mentale Beeinflussung
19.07.2005 um 17:36
Hellfühlen
Der Begriff stellt einen Sammelbegriff von Erscheinungen dar. In der Parapsychologie wurden sie getrennt definiert.
Er wird von mehreren Autoren benutzt, die die Phänomene aus ihrer Erfahrung heraus als Einheit verstehen. (Orloff 1997,
Bösch (1), (3), Berner-Hürbin 1997). Die sensitive Psychiaterin Judith Orloff bezeichnet Hellfühlen als "übersinnliches
Mitgefühl". (vgl. Orloff 1997, S. 393) Darin sind mehrere Worte vereinigt: Empathie, Sich-einfühlen, Telepathie,
Fernwahrnehmung.
"Empathie" hat seine Wurzeln im Griechischen und bedeutet Einfühlung. Es bezeichnet die Fähigkeit, sich in andere
hineinzuversetzen. (Gruber 1999) Das entspricht dem Sich-einfühlen (Bösch (1)). Telepathie bedeutet Fremderleiden:
die außersinnliche Wahrnehmung oder Erfahrung fremdseelischer Vorgänge. Es wird auch definiert: "Die Übertragung
eines seelischen Vorgangs (Empfindungen, Stimmungen, Gefühle, Eindrücke, Gedanken) von einer Psyche auf die andere
ohne Vermittlung der bekannten Sinnesorgane." (Gruber 1999) Übersinnliches Mitgefühl kann sich sowohl auf den seelischen
und/oder physischen Zustand von Menschen beziehen als auch auf die Atmosphäre eines Ortes. Bei Orten können Geschehnisse
wahrgenommen werden, die sich dort in der Vergangenheit ereigneten. Wahrnehmungen können vor Ort stattfinden,
der Sensitive kann aber auch räumlich weit entfernt sein und sich aus der Ferne auf einen Menschen oder Ort
einstellen und auf diese Weise etwas erfühlen. Dann spricht man von Fernwahrnehmung. (Gruber 1999, Orloff 1997)
Hellfühlen oder "übersinnliches Mitgefühl" gilt als sehr häufig vorkommendes Phänomen. (Bosga 1997, S. 111; Orloff 1997;
Bösch (1), (3)) Es wird, besonders in seinen geringeren Ausprägungen, oft für normal und selbstverständlich genommen,
da es viele Menschen erleben, obgleich die fünf bekannten Sinne und die Wissenschaft dafür keine Erklärung bieten können.
Hellfühlen ist ein anschauliches Beispiel für ein Phänomen, das ständig in unseren Alltag hineinspielt, ohne daß wir es
merken oder uns dessen bewußt werden müßten. Es steigert sich fließend. Hellfühlen, wie wir es als normal hinnehmen,
bedeutet bereits das "Angestecktwerden" durch anderer Menschen Stimmung: In Gegenwart eines sehr fröhlichen Menschen
können wir selbst fröhlich werden, während geballte Traurigkeit die Stimmung niederdrücken oder gereizte, ärgerliche
Atmosphäre ähnliche Gefühle bei einem neu Hereinkommenden bewirken kann. Es heißt dann "dicke Luft". Viele spüren,
wenn sich Menschen in einem Raum gestritten haben, in den sie kommen. Meist verfliegen solche Gefühle bald wieder.
Fähigkeit zur Anteilnahme
Wenn jemand mitfühlt oder "angesteckt" wird, bedeutet das für Orloff ein Zeichen, daß jemand empfindsam ist gegenüber
Gefühlen oder Gedanken anderer Menschen. Sie wertet es als Fähigkeit der Anteilnahme, es bedeutet, daß jemand ein
offenherziger, liebevoller Mensch ist, der sich für das Wohl anderer aufrichtig interessiert. Besonders findet
Anteilnehmen bei nahstehenden, uns wichtigen Personen statt. (Orloff 1997)
Steigerung von Mitgefühl: Empathie
Eine Steigerung des Mitfühlens, der Empathie, ist die Fähigkeit, mit einem Menschen für einen Augenblick zu verschmelzen,
die Welt durch seine Augen zu sehen, durch seine Gefühle wahrzunehmen. Ein Empath kann spüren, was in einem anderen
Menschen geschieht, als würde es in ihm selbst stattfinden.
