Thorsteen schrieb: Kritischer sehe ich die Folgekosten bei so einem System, die salzige Seeluft darf man nicht unterschätzen was die an Korrosion bewirkt.
Oja, die sind exorbitant.
Fangen wir bei den Überwasserteilen an.
Inspektion, Wartung und Anstreichen etc. kann nur von Industriekletterern vorgenommen werden. Wir haben Licht, Luft und Sonne, alles unangenehme Einwirkungen der offenen See. In Küstennähe kommt noch der Eisgang hinzu.
Die Bahn hat es da verhältnismäßig unkompliziert, Arbeitsfahrzeuge mit einer kleinen Arbeitsbühne an den Ort der Wartung und Thema durch. Auch das ist schon nicht einfach, aber auf offener See bei Windstärken um 6 bis 10 und einem Wellengang, der auch mal 10 Meter betragen kann, ist das wahrlich kein Vergnügen.
Unterwasser sieht es schon etwas anders aus.
aus
https://www.erneuerbareenergien.de/der-rost-und-das-meer/150/434/28766 (Archiv-Version vom 02.07.2017)Rostfavorit Spritzwasserzone
Eine andere, seit 50 Jahren bei Offshore-Bauwerken angewandte Form des Korrosionsschutzes, ist die Ummantelung der besonders beanspruchten Stahlbauteile auf Kupferbasislegierungen. Da der Korrosionsgrad in den sechs Zonen einer Offshore-Tragstruktur unterschiedlich stark ausgeprägt ist, sind verschiedene Rostschutzkonzepte entlang der Tragstruktur nötig.
Die höchste Korrosionsrate tritt im Bereich der Spritzwasserzone (Splash Zone) auf. Der immer wiederkehrende Kontakt mit sauerstoffreichem Seewasser unter den schleifmittelartigen Effekten der Wellen erhöht die Korrosion erheblich. Auch der Bereich unterhalb des mittleren Niedrigwassers zeigt einen erhöhten Korrosionsangriff. Hier werden aufgrund der guten Sauerstoffversorgung so genannte Belüftungszellen gebildet. Im Vergleich zur Gezeitenzone tritt hier ein anodischer Effekt auf.
Wir hätten da zusätzlich noch die elektrochemische Korrosion im Angebot:
Eine Opferanode ist ein Stück unedles Metall, das zum Korrosionsschutz von Funktionsteilen aus anderen Metallen eingesetzt wird. Bei Schiffspropellern aus Alumiumbronze, die die Schiffe durch das aggressive Seewasser schieben, kommen hierfür häufig Zinkblöcke zum Einsatz. Sie sind mit Schraub- oder Nietverbindungen am Schiffsrumpf angebracht und umgeben die Propeller. Dieses Konzept hat auch die Offshore-Industrie übernommen: An den gefährdeten Flächen schützen angeschweißte Zinkanoden die Offshore-Stahlstrukturen.
Ach ja, da wäre noch der Meeresgrund selber. Auch unser heimisches flaches Planschgewässer, die Ostsee, kann da schon tückisch sein. Ihre tiefste Stelle liegt bei knapp 460 Metern. Dort einen Pylon aufzustellen, wäre ein wenig gewagt. Lösung: Man muss Kurven einbauen, eine schnurgerade Verbindung wird nur in den wenigsten Fällen klappen.
Ganz besonders die Arbeitsbedingungen unter Wasser sind alles andere als optimal. Neben der eigentlichen Wassertiefe und der Dekompressionszeiten kommen noch schlechte Sichtverhältnisse hinzu, ebenso Strömungen. Wir reden hier nicht über einen kleinen Baggersee oder Tümpel, wir reden über stationäre Verkehrssysteme, die über offenes Wasser führen. Lesetipp dazu:
http://www.scinexx.de/dossier-detail-124-6.htmlVerlassen wir den Kontinentalsockel, der uns Wassertiefen bis 200 Metern und etwas mehr bescheren kann, landen wir in Tiefen, die technisch mit Pylonen oder was auch immer nicht erreicht werden können. Geht nicht, geht überhaupt nicht.
Und wenn jemand denkt, schmale Wasserflächen seien immer flach, nix da:
http://www.norwegenstube.de/sognefjordNeben dem Geirangerfjord ist wohl der Sognefjord der berühmteste Fjord Norwegens. Er reicht 204 km weit ins Land, seine tiefste Stelle beträgt 1.308 m. Damit ist er nicht nur in Norwegen sondern in ganz Europa der längste und tiefste Fjord. An seinen Ufern findet ihr mehrere Nationalparks, Sehenswürdigkeiten und Attraktionen. Jedes Jahr zieht der Fjord mehr Touristen an, die dieses wunderschöne Stückchen Norwegen in vollen Zügen genießen…
Okay, da würde kein Pylon im Wasser aufgestellt werden. Also das nur als Nebenbemerkung.
Fazit nach wie vor: man könnte einen Pylon auch kostenlos aufstellen, die Wartungsarbeiten wären unkalkulierbar. Nein, sie SIND unkalkulierbar, selbst dann, wenn alles nach genauester Vorschrift ausgeführt worden wären. Fehler und Pfusch gibt es überall, aber auf dem offenen Meer sind sie nur schwerlich zu reparieren.
skagerak schrieb:Zu den Zugkräften durch das Gewicht, kommt da nicht auch eine Zugkraft durch das Fahren an sich zustande?
Aus meiner Sicht; ja. Weiterhin sind vertikale Schwingungen kein Pappenstiel. Da würde auch ich gerne die Meinung der Profis hören.
skagerak schrieb:Und wie sähe dies bei 500km/h aus, wenn es denn so ist wie ich denke?
Wir sollten uns dafür einsetzen, dass alle Investoren durch den Ankauf von "Aktien" dazu verpflichtet werden, mindestens ein Jahr lang ihre Bahn benutzen zu müssen. Anders Publikum ist nicht zugelassen. Innerhalb dieser Zeit bekäme man die ersten Kinderkrankheiten und Probleme aus dem System heraus, wenn nicht, dann eben Pech.
Wer mit soviel Inbrunst das System anpreist, der sollte genügend Vertrauen haben, es auch selber intensiv zu benutzen. Schließlich ist es dem Vernehmen nach 100% sicher. Auf diese Aussage sollte jeder Investor vertrauen, man vertraut schließlich auch den Renditeversprechungen.
:D