KI ist mit extremen Chancen und extremen Risiken verbunden. Ich habe selbst in diesem Sektor gearbeitet, und meinem Eindruck nach haben die meisten Menschen keine Vorstellung davon, was in dieser Hinsicht in den nächsten Jahrzehnten auf sie zukommt, und viele werden von der Entwicklung überrollt werden.
Das folgende Video eignet sich meiner Erfahrung nach ziemlich gut, um Aussenstehenden eine grobe Vorstellung von der Geschwindigkeit der Entwicklung zu vermitteln, auch wenn es eigentlich nichts direkt mit KI zu tun hat:
What's new, Atlas?
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An diese Stelle passt m.E. ganz gut ein Abschnitt über die Chancen und Risiken von KI, den ich vor einiger Zeit im Technologische-Singularität-Thread
gepostet hatte:
Die Chancen bestehen in einer dramatischen Erweiterung des Wissens und Verständnisses der Realität. Um ein Beispiel herauszugreifen:
PubMed ist die grösste medizinische Datenbank der Welt, mit bald 30 Millionen Einträgen. Kein Mensch und keine Gruppe von Menschen kann mehr als einen winzigen Bruchteil des darin enhaltenen Wissens geistig verarbeiten. Eine entsprechend weit entwickelte KI wird das gesamte Wissen einlesen, in ein internes logisches Modell umwandeln und zueinander in Beziehung setzen können. Sie wird Fehler und Zusammenhänge erkennen, die noch nie jemandem aufgefallen sind, weil kein Mensch dieses Datenvolumen geistig verarbeiten kann. Eine KI wird eine komplette medizinische Studie in -- nur mal einen groben Schätzwert angenommen -- vielleicht einer Sekunde einlesen und "verstehen" können, während selbst ein hochqualifizierter menschlicher Arzt Stunden dafür braucht. Und die KI wird einen entscheidenden Zusammenhang mit einem in PubMed gespeicherten Artikel in einer medizinischen Fachzeitschrift von 1865 erkennen, den kein heute lebender Arzt je gelesen hat. In PubMed dürfte ein Vielfaches an Wissen über die menschliche Physiologie stecken, als dem heute anerkannten medizinischen Wissensstand entspricht.
Das ist nur der Bereich Medizin. Eine entsprechend weit entwickelte KI wird das Gleiche auch für Dutzende anderer Wissensbereiche leisten können, und vor allem auch das Wissen zwischen diesen Wissenbereichen miteinander in Beziehung setzen können. Das wird zu einer ungeheuren Wissensexplosion führen, wobei sich nicht nur der Umfang, sondern vor allem auch die Qualität des Wissens dramatisch verbessern wird. Die KI wird auch, sofern man ihr das als Ziel setzt, Wege finden, dieses Wissen so gut verständlich wie möglich an Menschen zu übermitteln. Das könnte eine fantastische Zeit werden.
Das Problem ist, dass die Entwicklung irgendwann so schnell verlaufen wird, das Menschen ihr nicht mehr folgen können. Niemand kann sagen, was dann geschehen wird (was gleichbedeutend mit einem extremen Risiko ist). Bis dahin -- meine Schätzung liegt etwa bei 2040 bis 2050 -- kann aber noch so viel passieren, dass es m.E. nicht sinnvoll ist, nähere Vorhersagen zu machen. Meine persönliche "Strategie" ist, die Entwicklung sehr genau zu beobachten, und ggf. im Rahmen meiner Möglichkeiten im Sinne einer glücklichen Zukunft einzuwirken.
Districon schrieb:Ich finde eine KI sollte niemals Gefühle oder Emotionen haben ...
Gefühle/Emotionen sind eine Frage des Bewusstseins. Niemand weiss bisher, was Bewusstsein wirklich ist, daher ist diese Frage im Zusammenhang mit KI bisher offen. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Frage dauerhaft offen bleiben wird. Es bleibt abzuwarten, zu welchen Ergebnissen die Forschung in dieser Hinsicht in Zukunft gelangen wird.
