wuec schrieb:Carl Friedrich Gauß erblickt 1777 das LIcht der Welt
Wenn es um Mathematik geht, ist von mir normalerweise nichts zu hören und zu sehen, meist verharre ich vor Erfurcht erstarrt vorm Bildschirm, und lausche denen, die sich scheinbar mühelos darüber verständigen können. Da sich aber von denen selbst heute keiner blicken ließ, hab ich all meinen Mut zusammen genommen, und auf den Wiki-Link geklickt, ohne dabei den "Reset"-Knopf aus den Augen zu verlieren, ... für den Fall, dass ich auf Gegenwehr in Form von Fachbegriffen stoße.
Aber wider Erwarten lief es gut an, und ich war sofort von einer packenden Biographie gefesselt, in der ich auf viele bekannte Namen stieß, die hier im Thread auch schon thematisiert wurden. Davon ermutigt tat ich zunächst das, was ich sehr häufig mache, wenn ich mich mit großen Persönlichkeiten befasse, ich nehme mir ihre Zitate vor, ... was nicht die schlechteste Art ist, sich ein Bild zu verschaffen. Bei Gauß fanden sich zunächst nur 5, und jedes dieser 5 machte mir den Mann sogleich sympathischer:
https://www.aphorismen.de/suche?autor_quelle=gau%C3%9F (Archiv-Version vom 22.06.2021)Selbst seine Portraits vermitteln nicht den Eindruck eines typischen Mathematikers, oder besser gesagt meine Vorstellung davon
:D, was womöglich auch damit erklärt werden kann, dass er zudem noch Astronom und Physiker war...
Original anzeigen (0,7 MB)Zum Glück kann ich mir in meinen Beiträgen den Luxus erlauben, mich auf die Dinge zu beschränken, die ich persönlich für erwähnenswert halte, sollte jemand was vermissen, kann er/sie dies gern ergänzen.
Carl Friedrich Gauß sagte einmal über sich selbst, er habe das Rechnen vor dem Sprechen erlernt, was einige Anekdoten auch zu bestätigen scheinen, demnach soll der dreijährige Carl Friedrich seinen Vater, der damals als Schatzmeister und kaufmännischer Assistent in einer Versicherungsgesellschaft tätig war, bereits die Lohnabrechnungen korrigiert haben
:DGesicherter hingegen sind Berichte, nach denen er bereit mit 9 Jahren seinen Lehrer an der Volksschule mit seinen Rechenkünsten verblüffte, indem er Aufgaben in kürzester Zeit löste, die ihn eigentlich längere Zeit beschäftigen sollten, so z.B. die berühmte Addition aller Zahlen von 1 bis 100. Die Lösung verrate ich hier nicht, wer wissen will, wie der Bub das innerhalb von Sekunden im Kopf ausrechnen konnte, sollte mal selbst bei Wiki reinschauen (lohnt sich!)
Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig wurde auf den "Wunderknaben" aufmerksam gemacht, was ihm bereits mit 14 Jahren eine finanzielle Unterstützung einbrachte, mit deren Hilfe er frühzeitig ein Studium beginnen konnte. Seine Studienzeit, die in Braunschweig begann, und ihn später nach Göttingen und Helmstedt führte, war dank seiner vielen Förderer extrem erfolgreich.
Am 9. Oktober 1805 heiratete er Johanna Elisabeth Rosina Osthoff, die Tochter eines Weißgerbers aus Braunschweig, mit der er sich ein Jahr zuvor verlobt hatte. Leider verstarb sie bereits kurz nach der Geburt ihres dritten Kindes im Oktober 1809 an deren Folgen. Als dann nur wenige Monate später auch sein Sohn Louis starb, verviel er in eine tiefe Depression. In dieser Zeit verfasste er auch die berühmte, und erst später gefundene „Totenklage“ auf seine verstorbene Frau.
Noch im gleichen Jahr heiratete er erneut. Mit Friederica Wilhelmine Waldeck hatte er 3 weitere Kinder, von denen 2 nach Amerika auswanderten und dort sehr erfolgreich waren. Seine jüngste Tochter Therese blieb bei ihrem Vater und führte ihm bis zu seinem Tod den Haushalt.
Seine zahlreichen wissenschaftlichen Leistungen finden sich hier bei Wikipedia:
Wikipedia: Carl Friedrich Gauß#LeistungenIch will nur mal ein Beispiel herausgreifen, bei dem Gauß mit dem hier im Thread schon eimal von
@uatu erwähnten Wilhelm Eduard Weber erfolgreich zusammen gearbeit hat.
Wikipedia: Wilhelm Eduard WeberBemerkenswert finde ich z.B., dass Gauß
bereits 12 Jahre vor Gustav Robert Kirchhoff in Experimenten die Kirchhoffschen Regeln für Stromkreise fand, um nur ein Beispiel zu nennen, bei denen Gauß es "versäumte", seine Erkenntnisse zu veröffentlichen. Er zog es nun mal vor, seine Theorien zunächst zu vervollständigen, ehe er sie vorschnell präsentiert. Daher stammt auch sein eingangs verlinktes Zitat: "Weniges, aber Reifes"
Aber zurück zu Weber, mit dem Gauß zusammen das Magnetometer erfand, und die erste Telegrafenverbindung der Welt aufbaute (zwischen dem phys. Institut und der Sternwarte in Göttingen). In dieser Zeit wurde auch der sogenannte "Magnetische Verein" gegründet, an dem auch sein Freund Alexander von Humboldt beteiligt war.
Wikipedia: Magnetischer VereinHumboldt wurde übrigens anlässlich seines Geburtstags einmal mit einer Leidenschaft von Gauß konfrontiert, die darin bestand, dass er numerische und statistische Daten aller Art sammelte, so auch Listen über die Lebenserwartung berühmter Persönlichkeiten. Und so kam es, dass Humbold zu seinem Geburtstag folgende Zeilen von Gauß erhielt:
Es ist übermorgen der Tag, wo Sie, mein hochverehrter Freund, in ein Gebiet übergehen, in welches noch keiner der Koryphäen der exacten Wissenschaften eingedrungen ist, der Tag, wo Sie dasselbe Alter erreichen, in welchem Newton seine durch 30.766 Tage gemessene irdische Laufbahn geschlossen hat. Und Newtons Kräfte waren in diesem Stadium gänzlich erschöpft: Sie stehen zur höchsten Freude der ganzen wissenschaftlichen Welt noch im Vollgenuss Ihrer bewundernswürdigen Kraft da. Mögen Sie in diesem Genuss noch viele Jahre bleiben.
:DAchso, was mir noch auffiel: Weber gehörte ja zu den berühmten "Göttinger Sieben" (
Wikipedia: Göttinger Sieben), und von diesen Sieben haben sich später nur 2 Wissenschaftler überreden lassen, nach Göttingen zurückzukehren, Weber und Ewald. Und eben dieser Ewald heiratete 1830 die erste Tochter von Gauß, allerdings starb sie bereits 1840 im Alter von gerade einmal 32 Jahren an Schwindsucht, ebenso wie ihre Mutter und ihr Schwester.
So, das solls erst mal gewesen sein. Ich hatte (trotz der vielen Toten) richtig Spass an der Recherche, hab viel dabei gelernt, unter anderem mal wieder wie klein und eng verzahnt diese Welt doch ist....
Guats Nächtle