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Jahrestage der Wissenschaft

339 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Wissenschaft, Wissenschaftler, Meilensteine ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Jahrestage der Wissenschaft

19.12.2017 um 15:31
Wow, was für ein cooler Thread! :D
@Peter0167
ich wusste gar nicht, dass du Dürr so magst, ich muss gestehen, ich bin beeindruckt :D

und die Idee mit den Jahrestagen der Wissenschaft ist auch irgendwie cool

ziemlich genau vor 66 Jahren, im Dezember 1951, wäre die DNA FAST entdeckt worden - hätten sich nicht die Beteiligten so zerstritten und in Ehrgeiz zerfleischt

und bei diesem Thema kommt man nicht umhin, an eine ganz besondere und ganz besonders kluge Frau zu erinnern:
Rosalind Franklin


Rosalind-Franklin 3438460b
Sie hatte bereits damals in Erwägung gezogen, dass die DNA eine helikale Struktur haben könnte
Franklin noted, "Either the structure is a big helix or a smaller helix consisting of several chains. The phosphates [of the sugar that forms the backbone of the molecule] are on the outside so that phosphate-phosphate inter-helical bonds are disrupted by water."
( Zitat aus : https://profiles.nlm.nih.gov/ps/retrieve/Narrative/KR/p-nid/187)

- und erkannt, dass die Phosphate nicht innen liegen können, wie ihre Forscherkollegen damals euphorisch in Erwägung zogen:
Die ersten DNA-Modelle, die Crick und Watson gebastelt hatten, waren ein Fehlschlag: Sie basierten auf Daten der Wissenschaftlerin Rosalind Franklin, die neben Wilkins am King's College arbeitete. 1951 im November luden Watson und Crick die King's-Gruppe ein, um ihnen ihr "cleveres Ding" zu zeigen. Franklin sah das Modell - eine Tripelhelix - und wusste sofort, dass es falsch war. Watson hatte einen entscheidenden Fehler gemacht.

Daraufhin reagierte das Cavendish-Team alles andere als souverän, was einen großen Graben zwischen die beiden Gruppen riss - es kam zum Streit.
Statt besonnen zu reagieren und Franklins kühlen Einwand anzuerkennen (welcher, wenn man den Gedanken konsequent zu Ende gedacht hätte, vielleicht zu diesem Zeitpunkt schon dazu geführt hätte, die DNA-Struktur zu entschlüsseln), pflegten die Streithähne ihre Profilneurosen und waren eher auf Krawall, denn auf Zusammenarbeit gebürstet :D:
Am 11. Dezember 1951 schrieb Wilkins einen offiziellen Brief an Crick und forderte das Team in Cambridge dazu auf, ihre Arbeit an der DNA zu stoppen. Am selben Tag schickte er aber auch den weniger formalen Brief an seinen Kollegen in dem er zugibt, wie leid er die ganzen Machtkämpfe sei.

"Hiermit will ich nur sagen, dass ich es gründlich satt habe", heißt es in dem Brief von Wilkins an Crick und Watson. "Wir werden von Kräften aufgerieben, die uns in Stücke reißen können. Ich musste Randall davon abhalten, einen Beschwerdebrief an Bragg über Euer Benehmen zu schicken."

Cricks Replik aber fiel reichlich unterkühlt aus. Zwar wies Crick darauf hin, Wilkins stehe kurz davor, eines der Schlüsselprobleme der biomolekularen Strukturforschung zu lösen, beendete den Brief aber mit: "Kopf hoch. Selbst wenn wir Dich in den Hintern getreten haben. Es war unter Freunden. Wir hoffen, dass unser Diebstahl zumindest zu einer vereinten Front in Deiner Gruppe führt!"
(beide Zitate aus: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/geschichte-der-dna-entschluesselung-briefe-enthuellen-zwist-zwischen-forscher-rivalen-a-720412.html)

Mit "Diebstahl" bezog er sich auf die Arbeiten Franklins, wobei dieses Wort wenig später in diesem Zusammenhang eine neue Dimension erhalten sollte:
Im März 52 schließlich fertigte Franklin ihr berühmtes (wenn nicht DAS berühmteste Foto der Nat.wissenschaft) an, welches Watson und Crick zur Entwicklung ihres DNA-Strukturmodells verhelfen sollte, wofür beide dann später auch den Nobelpreis erhielten.