Zwischen Mitgefühl und dem bewußtseinsmäßigen Verschmelzen gibt es ein Spektrum verschiedener Stärkegrade. Gefühltes und
Empfundenes kann schnell wieder verfliegen oder aber auch länger im Empathen verbleiben. Die Tatsache, mitzufühlen, kann
dem empathisch begabten Menschen bewußt sein oder auch unbewußt bleiben. Es kann Probleme bereiten, wenn fremde Gefühle
sich festsetzen, sich verselbständigen und Teil der eigenen Gewohnheiten werden. Ein Festsetzen geschieht zum Beispiel,
wenn der Betreffende ähnliche Gefühle bei sich noch nicht gelöst hat, wie die, die er aufgenommen hat: Hat er z. B. ein
großes Potential unverarbeiteter Wut, ist er für aggressive Stimmung empfänglich. Dies gilt für Inhalte der Art, die er
selbst verdrängt oder sich nicht bewußt ist. Auch reagieren Hellfühlende oft generell auf verdrängte Inhalte anderer.
Verdrängtes besitzt viel Kraft und kann von Hellfühlenden intensiv wahrgenommen werden. (vgl. Bösch (1)).
Dauerhafte Veränderung der Gefühlslage
Die Gefühlslage kann sich beim Hellfühlenden durch dauerhafte Einflüsse nachhaltig verändern und sich dem anderen Einfluß
angleichen, wenn er sich dagegen nicht zu schützen lernt. So kann jemand in eine depressive Stimmung verfallen,
wenn jemand Nahstehendes an depressiven Verstimmungen leidet. Es wird dann von anderen und vom Betreffenden selbst
als Charaktereigenenschaft empfunden - aus Gewohnheiten können Charakterprägungen werden. Übernommenwerden können
sowohl Gefühle wie auch Schmerzen. Symptome des Mitgefühls sind am stärksten in der Nähe ihrer Quelle. Bei Tieren,
die oft mit ihrem Besitzer fühlen, sieht man häufig, daß sie die gleichen Krankheiten entwickeln. Ebenso kann es beim
Menschen geschehen. Ausgesprochen sind es nicht ichschwache Menschen, denen es so ergehen mag, wie man oberflächlich
betrachtet meinen könnte, obgleich auch sie davon betroffen sein können (ebd., (1)).
Energie von Orten fühlen
An manchen Orten, an denen einmal etwas Schreckliches geschah, mögen manche Leute sich nicht aufhalten, spüren instinktive
Abneigung oder frösteln. Sie spüren unbewußt oder bewußt die Atmosphäre des einstigen Ereignisses, möglicherweise auch die
Gefühle der Menschen, die sich dort zu dem Zeitpunkt aufhielten. Viele Sensitive spüren, daß einstige starke Gefühle als
Energie an einem Ort verbleiben können und andere Menschen "anzustecken" imstande sind. Manche Sensitive berichten,
sie können diese Energie auf energetischem Wege, z. B. mittels Imagination, auflösen und so einen Ort entlasten. Als
Beispiel werden öfter ehemalige Konzentrationslager, Friedhöfe oder Räume in Psychiatrien genannt, in denen sich vermehrt
