berndw.
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Evolutionäre Sackgasse Landwirtschaft: Können wir da noch rauskommen?
23.03.2018 um 17:12Biolehrer schrieb:Das ist falsch. Selektionsfaktoren können z.B. Mikroben sein, die tödlich verlaufende Krankheiten auslösen. Ohne hinreichende Präadaptation durch eine zufällig vorhandene Kombination von Immunfaktoren führt die Krankheit zum Tode. Nur die Träger der hinreichenden Immunfaktoren-Kombination überstehen den selektiven Druck und vererben dieses Merkmal an die Nachkommen, so dass sich der Genpool der Population umstellt. Es gibt also auch einzelne natürliche Faktoren, die hinreichend sind, um als Selektionsdruck zu wirken. Der Rest der Biosphäre hat da Null Einfluss.Dein "Argument", dass einzelne Selektionsfaktoren das Absterben auslösen können ist trivial. Meine von Dir zitierte Aussage bezog sich auf die Implizierung des anderen Foristen, dass "der Selektionsfaktor bestimmt, wessen Gene weitergegeben werden und wessen nicht" und damit war offenbar der menschliche Züchter als alleiniger Selektionsfaktor gemeint. Sowas gibt es aber nicht, auch wenn Du das nun selbst nochmal wiederholst:
Biolehrer schrieb:Wenn der relevante Selektionsdruck aber durch den Züchter erfolgt, hat sich das Gerede vom "Gesamtdruck" als bedeutungslos erwiesen.Der relevante Selektionsdruck in seiner Gesamtheit kann niemals alleine durch den Züchter erfolgen bzw. das wäre nur
bei absoluter Sterilität möglich. Ein Maisfeld oder ein Schweinestall wäre aber selbst dann nicht steril, wenn sie mit Pestiziden und Medikamenten "getränkt" würden.
Biolehrer schrieb:Haustiere und Nutzpflanzen leben in wechselseitiger Symbiose mit dem Menschen. Beide Seiten haben etwas voneinander, was das Überdauern als Lebensform betrifft. Dein Fehler ist offenbar, dass Du die künstliche Zucht als etwas unnatürliches betrachtest. Aber es ist nichts weiter als die Anwendung derselben natürlichen Faktoren im Rahmen eines eingehegten Areals.Nein, die künstliche Zucht etwas zutiefst unnatürliches, sonst würde sich das Schema in der Natur wenigstens ansatzweise finden lassen. Und ebenso selbstverständlich leben die manipulierten "Nutzorganismen" des Menschen nicht mit diesem in einer "wechselseitigen Symbiose", sondern in einem Versklavungsverhältnis. Es handelt sich hinsichtlich der in Jahrmillionen entstanden Merkmale heute zumeist um schwer verkrüppelte und kranke Organsimen, deren Erblinien dem Untergang geweiht sind.
Darwin hatte wohl recht, als er davon sprach, es sollte eine neue Aufklärung geben. Aber leider wurde das verpasst.
Biolehrer schrieb:Und wie Dir @perttivalkonen zutreffenderweise aufschlüsselte, realisiert sich jedes Potential immer wieder nur als eine einzelne "Datei" mit begrenztem Umfang. Darum ist Dein Geschreibe von "Speicherkapazität des Erbgutes" völlig daneben. Du kannst einen Organismus nicht auf die Basenpaare des Genoms reduzieren. Da gehört schon noch etwas mehr an Funktionszusammenhängen dazu, die sich über die biochemischen Prozesse ergeben, welche in jeder einzelnen Zelle und darüber hinaus zwischen den verschiedenen Zellen und Organen von Pflanzen oder Tieren ablaufen.Nein, perttivalkonen hatte impliziert, dass Komplexität gleich mit der Speicherkapazität sei. Tatsächlich aber entsteht der Grad der Komplexität nicht automatisch mit den Speicherkapazitäten, sondern mit den gespeicherten Informationen, also auch den von Dir sogar genannten Funktionszusammenhängen. Bei einem über Milliarden Jahre organisierten Informationsspeicher sind die von völlig unbeherrschbarer Komplexität. Deswegen wurden ja noch nie die organischen Funktionalitäten irgend eines Bakteriums oder auch "nur" eines Virus vollständig entschlüsselt und das wird auch nie gelingen.
Du kannst den Code auslesen, also die Reihenfolge der Basen, aber Du kannst nie wissen, für was die alles codieren. Deswegen sind Agrargentechniker eigentlich wie kleine naive Kinder (bzw. wären es, wenn die Sache nicht so schlimm wäre).