Franklin war zu diesem Zeitpunkt bereits tot (sie starb sehr jung an Eierstockkrebs); in den Dankesreden Watsons und Cricks blieb sie unerwähnt.

Und bis heute hat es gedauert, dass ihr Name endlich in Schulbüchern auftaucht, jedes Kind hat den Namen "Watson/Crickmodell schon einmal gehört; dabei müsste es doch eigentlich das Rosie-Modell sein ;)

und weil sie so cool ist, noch ein Foto von ihr :D

4-rosalind-franklin-experimenting-650 07


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Jahrestage der Wissenschaft

19.12.2017 um 16:44
Zitat von AliceTAliceT schrieb:Wow, was für ein cooler Thread! :D
Vielen Dank. :D

Manchmal hatte ich hier schon den Eindruck nur Monologe zu schreiben, um so erfreulicher ist es, auch mal ne Rückmeldung zu bekommen. Dein Beitrag passt hier auch sehr gut rein, zum einen weil er das bisherige Spektrum etwas erweitert, und zum anderen einen Punkt anspricht, der in Bezug auf wissenschaftliche Arbeit eher selten zur Sprache kommt, die Rivalität, die einerseits durchaus eine Triebfeder sein kann, oder wie in diesem Fall auch eine Bremse.

Eine Sache fällt mir auch immer wieder auf, seit dem ich mich ein wenig mit der Geschichte der Wissenschaften befasse, und das ist die Ungleichbehandlung von Frauen. Letztlich gelang es nur wenigen von ihnen, die gebührende Anerkennung zu bekommen, ganz zu schweigen von den verwehrten Möglichkeiten. Im Vergleich zu den Männern mussten sie schon Außergewöhnliches leisten, um sich den Respekt der männlichen Kollegen zu erarbeiten, und selbst wenn das kein Thema mehr war, schlug das System mit seinen zahlreichen Beschränkungen zu.

Ich denke da unter anderem an Mileva Maric, der man heute nachsagt, sie wäre die "Mutter der Relativitätstheorie". Sie opferte ihre eigene vielversprechende Karriere, um einer Rolle zu entsprechen, die damals von einer Frau erwartet wurde, so auch von ihrem eigenem Mann, Albert Einstein. Es ist eigentlich kaum zu fassen, dass dies gerade einmal 100 Jahre her ist, und das sich bis heute in vielen Köpfen nicht wirklich was geändert hat.

Hier mal ein interessanter Beitrag dazu:

https://www.emma.de/artikel/frauen-der-wissenschaft-mutter-der-relativitaetstheorie-263153


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Jahrestage der Wissenschaft

19.12.2017 um 17:09
@Peter0167
@AliceT

Also ich finde den Thread super! Habe die oben genannte Dame nicht gekannt. Toll das man durch den Thread auch von nicht so bekannten Wissenschaftler etwas erfährt!

Und schade das Frauen früher nicht wirklich ernst genommen wurden, ich denke wir wären schon etwas weiter in der Wissenschaft!

Ich finde Mileva Maric ist ein sehr gutes Beispiel, die Geschichte ist voll von solchen Menschen, die viel für die Wissenschaft gemacht haben, aber leider übergangen worden sind aus verschiedensten Gründen (auch Männer)!

