Heide_witzka schrieb:Scheint sich um ein Sammeln von Anekdoten zu handeln.
Scheint, als würdest du sämtliche Forschung auf dem Gebiet der Nahtoderfahrungen auf das bloße Sammeln von Anekdoten reduzieren wollen, um anschließend die Aussagekraft jener 'anekdotischen Evidenz' nach allen Regeln der Kunst anzweifeln zu können.
Ich bin ehrlich gesagt nicht ganz sicher, worauf du hinaus willst. NTEs sind sicherlich mindestens genauso real, wie es Träume sind, d.h. die
Erlebnisse sind es. Die Frage ist halt, ob die
Erlebnisinhalte selbst real sind oder, wie im Falle von Träumen, bloße Imaginationen. Dazu aber ist es
notwendig, dass man die Erlebnisinhalte von Menschen mit NTEs erst einmal katalogisiert und auswertet, um letztendlich zu verstehen, was genau diese Menschen dort erleben und inwieweit es hier Übereinstimmungen gibt usf. Insofern sehe ich hier wenig Anlass zur Kritik.
Interessant wird es bspw. auch, wenn Menschen über sog. OBEs/AKEs berichten, wo sich schlussendlich ja auch objektiv überprüfen lassen müsste, ob es sich hier um lediglich imaginierte oder tatsächlich reale Wahrnehmungen handelt. Eine Frage, der ja die AWARE-Studie u.a. nachgehen möchte, indem man bspw. irgendwelche Bildchen in die OP-Sääle hängt, welche nur von oben sichtbar sind. Wobei man hier allerdings nicht vergessen darf, dass Menschen ihre Aufmerksamkeit wohl vornehmlich auf ihren Körper, und was mit ihm geschieht, richten dürften, weshalb sie gegenüber trivialen Details aus der Umgebung in der Regel 'blind' sein dürften (siehe etwa auch das Phänomen der Veränderungsblindheit). Insofern bin ich da etwas skeptisch, inwieweit man auf diese Weise positive Ergebnisse erhalten wird.
Heide_witzka schrieb:aus deinem Link
Nö, da hast du dich offenbar schon durch ein paar Links bis zur
Horizon Research Foundation weitergelickt gehabt, aber macht ja nix.
Heide_witzka schrieb:Die Macher scheinen selbst davon auszugehen, dass es wohl kaum der grosse Wurf werden wird.
Äh, ja, natürlich. Etwas anderes zu behaupten, wäre wohl auch ziemlich vermessen. Und Selbiges gilt wohl selbst für die empirische Hirnforschung, wo man uns mit zahlreichen vermeintlichen Sensationsmeldungen immer wieder weismachen möchte, man könne Gedanken lesen... Auch hier steht "der große Wurf" bis dato aus.
@YoshiYoshi schrieb:Ich selbst halte Nahtod-Erfahrungen für real.
Sicher. Träume sind ja bspw. ebenfalls real, Traumwelten wiederum allerdings nicht...
Yoshi schrieb:Es ist nicht so, dass ich nicht selbst die Dinge hinterfragt hätte, aber es gibt einfach zuviele Fälle, die sich stark ähneln, und das schon seit tausenden von Jahren.
Was auch daran liegen kann, dass Menschen nun einmal ähnliche Gehirne besitzen, ähnliche Weltanschauungen haben und auf ähnliche Art und Weise sterben. Darüberhinaus gibt es bei Nahtoderlebnissen auch durchaus so einige Unterschiede:
In den von Osis und Haraldson untersuchten Totenbettvisionen aus Indien und Amerika kommen solche Wesen in etwa 78 % der Fälle vor; bei den Amerikanern überwiegend verstorbene Verwandte, in Indien eher religiöse Figuren. Auch Lebende können in Nahtoderfahrungen auftauchen.
[...]
In Nahtoderfahrungen von vor Beginn der Neuzeit oder aus Ländern der Dritten Welt wie Indien wird der Lebensfilm meist durch eine Bewährungsprobe, eine Gerichtsszenerie oder ein Lebensbuch ersetzt.Wikipedia: Nahtod-Erfahrung#ErlebnisinhalteYoshi schrieb:Sicherlich mag die Erklärung plausibel klingen, dass der Tunnel und das Licht durch Sauerstoffmangel zustande kommen (was ich persönlich für Quatsch halte, da diese Erfahrungen viel tiefer gehen).
Sehe ich ähnlich. Sauerstoffmangel mag vllt. ein Auslöser sein, ist aber keine Erklärung.
Yoshi schrieb:Jeder kann sich sein eigenes Bild davon machen.
Nein, genau das ja eben nicht! Um mir ein eigenes Bild machen zu können, müsste ich selbst eine NTE haben, was bis dato noch nicht der Fall war. Dass sich jeder ein eigenes Bild machen könnte, wäre wohl auch das, was man als einen objektiven Beleg bezeichnen könnte, so wie sich ja jeder davon überzeugen kann, dass der Mond existiert, wenn er nur einfach mal gen Himmel schaut.
Yoshi schrieb:...und m.E. wird es höchste Zeit für eine neue Sicht der Welt...
Mit Blick auf das Leib-Seele-Problem... auf jeden Fall.
