caligae168 schrieb:Die Vorstellung ein Gehör durch die Evolution zu entwickeln ist ja wohl für jeden nachvollziehbar.
Aber ich verstehe nicht warum es eine Notwendigkeit für ein AG gab.
Das AG kann auch ohne Notwendigkeit für ein AG aufgekommen sein. So, wie die Feder nicht fürs Fliegen entwickelt wurde, sondern bei landlebenden Dinos. Und zwar für den Zweck der Wärmeregulierung, anfangs vor allem als Schutz von Auskühlen.
Die ersten "Federn" waren simple Härchen, die für ein mäßg effektives Luftpolster vor der Haut sorgten, was schon eine Isolationsschicht bildete und damit ein kleiner selektiver Vorteil war. Später verästelten sich diese Härchen und bildeten etwas, das den Daunenfedern von Jungvögeln sehr ähnlich war. Verbesserte Isolation. Erst in einem nächsten Gang bildete sich der verstärkte Hauptschacht, und die Seitentriebe wuchsen immer dichter nebeneinander sodaß da kein Wind mehr durchblasen konnte. Noch ne Isolationsverbesserung. Dennoch konnte Wind noch immer etwas durch. Da entstanden die "Häkchen" an den Enden der Seitenverästelungen, sodaß diese Seitenverästelungen auch am Ende neinander festhielten, was es Wind schwerer machte, durch Federn zu blasen. Schließlich wurden diese Häkchen aber "einseitig". Mit der Folge, daß Wind (oder ein Finger" von der "Außen" seite einer Feder zwar durch selbige hindurch kann, aber nicht von der anderen Seite. Somit konnten Federn in die eine Richtung Wind effektiv abbremsen und für Isolation sorgen, aber in die andere Richtung durchaus Wind durchlassen. Mit solchen Federn war der Wärmehaushalt besonders effektiv, da man Wärme halten, zuweilen aber auch abführen konnte.
Daß diese Federn auch geile Flugeigenschaften hatten, beim Flügelsenken den Körper hochdrücken, aber beim Flügelheben ihn nicht so stark nach unten drücken, war nicht das Ziel der Federn-Evolution, wohl aber ein nützlicher Nebeneffekt.
Solche günstigen, aber un"geplanten" Nebeneffekte gibt es mehrere. So entstand die Luftblase der Fische im Fischdarm ursprünglich für die Sauerstoff-Aufnahme, wurde dann aber ein ideales Mittel, die Körperdichte auf das Niveau des umgebenden Wassers ausgleichen zu können, was energiesparendes Schwimmen ermöglichte. Und als einige Fische an Land krochen, konntense aus der Fischblase dann ne Lunge basteln.
Es ist möglich/denkbar (bräuchte allerdings ein intensives Einarbeiten in entsprechende Fachartikel zur Gehörevolution und den verantwortlichen Genen), daß auch die Fähigkeit zum absoluten Gehör so ein Nebeneffekt aus der Gehörverbesserung diverser Gene fürs Hören entstanden ist. Auch das wäre nicht singulär. So gab es in der Entwicklungsgeschichte der Homininen, also aller unserer direkten Vorfahren und Seitenlinien
nach Abspaltung vom engsten Menschenaffenverwandten Pan (Schimpanse und Bonobo), mehrfache Größenzunahmen unseres Gehirns. Mäßig vor vielleicht 3 Millionen Jahren, stark vor rund 2 Millionen Jahren, und dann nochmals relativ stark vor ner knappen halben Million Jahren (jeweils über ein paar Jahrhunderttausende). Vor ca. 200.000 Jahren hatte unser Gehirn einen gewissen evolutiven Abschluß erfahren (seither ist es sogar um ca. 100cm³ kleiner geworden). Die evolutive Veränderung erfolgte für die Verbesserung der mentalen Leistungen, welche das Mittelpaläolithikum einleiteten. Doch obwohl es keine wirklichen evolutiven Veränderungen seither mehr gab in Sachen Gehirneffizienz (Veränderungen innerhalb der letzten irgendwas unterhalb hunderttausend Jahre hätten sich gar nicht mehr in der gesamten Menschheit verbreiten können, könnten also nur die Hirnleistung einzelnber Gruppen verbessern können - aber praktische jede Ethnie vermag die selben Verstandesleistungen zu erbringen; also kann es in diesem Zeitraum keine nennenswert starke Hirnevolution mehr gegeben haben.) - obwohl es also sowas nicht mehr gab, war unser Gehirn also bereits vor 200.000 Jahren bestens dafür geeignet, uns nicht nur in die mittlere Altsteinzeit zu katapultieren, sondern auch ins Jungpaläolithikum, ins Neolithikum, Bronzezeit, Hochkulturen, Industrialisierung, Hochtechnologie... Das war vor 200.000 Jahren aber noch gar nicht "vorgesehen" von der Hirnevolution. Doch reichte die Kapazität, die damals notwendig war, eben auch für die späteren Entwicklungen der Kulturen völlig aus.
caligae168 schrieb:Wenn die Menschen(HS) von Generation zu Generation eine höhere Lebenserwartung haben, dann muss die doch auch schon irgendwo in der "Software" vorhanden sein.
Korrekt. Die genetische Lebenserwartung dürfte vor 200.000 Jahren ebenso hoch gelegen haben wie heute. Wer aber täglich schuften muß, sein Lebtag Wind und Wetter ausgesetzt ist, keine tolle medizinische Versorgung hat, mehrfach Zeiten des Hungers und der Entbehrung durchmacht und sich mit Säbelkatz und Kindersterblichkeit rumplagt, der hat halt keine besonders hohe effektive Lebenserwartung.
Noch heute liegt die Lebenserwartungen in der Dritten Welt niedriger als in den Wohlstandsstaaten. 2019 lag der Wert in San Marino bei 84,1 Jahren und in Zentralafrika bei 51,1 Jahren.
https://www.laenderdaten.info/lebenserwartung.php Und als ich klein war, sahen die Menschen mit über sechzig Jahren zumeist alt, verhutzeld und gebeugt aus, wie heute über Achtzigjährige zuweilen noch nicht aussehen.