Auf jeden Fall toller Thread...wird beobachtet


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Jahrestage der Wissenschaft

19.12.2017 um 20:19
Zitat von Peter0167Peter0167 schrieb:Eine Sache fällt mir auch immer wieder auf, seit dem ich mich ein wenig mit der Geschichte der Wissenschaften befasse, und das ist die Ungleichbehandlung von Frauen. Letztlich gelang es nur wenigen von ihnen, die gebührende Anerkennung zu bekommen, ganz zu schweigen von den verwehrten Möglichkeiten. Im Vergleich zu den Männern mussten sie schon Außergewöhnliches leisten, um sich den Respekt der männlichen Kollegen zu erarbeiten, und selbst wenn das kein Thema mehr war, schlug das System mit seinen zahlreichen Beschränkungen zu.
Dazu habe ich heute zufällig einen Artikel gefunden, der vor ca. 100 Jahren in der FAZ veröffentlicht wurde. Es geht um das Studium von Frauen an der Berliner Universität.
Schon den Physiologen des 18. Jahrhunderts ist der kleinere Kopfumfang der Frau aufgefallen, und sie führen auf die verschiedene Ausbildung der Gehirnfasern die Verschiedenheit des Denkens und Fühlens bei Mann und Frau zurück. Dazu kam dann der Nachweis des geringeren weiblichen Hirngewichts. Ob man aus dem geringeren Gehirngewicht der Frau auf eine geringere geistige Begabung schließen darf, ist seit der ersten Abhandlung Bischoffs über diesen Punkt eine heftig umstrittene Frage. Wer aufgrund des Gewichtsunterschiedes zwischen Männer- und Frauengehirn eine Inferiorität der Leistungen bei der Frau behauptet, müßte also nachweisen, daß das geringere Gewicht bedingt ist durch eine geringere Ausbildung und Masse der physischen Sphären der Gehirnrinde. Ein solcher Beweis ist bis jetzt nie geführt worden. Wer ein zutreffendes Urteil über die weibliche Befähigung abgeben will, muß viele Frauen in allen Lagen ihres Lebensweges beobachtet haben. Die Frauen, sagt Moebius, fassen, wenn sie wollen, recht gut und merken sich das Gelernte ebensogut wie Männer. Wenn man nur das ins Auge faßt, was man gesunden Menschenverstand und Mutterwitz nennt, dann kommen die Frauen nicht schlechter weg und sind im Punkte der Intelligenz dem Manne ebenbürtig. Der Krieg hat den Frauen die langersehnte Gelegenheit gebracht, den praktischen Nachweis ihrer Intelligenz und Brauchbarkeit in allen möglichen Stellungen zu liefern, und wer es gesehen hat, der muß zugeben, daß dieser Beweis glänzend erbracht ist.
PS: Auch von mir ein Dankeschön für die Eröffnung des Threads @Peter0167


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Jahrestage der Wissenschaft

19.12.2017 um 20:41
@Nobby_Nobbs

Ein beachtlicher Fund :D, ich glaube ich brauch erst mal ne Weile, um das zu verdauen....
Den höchsten Dienst leiste die Frau sich, der Familie und dem Staate, wenn sie über ein ausgeruhtes Gehirn verfüge und Zeit genug zur Aufzucht einer zahlreichen Nachkommenschaft finde.
Da fragt man sich unwillkürlich, wie wohl künftige Generationen über unsere Zeit denken werden, wenn irgendwer ne alte Zeitung findet, oder gar ein Allmy-Backup auf ner alten Server-Festplatte ...


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Jahrestage der Wissenschaft

19.12.2017 um 20:54
Zitat von Peter0167Peter0167 schrieb:ich glaube ich brauch erst mal ne Weile, um das zu verdauen....
Is doch alles schon hundert Jahre her! Oder? ;)


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Jahrestage der Wissenschaft

20.12.2017 um 10:34
Zitat von Nobby_NobbsNobby_Nobbs schrieb:Is doch alles schon hundert Jahre her! Oder?
Jepp, damals war wohl Vieles anders, und bei der Gelegenheit will ich als Ergänzung zu Gestern noch auf einen weiteres Aspekt hinweisen, der mir beim schreiben des Beitrags aufgefallen war.

Zunächst hatte ich mich darüber gewundert, dass für eine Entdeckung auf dem Gebiet der Kernphysik der Nobelpreis für Chemie verliehen wurde, zumal auch das Verfahren der neutroneninduzierten Kernspaltung (in meiner laienhaften Vorstellung) ein physikalisches Verfahren darstellt. Als ich mich dann mit den Biographien der Protagonisten befasste, fiel mir auf, dass sowohl Otto Hahn, wie auch Fritz Straßmann und Ida Noddack Chemiker waren. kopfkratz

Und damit war ich auch schon wieder an einem Punkt angelangt, an dem ich mich von Selbstzweifeln getrieben in Wikipedia vergrabe, um der Sache auf den Grund zu gehen. Und was soll ich sagen ... es sind exakt diese Momente, in denen sich wieder mal ein paar gedankliche Mosaiksteine zusammenfügen, für die sich die ganze Mühe lohnt. Manch einer mag es nur belächeln, wenn man sich mit der Geschichte und längst vergessenem Kram befasst, mir hingegen hat das sehr viel gebracht, und ganz sicher auch vielen anderen.

