27.01.1926
So, nach fast einem Monat Abstinenz hatte ich heute endlich mal wieder Gelegenheit, mich mit dem zu befassen, was einmal war. Und wie fast immer dauerte es nicht lange, bis ich auf einen Begriff stieß, der mich aufhorchen ließ. Auf dem heutigem Kalenderblatt ist nämlich für das Jahr 1926 Folgendes verzeichnet:
1926: Vor Mitgliedern der Royal Institution of Great Britain führt John Logie Baird funktionierendes mechanisches Fernsehen vor.
Wikipedia: 27. Januar#Wissenschaft und TechnikWow, ich habe was die Geschichte des Fernsehens betrifft ja selbst schon einiges selbst miterlebt, aber "mechanisches Fernsehen" hörte ich heute zum ersten Mal. Und was ich beim Recherchieren rausfand, will ich euch natürlich nicht vorenthalten, denn es kann extrem spannend sein, sich noch einmal die rasante Entwicklungen dieser Technologie vor Augen zu führen, die wir heute nur noch als Selbstverständlichkeit wahrnehmen.
Was mir ebenfalls nicht bewusst war, die Anfänge des Fernsehens reichen bis zur Mitte des 19.Jhd. zurück, als Technikpioniere der Bildtelegraphie wie z.B. Frederick Collier Bakewell mit ihren Erfindungen die Grundlagen schufen, die Dénes von Mihálys und John Logie Bairds später weiterentwickelten, um auch bewegte Bilder zu übertragen. Einen wichtigen Meilenstein stellte dabei die 1883 von Paul Nipkow entwickelte Bildzerlegungs-Scheibe dar, die dann auch nach ihm benannt wurde. Sie stellte das Herzstück seines "elektrischen Teleskops" dar, dessen Besonderheit darin bestand, dass zum ersten Mal Bilder von einem Empfänger aufgenommen, und anschließend in elektrische Signale umgewandelt, und über ein Kabel weitergeleitet wurden, um dann letztlich am anderen Ende die Bilder wieder zu erzeugen.
Paul Nipkow meldete darauf 1884 ein Patent beim Kaiserlichen Patentamt an, welches am 15. Januar 1885 auch erteilt wurde. Wegen Geldmangel verfiel dieses aber bereits ein Jahr darauf, und konnte somit zahlreichen Fernsehpionieren als Grundlage für weitere Entwicklungen dienen, auf die ich hier nicht näher eingehen will, weil sie jeglichen Rahmen sprengen würden.
Bereits wenige Jahre nach der Präsentation des mechanischen Fernsehen etablierte sich dieses Verfahren in der ganzen Welt, insbesondere in Europa, den USA, Australien und in der Sowjetunion. Zunächst begann der regelmäßige Sendebetrieb in amerikanischen Großstädten, dann in London, Melbourne, Moskau und ab 1932 auch in Brüssel, Rom, Paris und Berlin.
Um mal eine Vorstellung zu bekommen, wie so ein Fernsehbild damals aussah, habe ich hier mal ein Testbild rausgesucht:
Wikipedia: Mechanisches Fernsehen#/media/File:Nbtv-klaas-robers.jpgDa die Signale im Frequenzbereich der Lang-, Mittel- oder Kurzwelle übertragen wurden, war auch die Reichweite enorm groß, sogar größer als die heutiger Sendeanlagen. Zudem war der Aufbau der Empfänger unkompliziert, was in der "Bastlergemeinde" großen Zuspruch fand. Für kurze Zeit boomte der Vertrieb von Bausätzen und Bauanleitungen für Geräte mit der Nipkow-Scheibe, aber genauso schnell wurde dieser Trend von der Entwicklung hin zu hochauflösenderer Technik wieder abgelöst, der quasi bis heute noch andauert.
Einen großen Teil dieser Entwicklung habe ich dank meines Vaters sehr aktiv und bewusst mitverfolgen dürfen, womit ich auch schon beim persönlichen Bezug zum Threadthema wäre, der mir hier sehr wichtig ist. Als ich mit dem Medium Fernsehen erstmals in Berührung kam, gab es nicht einmal eine handvoll Sender, lässt man mal die Russensender außen vor, gab es quasi nur die ARD (
Außer
Raum
Dresden) und das ZDF. Beim ZDF brauchte man aber bereits eine zweite Antenne für das UHF-Band, und die Tuner damaliger Fernsehgeräte in der DDR waren zudem nicht für diesen Frequenzbereich ausgelegt, d.h. man benötige zudem noch einen UHF-Converter, der die Kanäle auf das VHF-Band umsetzte.
Mein Vater, der Funktechnik studiert hatte, war daher ein gefragter Mann, zumindest bei denen, die am Westfernsehen interessiert waren. Denn solche UHF-Converter waren für diejenigen, die sich auskannten und das handwerkliche Geschick mitbrachten, relativ einfach zu bauen. Okay, man war auch noch auf die Westverwandschaft angewiesen, da man nur so an die begehrten Transistoren AF139/239 heran kam, die im Vergleich zu den Ost-Germanium-Transistoren wesentlich besser geeignet waren.
Als Kind sah ich meinem Vater oft stundenlang zu, als er solche Geräte baute, mich überkommt selbst heute noch ein Gefühl von Nostalgie, wenn ich beim Löten den Geruch von Kolophonium in die Nase bekomme
:)Später, als dann auch die Russen ihr zweites Programm ausstrahlten, gab es solche Converter auch in der DDR zu kaufen, aber auch die ließen sich noch im Nachhinein mit den guten West-Transistoren "versilbern". Naja, wir haben uns damals ganz gewiss viele Freunde gemacht, was in der DDR wichtiger war als Geld.
Ich glaube, meinen ersten eigenen Fernseher bekam ich, als ich 15 Jahre alt war, vermutlich weil meine Eltern keine Star Trek Fans waren
:)Im Star Trek Thread habe ich dazu schon mal was geschrieben...
Der ultimative Star Trek Thread! (Seite 98) (Beitrag von Peter0167)Irgendwer schrieb darauf hin, er komme sich jetzt gar nicht mehr so alt vor, was ich wiederum als Beleg für meine Eingangs aufgestellte These sehe, dass wir uns viel zu schnell an Veränderungen gewöhnen, und daher an Jahrestagen wie diesen einfach mal auf das zurück schauen sollten, was einmal war...