30.04.1897
So liebe Freunde der Wissenschaften, da es gestern leider keine Bilder gab, fange ich heute zur Abwechslung mal mit einem an.
Und nein, es ist keine Opium-Pfeife und auch keine Shisha oder Destille. Das geschulte Auge erkennt natürlich sofort, worum es sich handelt, nämlich um eine Kathodenstrahlröhre. Aber es ist nicht irgendeine Kathodenstrahlröhre, denn diese steht im Science Museum in London und gehörte Diesem Mann hier...
Und dieser Mann ist nicht einfach irgendein Mann, denn diesem Mann, Sir Joseph John Thomson, gelang mit dieser Kathodenstrahlröhre etwas, was noch nie einem Menschen zuvor gelungen war, obwohl es diesem Mann hier, Emil Wiechert, fast zur selben Zeit gelang...
Und was den beiden gelungen ist, ist nicht einfach irgendwas, nein, es brachte einem der beiden im Jahre 1906 sogar den Nobelpreis für Physik ein. Aber was hat er den nun entdeckt ... 'mensch Peter, komm endlich mal zu Potte!'
:DNaja, ich sags mal so, entdeckt ist vermutlich das falsche Wort, Thomson gelang vielmehr der Nachweis von etwas, was schon viele Jahre zuvor postuliert wurde, und zwar von diesem Mann hier, George Johnstone Stoney...
Okay, die ganze Geschichte ist schon verwirrend genug, und nun auch noch dieser Zottelbart...
...worüber wollte ich eigentlich reden?
Genau, es geht heute um etwas, was zunächst vorausgesagt wurde, und Jahre später im Experiment auch nachgewiesen wurde, und zwar genau heute vor 123 Jahren. Beim Neutrino lief es übrigens ähnlich, nur da war es Wolfgang Pauli, der aufgrund einer Diskrepanz in den Messwerten eines Experiments kurzerhand ein Teilchen postulierte, welches Enrico Fermi Jahre später nachwies.
Aber ich schweife schon wieder ab ... 'reiß dich zusammen Peter!' ... nun ja, im Grunde wissen ja eh alle, worum es heute geht, dann nennen wir das Kind doch endlich beim Namen. Leute, es geht um nix Geringeres als das wahrscheinlich kleinste Elementarteilchen, das der Urknall je hervorgebracht hat. Es ist so verdammt klein, dass man eigens eine eigene Klassifizierung erfinden musste ... "subatomar"!
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen "subatomar", davon hätten Leukipp und sein Schüler Demokrit nicht einmal zu träumen gewagt, und 2500 Jahre danach rüstet ein Engländer mal eben seine Shisha um ... und holt sich den Nobelpreis. Wahnsinn!
Das Ding ist so krass klein, dass es nicht einmal Bilder von ihm gibt, aber ich habe weder Kosten noch Mühen gescheut, und eine möglichst realistische Darstellung entwerfen zu lassen. Und hier ist nun endlich unser Geburtstagskind ...
PS: Es ist der kleine Blaue, unten links, also der, der so dämlich grinst. Ob es nun am Grinsen lag ist nicht überliefert, aber Thomson nannte seine Entdeckung zunächst "corpuscle", später einigte man sich jedoch auf "Elektron", was aus meiner Sicht auch irgendwie sozialverträglicher klingt.
Ich wünsche euch allen noch einen schönen 30. April, und vielleicht denkt der eine oder die andere bei der nächsten Shisha sogar an das kleine blaue Kerlchen, und wie lange das Universum für den direkten Nachweis gebraucht hatte, dann hätte sich dieser kurze Beitrag schon gelohnt.