Egal, zurück zum Thema. Ich sehe die Physik heute quasi als "Mutter" aller Naturwissenschaften an, was dann auch meine eingangs beschriebene Verwunderung erklärt. Aber war das immer so? Bei meiner Suche nach Antworten bin ich dann schließlich hier angelangt:

Wikipedia: Kernchemie#Geschichte
Historisch gesehen waren es Chemiker, die als erste die entweder natürlich auftretenden Alpha-Zerfallsreihen (ausgehend von den radioaktiven Th- und U-Isotopen) oder (kernphysikalisch) induzierte Kernreaktionen untersuchten. Die dabei auftretenden Umwandlungen von Elementen (Transmutation, der uralte Traum der Alchemisten) ließen sich nur mit hochentwickelten chemischen Analysemethoden studieren, insbesondere da die Reaktionsprodukte oft nur in minimalen Mengen vorkommen. Als Beispiele seien die Abtrennung von Radium und Polonium aus Pechblende durch die Chemikerin Marie Curie und ihren Ehemann, den Physiker Pierre Curie sowie die Entdeckung der Kernspaltung durch die Chemiker Otto Hahn und Fritz Straßmann genannt.
Physik und Chemie sind bekanntermaßen eh eng miteinander verknüpft, aber zu früheren Zeiten hatte die Chemie offenbar die Nase vorn :D

Immerhin tröstet es ein wenig, dass es letztlich dann doch zweier Physiker bedurfte, um das Ganze physikalisch sauber zu erklären, auch wenn der Ruhm für die Entdeckung den Chemikern gebührt.


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Jahrestage der Wissenschaft

20.12.2017 um 11:21
20.12.1910

Hach ja, und weil es so schön passt, gleich noch ein Schmankerl hinterher...

Ernest Rutherford, ein neuseeländischer Physiker, der 1908 den Nobellpreis für Chemie erhielt, erbrachte genau heute vor 107 Jahren den Nachweis, dass Atomkerne überhaupt existieren. Und wie bereits gestern erwähnt, wies er nur 7 Jahre später nach, dass diese sich durch den Beschuss mit Teilchen transmutieren ließen (Stickstoff --> Sauerstoff Geschichte).

Ernest Rutherford LOC
Ernest Rutherford

Er war es auch, der die Existenz des Neutrons vorhersagte, welches Jahre später (1932) von James Chadwick, experimentell nachgewiesen wurde. Und nur 6 Jahre später spaltete Otto Hahn mit diesen Neutronen schwere Urankerne. Unglaublich ... was für eine grandiose Zeit der Entdeckungen, die leider auch vom rückständigen Denken alter Männer geprägt war, die meinten, Frauen sollten sich besser der
Aufzucht einer zahlreichen Nachkommenschaft
widmen, als zu studieren.


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Jahrestage der Wissenschaft

20.12.2017 um 14:33
@Peter0167
Hab besten Dank Peter :-)
Auch den anderen ergänzenden Teilnehmern :-)
Ich bin immer wieder begeistert darüber, wie hier an die Geschichte erinnert wird.


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Jahrestage der Wissenschaft

20.12.2017 um 15:14
Heute vor einhundert Jahren wurde ein Mann geboren, der bei Oppenheimer studierte und es danach selbst noch zu etwas brachte ;) - David Bohm.
Auch eine interessante Persönlichkeit - da sich in ihm, beziehungsweise in seinem Leben, verschiedene Aspekte vereinigen, die zeigen, daß auch Naturwissenschaftler mehr als eine Seite haben können.
Pazifistisch gepägt, kam er erst sehr spät und unter Druck zum Manhattan-Project und hatte auch nach den Krieg Ärger mit dem Komitee für unamerikanische Umtriebe, bis hin zur Inhaftierung.
Er leistete wichtige Beiträge zur Erforschung der Grundlagen der Quantenphysik - u.a sagte er den Aharonov-Bohm-Effekt voraus.
Außerdem befasste er sich mit Philosophie. Diese Gedanken machte er sich in engem Zusammenhang zu seinen Erkenntnissen in der Quantenforschung und sah hier Ansätze für eine neue Weltanschauung. Manchem ging das etwas zu weit und man sah ihn schon in der Esoteriker-Ecke. New-Age-Physiker und so.
Leider enden an dieser Stelle meine Kenntnisse zu David Bohm. Aber ich denke, auch er ist es wert, daß man hier an ihn erinnert.
Über seine Meinung und seine Stellung zu Frauen ist mir nichts bekannt. -