Menschen suizidierten. Auch berichten Hellfühlende öfter über die Empfindung, verstorbene Menschen oder andere geistige
Wesen zu spüren. Die Empfindungen oder Reaktionen von Hellfühlenden sorgen oft für Unverständnis bei Menschen, die diese
Dinge nicht wahrnehmen. (vgl. Kerner 1991, S. 25; Bösch (1))
Am wenigsten verstandenes Phänomen
Hellfühlen wird von Menschen, die einschlägige Erfahrungen mit dem Am-eigenen-Leib-empfinden haben, als das am wenigsten
verstandene Phänomen des Paranormalen bezeichnet, wegen seiner mannigfaltigen, oft unerkannten oder auch mißgedeuteten
Auswirkungen: Es kann verwirrend und irritierend sein, wenn es nicht identifiziert wird. Besonders unbewußt Hellfühlende
oder Menschen, die noch nicht richtig damit umzugehen lernten, werden oft als "dünnhäutig" oder "zu sensibel" eingestuft,
die "härter werden müssen". (Bosga 1997, Jager 1999, Orloff 1999)
Risiken von Empathie: Emotionales menschliches Chamäleon - Überfüllung mit Einflüssen - Isolation - Ängste - Suizidalität
Die eigene Identität kann in starken Fällen von Empathie durch übermäßiges Aufnehmen fremder Seelenzustände verwischen und
der Betreffende zu einem "emotionalen menschlichen Chamäleon" werden. Durch "geistige Empathie" kann jemand bis zur
Erschöpfung an Kraft verlieren, besonders wenn er generell mitfühlend und gern zu geben bereit ist, oder wenn er sich
(auch unbewußt) schuldig fühlt. Dann kann es sein, daß er andere durch seine Energie mitversorgt. Eltern z.B. geben ihren
Kindern ständig Energie. Es kann sein, daß ein Mensch selbst nicht mehr weiß, welche Gefühle von ihm und welche von anderen
stammen, Stimmungsschwankungen erleidet, sich z. B. dauerhaft von depressiv gestimmten Menschen "anstecken" läßt. Orloff
sagt: "Ich glaube, daß viel agoraphobe Menschen deswegen so furchtbare Angst haben, ihr Haus zu verlassen, weil sie in
Wahrheit nicht diagnostizierte geistige Empathen sind...Inzwischen einer Menschenmenge spüren sie einfach zu viele mediale
Stimulationen. Daher fühlen sie sich zu Hause sicherer und isolieren sich von anderen, nur um zu überleben." Im Ernstfall
können Ängste bis zu Suizidalität gehen (Orloff 1997, S. 400). Der empathische Mensch nimmt wie ein Schwamm Gefühle und
Stimmungen aus dem Umfeld auf, gibt sie aber nicht wieder ab, so daß er gleichsam überfüllt ist. Das psychische
Überfülltsein kann sich, gleichsam eines Schutzsignals des Unterbewußtseins, in Angst, Angstzuständen und Panikattacken
äußern und sozialen Rückzug mit sich bringen: Ein eigentlich geselliger, anteilnehmender Mensch, der unbewußt hellfühlt,
mag sich aus mangelndem Schutz vor fremden Einflüssen zurückziehen, um auf diese Weise "bei sich selbst bleiben" zu können.
