mojorisin schrieb:Nach dieser Sichtweise sind Naturgesetze gegeben.
Nein. Gegeben sind "Regelmäßigkeiten" gegeben. Der Apfel fällt runter. Und der da auch. Und dieser, jener, welcher. Und schon wieder einer. Immer nach unten. Das ist "eine Regelmäßigkeit von Vorgängen in der Natur". Naturgesetz ist das, wie bzw. womit Wissenschaft diese Regelmäßigkeit ---> beschreibt oder erklärt. Verkürzt kann man sagen, daß die wissenschaftlich formulierten Naturgesetze diese Regelmäßigkeiten bezeichnen. Was selbstverständlich so klingt, als ob beides ident wäre, und ganz sicher auch so verstanden wäre. Aber auch die Formulierung "Stuhl" bezeichnet etwas sehr Reales, ohne daß es deswegen "Stuhl" als etwas Reales gibt. Gilt auch für "Berg", also nicht nur für menschliche Artefakte.
Hier befinden wir uns also bereits in der Metaphysik. In der antiken Ideenlehre, dem scholastischen Realienstreit, dem modernen Konstruktivismus, dem
Universalienproblem.
Die einzigen Naturgesetze, die im Wissenschaftsbereich relevant sind, sind die formulierten, denn mit denen arbeitet Wissenschaft. Über die "anderen" kann sie:
nichts sagen (außer, daß sie existieren und wirken; aber streng genommen gilt das nur für beobachtete Regelmäßigkeiten, der Rest ist Postulat, wiewohl ein grundlegendes, von dem Wissenschaft natürlich lebt).
mojorisin schrieb:Ich persönlich denke es macht durchaus SInn die Naturgesetze als das zu sehen was die Natur ist.
Und Wissenschaft fährt gut mit der Bescheidung, sich dem, "was die Natur ist" ("Wahrheit"), allenfalls anzunähern, aber nie zu erreichen, nie "Wahrheiten zu verkünden". Wissenschaft sagt nicht "was wir formulieren, das ist die Realität, das ist real", sondern Wissenschaft beschreibt - oder erklärt - empirische Phänomene. Ungefähr so, wie Indiana Jones es mal zu einer Studentin gesagt hat.
Wissenschaft
ist die Suche nach Fakten. Nicht nach der Wahrheit. Wenn Sie an der Wahrheit interessiert sind, Dr. Tyries Philosophiekurs ist am Ende des Ganges.