PS: Ich bitte, etwaige Ungereimtheiten, Verwirrendes oder sonstige Fehler zu entschuldigen - mein Hirn verabschiedet sich gerade auf direktem Wege durch meine Nase. *schnief*


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Jahrestage der Wissenschaft

20.12.2017 um 15:44
Zitat von Nobby_NobbsNobby_Nobbs schrieb:Diese Gedanken machte er sich in engem Zusammenhang zu seinen Erkenntnissen in der Quantenforschung und sah hier Ansätze für eine neue Weltanschauung. Manchem ging das etwas zu weit und man sah ihn schon in der Esoteriker-Ecke. New-Age-Physiker und so.
Da scheint es ja Parallelen zu Hans-Peter Dürr zu geben, über den ich schon auf Seite 1 etwas schrieb. Auch er leistete Großes auf dem Gebiet der Quantenphysik, und seine Ansichten wurden/werden nicht selten von der Eso-Fraktion für ihre niederen Zwecke vereinnahmt.

Da liegt die Frage nahe, ob man zwangsläufig in diesen Shpären landet, wenn man sich auf die Quantenebene begibt!? :D Sind Quantenforscher von Anfang an so veranlagt, oder werden sie es erst durch ihre Forschung?

Ich meine, die Quantenwelt steht ja nun mal im krassen Gegensatz zu unseren Alltagserfahrungen, und wenn man lange genug versucht, der Sache auf den Grund zu gehen, und man stellt immer nur fest ´da gibt es keinen´ :D, was passiert dann mit einem? Verliert man den Bezug zur Realität, bzw. was ist überhaupt real?

Alles spannende Fragen, ich werd mal schaun, was aus anderen Forschern geworden ist, die sich auf die Suche nach dem Urgrund begeben haben...


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Jahrestage der Wissenschaft

20.12.2017 um 19:06
Zitat von Peter0167Peter0167 schrieb:Ich meine, die Quantenwelt steht ja nun mal im krassen Gegensatz zu unseren Alltagserfahrungen, und wenn man lange genug versucht, der Sache auf den Grund zu gehen, und man stellt immer nur fest ´da gibt es keinen´ :D, was passiert dann mit einem? Verliert man den Bezug zur Realität, bzw. was ist überhaupt real?
Nietzsche meinte wohl, und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein. Irgendwann verschwimmen wohl die Grenzen zwischen einem selbst und dem Außerhalb, und man "ist" dann tatsächlich das transzendente Wesen, was auch ein Buddha propagierte.. oder so. :D


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Jahrestage der Wissenschaft

20.12.2017 um 20:55
@Peter0167
Zunächst hatte ich mich darüber gewundert, dass für eine Entdeckung auf dem Gebiet der Kernphysik der Nobelpreis für Chemie verliehen wurde, zumal auch das Verfahren der neutroneninduzierten Kernspaltung (in meiner laienhaften Vorstellung) ein physikalisches Verfahren darstellt.
Bei einer Kernspaltung entstehen aber andere Atomkerne, was zumindest formal der gängigen Definition einer chemischen Reaktion (Reaktion, bei der neue Stoffe entstehen) entspricht. Ich bin da allerdings anderer Meinung.


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Jahrestage der Wissenschaft

20.12.2017 um 21:28
Zitat von AfricanusAfricanus schrieb:was zumindest formal der gängigen Definition einer chemischen Reaktion (Reaktion, bei der neue Stoffe entstehen) entspricht.
Naja, nicht wirklich....
Nicht zu den chemischen Reaktionen zählen physikalische Vorgänge, bei denen sich lediglich der Aggregatzustand ändert wie Schmelzen oder Verdampfen, Diffusion, das Vermengen von Reinstoffen zu Stoffgemischen sowie Kernreaktionen, bei denen Elemente in andere umgewandelt werden.
Wikipedia: Chemische Reaktion

Es gibt auch einen Bereich der Chemie, er sich mit radioaktiven Stoffen sowie Zerfallsreihen befasst, die sogenannte Radio- bzw. Kernchemie. Ich stecke da jedoch nicht so tief drin, dass ich sagen kann, neutroneninduzierte Zerfälle gehören nicht dazu, ich hatte/habe da halt nur meine Zweifel.