Orloff nennt das Beispiel eines Mannes, der mit Mitte zwanzig noch keine Freundin hatte, weil er bei emotionalem Öffnen
sofort derart von der anderen Seelenstimmung überschwemmt wurde, daß ihm eine intime Beziehung unmöglich war. Er zog sich
zurück und litt darunter. (vgl. Orloff 1997, S. 394) Eine Frau litt nach Gesprächen mit Menschen, die Angst hatten,
depressiv waren oder unter körperlichen Schmerzen litten, bald unter den gleichen Symptomen. "Danach war sie vollkommen
erledigt und brauchte oft Stunden, um sich wieder zu erholen." (ebd., S. 398) Eine andere Frau "war auf empathische Weise
so sehr mit ihrem Cousin verbunden, der mit Aids . im Sterben lag, daß sie dessen Höhen und Tiefen miterlebte, als seien es
ihre eigenen." (ebd., S. 401)
Überzeitliches Wahrnehmen
Sensitive nehmen manchmal Informationen von noch nicht eingetretenen Ereignissen wahr. Es ist möglich, daß sie bereits
vorher emotional darauf reagieren, ohne daß es ihnen bewußt werden müßte. Berner-Hürbin beschreibt den überzeitlichen
Aspekt von Hellfühlen "als z. B. eine Patientin während eines halben Jahres eine unerklärliche depressive Verstimmung
hatte, die erst zur später entdeckten Krebserkrankung und zum Sterben ihres Mannes ´gehörte´. Sie hatte gleichsam im
voraus unbewußt Zugang zu den Emotionen des später eintretenden Ereignisses." (Berner-Hürbin 1997, S. 219)
Irrtum Einsamkeitsliebe - Wende mit Bewußtwerden um Sensitivität und Auswirkungen gelernten Umgangs
Viele Menschen, darunter auch psychiatrische Patienten und Heimbewohner, die als egoistisch und einsamkeitsliebend galten
und sich selbst dafür hielten, entpuppten sich als gesellige, aufgeschlossene Menschen mit Intereresse für andere und die
Welt, nachdem ihnen das Hellfühlen bewußt wurde und sie Umgang damit lernten. Das traf auf Erwachsene wie Jugendliche und
Kinder zu und war von Erleichterung wie auch Überraschung über die Veränderungen begleitet. Diese bezogen sich auf die
Selbstwahrnehmung, das (Wieder)Gewahrwerden von Bedürfnissen und Körpergefühl, Selbst- und Fremdakzeptanz so wie die
Fähigkeit auf andere Menschen zuzugehen und Beziehungen einzuleiten und zu halten. Kontinuierliche Selbstreflexion,
unterstützungsweise mit geeigneten Ansprechpartnern, spielte für Erfolge eine große Rolle. (Orloff, Bösch, Berner-Hürbin,
Kerner, Krystal, Brandl. Jager)
Umgang lernen - positive Entwicklungen
Beim empathischen Wahrnehmen von fremden Inhalten sollten aufgenommene Gefühle nicht abgewehrt oder festgehalten werden, sondern mit der Vorstellung gearbeitet werden, daß sie einfach abfließen. "Die Kunst besteht darin, sich davon zu distanzieren." (ebd., S. 397) Dies bezieht sich auch auf unbewußte Vorgänge, es ist nur zum geringen Teil eine Angelegenheit des Verstandes. Meditation kann helfen, das Bearbeiten eigener ungeklärter Probleme und verdrängter Inhalte ist hilfreich, sowie das Stärken der eigenen Identität und der Selbstwahrnehmung. Inneres Loslassen – was nicht äußeres Abkehren bedeutet – und Überprüfung von Einstellungen gegenüber anderen Menschen, der eigenen Haltung zum Geben und Nehmen ist ein weiterer Ansatzpunkt. Hellfühlen sollte jedoch nicht so verstanden werden, daß es bei Menschen mit schwacher Identität vorkommt. Ausschlaggebend ist vor allem das Interesse an anderen Menschen und die Fähigkeit zur Anteilnahme. Hellfühlen kann das Leben bereichern, wenn der Umgang erlernt wird. Die Gefühle und Gedanken anderer werden dann nicht mehr miterlebt, es handelt sich mehr um ein losgelöstes, unbelastendes Gewahrsein fremder Inhalte. Es kann zum Nutzen anderer Menschen eingesetzt werden. Viele Hellfühlende, die den Umgang lernten, sind Heiler geworden (Orloff 1997, S. 392-402; Bösch (1), (3), Bosga 1997, Kerner 1999, Kerner 2000, Krystal 1999). Einige nicht-wissenschaftliche Autoren berichten, auch auf eigene Erfahrungen zurückgehend, über das gleiche Phänomen und den Umgang damit, u. a. bei Kindern.
ich bin jung, stark und niemanden rechenschaft schuldig!