TangMi schrieb:Was würdest Du von dem Gedanken halten das es nur Zeit/Veränderung gibt - aber keinen Raum?
Raum und Zeit sind Konstrukte. Sie helfen uns, das Wahrgenommene zu sortieren, um adäquat reagieren zu können. Analog könnte man fragen, ob es Naturgesetze gibt, ob wir sie entdeckt oder erfunden haben, ob das mathematische Fundament, mit dessen Hilfe wir Naturwissenschaften betreiben, eine Entdeckung oder Erfindung darstellt usw. usf.
Ich halte diese Fragen nicht für sinnvoll, weil es hierbei auf die Klärung des ontologischen Status von Konstrukten hinausläuft. Konstrukte "existieren" im Rahmen eines bestimmten Kontextes als Ideen. Ideen existieren aber nicht so wie das Gehirn, welches diese Ideen hervorgebracht hat. Kommt den Ideen damit das Attribut "seiend" zu oder nicht?
Die Entscheidung für eine objektive Existenz von Ideen läuft auf Platonismus hinaus. Das Problem ist dann, dass Du die Objektivität von Ideen - außerhalb von Gehirnen - nicht festmachen kannst. Ein schönes Beispiel ist hier auch die Debatte über die Objektivität von Werten. Auch Werte kannst Du nicht objektiv festmachen.
Die Entscheidung für eine lediglich subjektive Existenz von Ideen wirft die Frage auf, warum manche Konstrukte so gut funktionieren - z.B. diverse physikalische Theorien - um die Welt abzubilden. Dann ist man schnell geneigt, doch eine Art von objektiver Existenz zu postulieren, die irgendwie zwischen Sein und Nichtsein angesiedelt ist. Max Tegmark hat das neulich in seinem Buch mit der Gesamtheit aller mathematischen Strukturen so gemacht.
Ich halte nichts davon, weil Konstrukte stets etwas von Seiendem Abgeleitetes und folglich auf Seiendes Bezogenes darstellen, selber aber nichts Seiendes sind, was man jenseits des Denkens oder Wahrnehmens irgendwie ausmachen könnte. Berkeley schrieb einmal "Sein ist Wahrgenommenwerden", wobei er sich in einen subjektiven Idealismus verstieg, der - konsequent weitergedacht - letztlich in Solipsismus mündet.
Ich würde es eher so formulieren: Sein ist prinzipiell wahrnehmbar. Wie wir damit umgehen, ist konstruiertes Sein.