Andererseits hat es in der Geschichte der Nobelpreise auch eine gewisse Tradition, dass die nicht immer fachrichtungstreu vergeben werden, siehe z.B. Arno Penzias und Robert Wilson, Bob Dylan, ... :D


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Jahrestage der Wissenschaft

20.12.2017 um 22:46
@Peter0167

Ich habe auch nur geschrieben, dass es formal der Definition einer chemischen Reaktion entspricht, zudem bin ich mir ziemlich sicher, dass man damals noch keinen Zugriff auf Wikipedia hatte. ;)


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Jahrestage der Wissenschaft

21.12.2017 um 00:10
@Africanus

Ja, Wiki ist schon ne tolle Sache, auf jeden Fall besser als der Müll im Fernsehen :D

Gerade habe ich beim Stöbern was gefunden, womit ich anfangs überhaupt nicht gerechnet habe. Auf der Suche nach neuen Jahrestagen bin ich diesmal im Frankreich des 17. Jahrhunderts gelandet, genauer gesagt beim 22.12.1666, also keinem Datum mit dem man rechnet, wenn man in der Rubrik Wissenschaft unterwegs ist.

Also, was geschah nun an diesem Tag so kurz vor Weihnachten? Der französische Staatsmann Jean-Baptiste Colberts versammelte in der Bibliothek des Königs eine kleine Gruppe um sich, die er aus Mitgliedern verschiedener Wissenschaftszirkel rekrutierte, und gründete die "Académie des sciences" (Akademie der Wissenschaften). Ziel dieser Akademie sollte die Förderung wissenschaftlicher Forschung sein, sowie der regelmäßige Informationsaustausch bei den alle 2 Wochen stattfinenden Arbeitstreffen.

So weit klang das auch alles noch ganz gut, nur leider schien das Projekt lange Zeit keine Früchte zu tragen. Es dauerte sogar über 30 Jahre, bis König Ludwig XIV. die Sache selbst in die Hand nahm, er benannte die Akademie in "Académie royale" um, siedelte sie im Louvre an und verpasste ihr erstmals ein Statut. Mit der neuen Nähe zur Macht lief dann auch Vieles besser, es gab viele Veröffentlichungen und bedeutende Projekte konnten angegangen werden, so z.B. die Erdvermessung:

Wikipedia: Gradmessung#Französische Erdmessung Lappland–Peru

In den folgenden Jahrzehnten blieb die Akademie vor den Ereignissen der französischen Geschichte nicht verschont. Sie wurde sogar verboten, dann bekam sie ihre Autonomie wieder zurück, später wurde sie in andere Institute eingegliedert, und erfuhr nicht zuletzt wegen ihrer verkrusteten Strukturen zu Beginn des 20. Jhd. ihren größten Niedergang, also genau in jener Zeit, die ich zuvor noch wegen der grandiosen Entdeckungen so hoch gelobt hatte. :D

Was mich jedoch wirklich erschütterte, ... und so schließt sich der Kreis auch wieder, es dauerte fast 300 Jahre, also bis 1962, bis man weibliche Mitglieder zuließ!! Vollmitglied konnten Frauen sogar erst 1979 werden. Marie Curie und Irène Joliot-Curie wurden trotz ihrer Nobelpreise von der Akademie abgelehnt. Irène Joliot-Curie hatte sich sogar 4 mal beworben, um auf diesen unhaltbaren Zustand aufmerksam zu machen.

Und damit bin ich auch schon beim nächsten "Hammer", auf den ich stieß, als ich mich mit der Biographie von Irène Joliot-Curie beschäftigte. Gerade noch ein paar Beiträge zuvor schrieb ich über die Entdeckung der Kernspaltung durch Otto Hahn und Fritz Straßmann, und nun stieß ich auf Folgendes:
1937 hätte Irène Joliot-Curie in einem weiteren Experiment beinahe die Kernspaltung entdeckt. Zusammen mit dem serbischen Physiker Pavle Savić bestrahlte sie Uran mit Neutronen und registrierte ein neuartiges, radioaktives Element mit einer Halbwertszeit von dreieinhalb Stunden. Sie interpretierte es schließlich als Lanthan-Isotop und veröffentlichte ihre Beobachtungen im Juli 1938. Eine Berliner Arbeitsgruppe um Otto Hahn wollte das Ergebnis nicht glauben, weil sie das Isotop selbst nicht finden konnte. Hahn und sein junger Assistent Fritz Strassmann nahmen den Artikel jedoch ernst, wiederholten das Experiment und entdeckten infolgedessen die Kernspaltung
Wikipedia: Irène Joliot-Curie#Werk

Alter Schwede, da hat diese bemerkenswerte Frau bereits die richtige Idee, macht alles richtig, und scheitert letztlich nur an der Interpretation der Versuchsergebnisse. Ohne diese Veröffentlichung hätte Otto Hahn womöglich gar keine eigenen Versuche unternommen, und mit der Interpretation hatte er ja bekanntlich auch seine Schwierigkeiten...

