, auch "Genuß" ist nicht zu unterschätzen.
Alles richtig und wichtig! Wie ich schon sagte, Soylent ist kein abgeschlossenes Projekt was keine Änderungen zu lässt, es muss noch geforscht und in sicherlich einigen Punkten verändert werden, doch das ist kein Grund das Projekt auf Eis zu legen, das wäre für die Menschen schade die sich eine Alternative erhoffen. Genuss steht auch nicht zur Debatte, denn ab und zu wird auch der Soylenttrinker noch leckeres Essen konsumieren wollen, das lässt sich nicht verhindern und ist auch gar nicht der Hintergedanke vom Soylent, keine Sorge der Feinschmecker wird noch eine ganze Weile auf diesem Erdenrund wandeln, ab und zu bin ich's ja selbst!
:DMakrophage schrieb:Auch die Evolutionsbiologie spricht gegen eine dauerhafte Anwendung von Soylent.
Dafür hätte ich auch gern ein paar genauere Informationen, die Evolution ist ein Anpassungsprozess über lange Zeiträume, ich glaube deine Haltung >>könnte<< in diesem Punkt etwas voreilig sein, genau so wie es voreilig wäre deine Bedenken nicht zu hinterfragen, man muss es völlig neutral bewerten können.
Makrophage schrieb:Es gibt nämlich einen nützlichen Effekt, nennt sich spezifisch-sensorische Sättigung. Die Abneigung gegen sich täglich wiederholende Nahrung und Geschmacksqualitäten wird immer größer.
Und was machen Menschen die nichts schmecken können? Denkst du die leiden dann zwangsläufig unter Depressionen? Ich kenne einen "Nichtschmecker", der genießt gute Musik, gutes Wetter und gute Filme
:DDer Geschmackssinn kann zwar glücklich machen, doch er ist nicht essentiell für das Leben und das Belohnungssystem im Hirn kann auch durch andere Reize stimuliert werden. Ich seh das nicht so sehr abhängig vom Geschmackssinn. Nach einer OP hatte auch ich einige Zeit keinen richtig funktionierenden Geschmackssinn, mir hat alles gleich geschmeckt und nur die Konsistenz war mir wichtig, komischerweise war mir in dieser Zeit sogar flüssiges lieber vom Empfinden, das Kauen ohne Geschmack war einfach merkwürdig, aber das ist nur mein ganz subjektives Empfinden, inzwischen ist mein Geschmackssinn wieder völlig normal, jedoch ist der Gedanke geblieben der mir sagt, der Geschmack ist mir nicht mehr so wichtig. Das gilt natürlich nicht für andere, weiß ich auch.
Makrophage schrieb:"If it sounds too good to be true, it probably is."
Ja denke auch ich über vieles was verheißungsvoll angepriesen wird, doch hier seh ich neben der Skepsis für viele auch einen tatsächlichen Nutzen. Natürlich nur mit nötiger Überprüfung, genügend Tests und auch nur mit der entsprechenden Einstellung zu dieser alternativen Ernährung. Hierbei fand ich auch NRG-5 und BP-5 sehr interessant, es muss ja nicht Soylent sein, die Idee zählt und der Fakt das es Menschen gibt die das Selbstexperiment wagen, mit allen Risiken und Nebenwirkungen die das auf lange Sicht haben könnte. Erst DANN würde ich solch ein Produkt für den Markt zulassen! Da sind alle Bedenken im Vorfeld wichtig und müssen berücksichtigt werden, alles andere wäre verantwortungslos. Doch NRG-5 und BP-5 zeigen das es schon etablierte Möglichkeiten gibt und in einigen Teilen der Welt sogar schon sehr hilfreiche Methoden sind um gegen den Hunger und den Mangel zu kämpfen!
Celladoor schrieb:Das alles könnte man auch auf synthetischer Basis einnehmen.
So ist es, nur hab ich das Gefühl das die meisten das Wort "synthetisch" als abschreckend empfinden. Ich gehöre zu den wenigen Menschen die dieses Wort irgendwie mögen, denn es kommt von "Synthese", schon in der Philosophie ist das in der "Dialektik" interessant
;)Mein Fazit:
Alle Bedenken sind berechtigt und müssen überprüft werden, doch man kann es jetzt noch nicht als sinnloes Projekt abschieben und als ungesund oder schädlich verdammen, es ist nicht risikofrei und ich hoffe auf neue Daten und Erkenntnisse in diesem Bereich.
Doppelfazit:
Ich bin nicht naiv aber vielleicht bin ich in diesem Punkt einfach zu idealistisch, sorry for that
:D