Mathematik wird vom Volk der Piraha nicht bewusst verstanden. Das ist ein Naturvolk im brasilianischen Regenwald und man hat wochenlang versucht denen den Unterschied zwischen 1 und 2 zu erklären, doch sie verstehen nicht, was eine Zahl ist, zählen nicht. Deren Art Mengen einander zuzuordnen wird hingegen von uns nicht verstanden. Trotzdem schaffen sie es zu überleben. Logik ohne Arithmetik? Rein emotionales handeln?
"Peter Gordon, ein Psycholinguist von der Columbia University in New York, die Pirahã besucht und ihre mathematischen Talente getestet hat. So sollten sie etwa vorgegebene Reihen von einer bis zehn kleinen Batterien nachlegen oder sich merken, ob Gordon drei oder acht Nüsse in eine Dose gesteckt hatte.
Das Ergebnis, veröffentlicht im Wissenschaftsblatt "Science", war niederschmetternd: Die Pirahã können mit Zahlen ungefähr so viel anfangen wie Tauben oder Schimpansen. Seine Studie lege nahe, meint Gordon, dass "ein Volk ohne Begriffe für Zahlen nicht die Fähigkeit entwickelt, exakte Anzahlen zu erkennen".
Mit dieser Schlussfolgerung ließ Gordon eine umstrittene Theorie des 1941 gestorbenen Linguisten Benjamin Whorf wieder aufleben, derzufolge der Mensch nur denken kann, wofür er auch Worte besitzt. Will heißen: So lange die Pirahã keine Zahlwörter kennen, können sie nicht einmal im Ansatz begreifen, was Zählen und Rechnen bedeuten.
Allerdings müssten die Waldbewohner dann die Grundzüge der Arithmetik verstehen lernen, sobald man ihnen zum Beispiel das portugiesische Einmaleins nahebringt. So haben die Warlpiri, australische Aborigines, deren Sprache auch nur das simple Zählsystem 1-2-viele hergibt, schnell und leicht auf Englisch zählen gelernt."
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