Hier ist sie auf einem Bild zusammen mit Albert Einstein zu sehen:

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Da sieht man mal, wie übel einem das Leben mitspielen kann. Ich geh jetzt erst mal in die Heia, ... muss mich beruhigen :D


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Jahrestage der Wissenschaft

21.12.2017 um 06:53
@Peter0167
Woooow :-o
Bitte weiter so! Es liest sich wie eine Dauerdokusendung, die man unbedingt weiter schauen muss, obwohl man längst im Bett sein sollte ;-)


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Jahrestage der Wissenschaft

21.12.2017 um 09:24
Zitat von skagerakskagerak schrieb:Es liest sich wie eine Dauerdokusendung
Moin moin @skagerak, danke das du diese Formulierung verwendet hast, denn so wurde mir klar, dass ich hier dringend etwas klarstellen muss.

An die wenigen Mitleser hier,

an dieser Stelle möchte ich eindringlich vor dem was ich hier tue warnen, denn eigentlich macht man so etwas nicht, und schon gar nicht im Bereich Wissenschaft. Ich mixe hier Fakten mit subjektiven Meinungen, die im Grunde nur auf Indizien und meinen unqualifizierten Gedanken zum Thema beruhen. Und genau das ist es auch, was ich an Typen wie Trump und Institutionen wie Facebook immer kritisiert habe.

Also Leute, glaubt nicht alles ungeprüft, bleibt wachsam und bildet euch eure eigene Meinung, denn ich habe nicht vor, den sich entwickelnden "Threadgeist" in irgend ein Korsett zu zwingen. Ich versuche hier meiner Begeisterung für Geschichte und Wissenschaft Ausdruck zu verleien, in der Hoffnung, dass der Funke vielleicht auch auf andere überspringt. Dazu bediene ich mich natürlich auch der beschränkten rhetorischen Mittel, die mir zur Verfügung stehen, und setze sie so ein, dass hier beim lesen niemand aus Langeweile ins Wachkoma fällt :D

Ich hoffe, die Message ist deutlich rübergekommen, das was ich hier mache erfüllt nicht die Ansprüche, die ich z.B. an eine Doku stelle. Ich zähle halt nur 1 und 1 zusammen, und artikuliere dazu meine laienhaften Gedanken, was die Gefahr in sich birgt, dass z.B. Menschen die das Frauenrechts-Gen in sich tragen, u.U. beim lesen meiner Beiträge denken 'OMG, ... wassn Scheiß, genau so isses!', denn man glaubt ja gern, was man gern glauben will. :D

Ob es tatsächlich so ist, kann ich natürlich nicht sagen, trotzdem bemühe ich mich, nur soon Zeugs zu schreiben, was ich nach besten Wissen und Gewissen auch vertreten kann. Trotzdem, eine gesunde Skepsis ist immer erwünscht!

Weiterhin viel Spass hier im Thread :D


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Jahrestage der Wissenschaft

21.12.2017 um 11:33
Zitat von Peter0167Peter0167 schrieb:Ich versuche hier meiner Begeisterung für Geschichte und Wissenschaft Ausdruck zu verleien,
Sorry dass ich es so ausgedrückt habe, aber eben das zitierte wollte ich damit ausdrücken, ich fühle und teile Deine Begeisterung dabei, und ich schaue Dokus mit derselben Begeisterung, wobei ich selbstverständlich nicht alles so verinnerliche, ungeprüft.


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Jahrestage der Wissenschaft

21.12.2017 um 11:58
Und weil wir gerade beim Thema Radioaktivität sind:

Am 21.12.1898 entdeckten Marie und Pierre Curie das chemische Element Radium. Für die Entdeckung dieses chemischen Elements (und des Elements Polonium) wurde sie 1911 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet und in diesem Fall besteht wohl kein Zweifel, dass dieser absolut angemessen ist!


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