Aber: Auch ohne "richtige" Gefühle/Emotionen werden KIs in der Lage sein, nahezu alle menschlichen Tätigkeiten (einschliesslich kreativer Tätigkeiten wie dem Schreiben von Romanen und dem Komponieren von Musik) früher oder später (und damit meine ich einen in Jahrzehnten bemessenen Zeitrahmen) besser als Menschen auszuüben. Es kommt im Endeffekt auf die Gefühle/Emotionen an, die die KI in den Menschen auslöst, mit denen sie direkt oder indirekt (z.B. durch ihre "Werke") interagiert. Diese menschlichen Reaktionen folgen bestimmten Regeln, die eine KI lernen wird. Das bedeutet nicht, um einem verbreiteten Vorurteil zuvorzukommen, dass das Verhalten oder die "Werke" einer KI "roboterhaft" sein werden. Das wäre der Fall, wenn sie nur einigen wenigen, primitiven Regeln folgen würde. Eine KI wird jedoch problemlos in der Lage sein, einem extrem komplexen Regelwerk von Millionen von Regeln zu folgen, so dass ihr Verhalten bzw. ihre "Werke" nicht weniger komplex sein werden, als das von Menschen, bzw. von Menschen geschaffene Werke.
Districon schrieb:... der Mensch ist aber etwas einzigartiges.
In früheren Zeiten (z.T. auch heute noch) bezogen viele Menschen einen wesentlichen Teil ihres Selbstwertgefühls daraus, auf Menschen anderer Hautfarbe, Religion, etc. als minderwertig und unterlegen herabzusehen. Diese Sichtweise ist inzwischen in weiten Teilen der Welt ziemlich unpopulär, so dass einige Menschen darauf ausgewichen sind, zumindest auf Maschinen herabzusehen. Diese Sichtweise wird mit der zunehmenden Höherentwicklung von KIs ebenfalls immer problematischer werden. Das ganze Problem tritt nicht mehr auf, wenn man sein Selbstwertgefühl aus seinem tiefsten Inneren, ohne den Vergleich mit irgendjemandem oder irgendetwas bezieht.
Districon schrieb:Genauso schlecht finde ich es wenn KI's unsere Arbeit übernehmen, wozu leben wir dann noch??
Die Antwort auf diese Frage muss jeder für sich selbst finden. Die zunehmende Verdrängung von zunehmend anspruchsvolleren Jobs durch KIs (oder Technik allgemein) wird sowohl für den Einzelnen als auch auf politischer Ebene viele Fragen aufwerfen. Verhindern lassen wird sie sich allerdings nicht.
Es gibt eine sehr einfache Regelkette, die auch die allermeisten dümmeren Politiker -- manche durch Einsicht, manche durch Schmerz (politischer Art) -- früher oder später begreifen werden:
KI -> Produktivität -> Wirtschaftlicher Erfolg -> Steuereinnahmen -> Geld verteilen -> Politischer Erfolg
Es wird in diesem Zusammenhang sehr viele, z.T. äusserst kontroverse Diskussionen geben, die aber letztlich gegenüber der eisernen Logik dieser Regelkette immer nur heisse Luft bleiben werden. Wer sich dagegen stellt -- seien es einzelne Politiker, Parteien, Regionen, oder ganze Nationen -- wird in der Bedeutungslosigkeit versinken.
Es kann gut sein, dass dieser Beitrag einigen Teilnehmern nicht gefällt, mir fehlt aktuell jedoch sowohl die Zeit als auch die Motivation eine kontroverse Diskussion zu diesem Thema zu führen. Wer glaubt, dass "richtige" KI nicht möglich ist, oder dass die Entwicklung noch Tausende von Jahren in Anspruch nehmen wird, kann von mir aus gerne mit seiner Überzeugung glücklich werden. Ich habe keinerlei Ehrgeiz, irgendjemanden von meiner Sichtweise zu überzeugen. So ziemlich alles, was ich zu diesem Thema zu sagen habe, findet sich im Technologische-Singularität-Thread ab
hier.