Bauli schrieb:Woran wollen die das denn festmachen?
Na an Hahnemänneken. Immerhin hat der Typ eine quasireligiöse Schrift verfasst in der er über "geistartige Wirkung immatrieller Substanzen (sic)" schadronierte.
Es ist eine altbekannte Tatsache, dass wenn jemand quasireligiös rumfabuliert, es immer Leute gibt,
die dankbar jeden Mist glauben wollen die ganz doll dran glauben. Das war schon immer so, das ist auch heute noch so.
Mit dieser (der Homöopathik) ist es ganz anders. Sie
kann jeden Nachdenkenden leicht überzeugen, daß die
Krankheiten der Menschen auf keinem Stoffe, keiner
Schärfe, d. i. auf keiner Krankheits-Materie beruhen, son-
dern daß sie einzig geistartige (dynamische) Verstimmun-
gen der geistartigen, den Körper des Menschen belebenden
Kraft (des Lebensprincips der Lebenskraft) sind. Die Ho-
möopathik weiß, daß Heilung nur durch Gegenwirkung der
Lebenskraft gegen die eingenommene, richtige Arznei er-
folgen kann, eine um desto gewissere und schnellere Hei-
lung, je kräftiger noch beim Kranken seine Lebenskraft
vorwaltet. Die Homöopathik vermeidet daher selbst die
mindeste Schwächung...
(aus Orgasmus der Homöopathie; Hervorhebung durch mich, Sektiererei @ its best; "Postfaktizität" und Immunisierung in einem, da können heutige Gurus noch einiges lernen).
Also: Krankheiten beruhen nicht auf Erregern sondern geistartigen Verstimmungen des gespensterartigen Körpers. Und wie ich slapstickartig schon erwähnte: Quanten können nur Gespensterheiler kurieren, weil die Viecher keinen Puls haben.
Der letzte Halbsatz (Schwächung) hab ich deshalb dringelassen, weil Horstimann damit (wenn auch aus den falschen Gründen) einen Volltreffer landete und anders als die damalige "alte Medizin" darauf verzichtete, die Patienten (durch Aderlässe, Verabreichung von Brech- und Abführmitteln) umzubringen.
Man sollte auch erwähnen, dass damals giftige Stoffe wie Arsen und Quecksilber in hohen Mengen verabreicht wurde, weil die damalige 4-Säfte-Lehre
http://www.igm-bosch.de/content/language1/html/12914.asp (Archiv-Version vom 23.08.2015) davon ausging, dass Krankheiten ein Missverhältnis von Blut, Schleim, schwarzer und gelber Galle, die ins Gleichgewicht gebracht werden mussten. Hahnemanns "Erinnungen an Giftstoffen" war daher (zufällig) genau richtig, denn wenn man schon Gift einnimmt, dann ist es in Hahnemannschen Dosen weitaus bekömmlicher.
Die "alte Medizin" war also von Hahnemanns "Thesen" gar nicht sooooooo weit entfernt, vom Ansatz her waren die sich sogar v....t ähnlich (was der einen Säfte-Gleichgewicht war des anderen geistige Lebenskraft)
Deshalb schrieb ich bereits mehrfach, dass Hahnemann (wenn auch aus falschen Gründen) einen gewaltigen Fortschritt darstellte.
Will sagen: ein Patienten, den man nicht umbringt, hat eine deutlich höhere Chance auf Genesung als ein verstorbener Ex-Patient.
Woran Hahnemann das festmachen konnte?
Nun, ich war zwar nicht dabei, aber ich kanns mir duchaus vorstellen (man kanns auch nachlesen):
Indem er darauf verzichtete, seinen Patienten zu psychisch oder physisch zu schaden (durch Schwächung, Vergiftung u.ä) dürfte er mit seiner Methoden im direkten Vergleich die Nase vorn gehabt haben.
Schrieb er jedenfalls und ist durchaus glaubhaft, denn es wird wohl kaum jemand bestreiten, dass es gute Gründe hat, dass wir das, was Sammy abwertend als Schulmedizin bezeichnete, auf die Große Müllhalde der Geschichte verfrachtetet haben.
Auch mit seiner Behauptung, dass "Schulmedizin" nicht die Ursachen kurierte, war nicht so falsch. Die haben bei jeder Erkrankung halt was abgezapft. Ist (auch aus heutiger Sicht) ziemlich richti, dass man damit idR nicht die Ursachen behebt. Dass er die bessere Methode hatte (und davon ausging, dass er die Ursachen behandeln würde) dürfte wohl ein induktiver Fehlschluss aufgrund seiner Erfolge (die Patienten am Leben zu lassen) sein.
Lange Rede wenig Sinn:
Wenn man sich mit Sammys Katechismus und den damaligen med. "Standards" (wohl eher: Gepflogenheiten) beschäftigt und berücksichtigt, dass es zu jener Zeit mit medizinischen und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen erst so richtig losging (und ihm somit vieles schlicht unbekannt war - nicht zuletzt auch die heutige Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie) und aufgrund der Tatsache, dass er sich einen Feind aussuchte, der diletantischer kaum aufgestellt sein konnte, und dem ziemlich naheliegendem Umstand, dass Patienten sich lieber möglichst weniger schlecht fühlen, kann man schon nachvollziehen, wie er auf diesen ganzen Schmarrn kommen konnte und wie er seiner eigenen Hirngrütze auf dem Leim gehen konnte.
Will heißen: Sammy machte zufällig einiges richtig(er) als seine Konkurrenz. Das kann vorkommen.
Die Erfolge schienen zudem seine Thesen zu bestätigen. Insofern ist das schon halbwegs nachvollziehbar.
Das ändert natürlich nichts and er Tatsache, dass wir zwischenzeitlich die Gesetze der Thermodynamik "erfunden" haben, die Medizin heute eine ganz andere ist, die gesamte Wissenschaft heute völlig andere Maßstäbe und Grundsätze hat. Heute würde Sammy in P.M. oder raum&zeit publizieren. Man ließe diesen Hirnquark nicht mal in die Nähe von Fachzeitschriften.
Aber so etwas ficht
wahre Gläubige nicht an. Hat es nie und wird es vermutlich nie.