Einen ähnlichen Standpunkt vertrat ja auch selbst T. Metzinger in einer seiner älteren Publikationen:
"Das Problem des Bewußtseins bildet heute - vielleicht zusammen mit der Frage nach der Entstehung unseres Universums - die äußerste Grenze des menschlichen Strebens nach Erkenntnis. Es erscheint deshalb vielen als das letzte große Rätsel überhaupt und als die größte theoretische Herausforderung der Gegenwart. Zumindest kann man sagen, daß eine Lösung dieses Rätsels durch die empirische Forschung einer wissenschaftlichen Revolution erster Ordnung gleichkäme. Viel wahrscheinlicher ist jedoch etwas ganz anderes: Die Herausforderung besteht in diesem Fall gerade darin, daß es sich hier um einen völlig neuen Typ von theoretischer Umwälzung handelt. Das zeigt sich bereits daran, daß bei näherem Hinsehen überhaupt nicht klar ist, worin das Rätsel des Bewußtseins überhaupt besteht und was wir als eine überzeugende Lösung dieses Rätsels akzeptieren würden. Zweitens geht es hier in einem sehr starken Sinne um uns selbst: Es ist immer auch unser eigenes Bewußtsein, das wir verstehen wollen. Das Problem des Bewußtseins ist darum auch ein Problem der Selbsterkenntnis. Es berührt uns alle und nicht nur die Philosophie oder die Einzelwissenschaften. Es ist drittens aus diesem Grund auch anzunehmen, daß eine solche Revolution - wenn sie denn stattfände - größere gesellschaftliche und kulturelle Auswirkungen haben würde als jede andere theoretische Umwälzung vor ihr. Das könnte sowohl die Konsequenzen eines radikal veränderten Bildes von uns selbst als auch die technologische Umsetzung neuer empirischer Erkenntnisse, zum Beispiel aus den Neurowissenschaften oder der Künstliche-Intelligenz-Forschung betreffen. Diese drei Gründe haben in letzter Zeit zu einer zunehmenden Unruhe in den beteiligten Wissenschaften geführt, aber auch zu einem stetig steigenden Interesse der allgemeinen Öffentlichkeit an Fragen, die mit dem Zusammenhang zwischen Gehirn und Bewußtsein zu tun haben."http://www.philosophie.uni-mainz.de/metzinger/publikationen/1995e.html (Archiv-Version vom 05.08.2012)Spiritualität ist sowieso etwas völlig anderes als Religion.
Puuh... na hoffentlich meinst du nicht Spiritualität im Sinne T. Metzingers...
:)@honkwatchhonkwatch schrieb:Scheinbar vertrittst auch du (wie ein anderer hiesiger User) die Meinung, dass subjektive Erfahrungen und Meinung irgend eine Aussagekraft hinsichtlich dessen was wir so Realität und Erkenntnis nennen haben.
Was genau ist denn 'Realität'...? Die Gesamtheit der Dinge, welche (objektiv) existieren? Sind bspw. Farben real...? Falls ja, auf welche Art und Weise genau misst und beschreibt dann der Physiker 'Farben'...?
honkwatch schrieb:So? Religion beschäftigt sich also nicht mit sich nicht mit dem Individuum, indem sie das Verhältnis der Individuen zu Gott thematisiert? Religionen beschäftigen sich also nicht mit Ich/Gott, Glaubensgemeinschaften/Gott, Verhaltensweisen/Gott....
Das ist neu.
Die Identität von Religion und Theismus ist ebenfalls neu...
Ich halte es hier eher mit Schopenhauer:
"Beim Menschen fand sich, mit der Vernunft, nothwendig die erschreckende Gewißheit des Todes ein. Wie aber durchgängig in der Natur jedem Uebel ein Heilmittel, oder wenigstens ein Ersatz beigegeben ist; so verhilft die selbe Reflexion, welche die Erkenntniß des Todes herbeiführte, auch zu metaphysischen Ansichten, die darüber trösten, und deren das Thier weder bedürftig noch fähig ist. Hauptsächlich auf diesen Zweck sind alle Religionen und philosophischen Systeme gerichtet, sind also zunächst das von der reflektirenden Vernunft aus eigenen Mitteln hervorgebrachte Gegengift der Gewißheit des Todes. Der Grad jedoch, in welchem sie diesen Zweck erreichen, ist sehr verschieden, und allerdings wird eine Religion oder Philosophie viel mehr, als die andere, den Menschen befähigen, ruhigen Blickes dem Tod ins Angesicht zu sehn." (Schopenhauer - Die Welt als Wille u. Vorstellung)@boeboe schrieb:Nur... wäre an diesen Behauptungen auch nur n Funke dran, wäre es doch allg. Wissen und überall anerkannt und verbreitet ^^ oder nicht? ^^
Bullshit. Das liegt an deiner völlig absurden Annahme, dass wir ausgerechnet jetzt am Ende aller Wissenschaft und Naturforschung stünden und es in Zukunft nichts Neues mehr zu entdecken gäbe, was natürlich grober Unfug ist. Wir wissen eben nur, was wir wissen, aber nicht, was wir noch nicht wissen.
Anderenfalls hätte man sich genauso gut auch vor 200 Jahren hinstellen und behaupten können, dass keine Atome existieren, weil es ja sonst allg. anerkanntes Wissen wäre.