Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin
16.08.2024 um 20:00FrankM schrieb:Das ist aus einem der InterviewsSehr interessant. Vielen Dank. Wobei man das ganze Interview lesen sollte. Nicht weil der Tenor dann ein anderer wäre, aber weil viele einzelne Probleme erwähnt werden, bei denen es unterschiedliche Auffassungen gab. Ihre eigene Zusammenfassung könnte so lauten:
Die strikteren Empfehlungen betreffen die substanzgebundenen Verfahren. Wir haben sehr streng gesagt, wenn kein Nutzen nachgewiesen ist, sollen die Leute das auch nicht anwenden. In den anderen Themen wie Akupunktur und Homöopathie hat die Mehrheit die Meinung vertreten, wenn kein Schaden nachgewiesen ist, sollen die Leute das doch machen. Mit dem Argument, dass auch unnötig aufgewendete Zeit und Geld ein Schaden sind, habe ich mich nicht durchsetzen können. Dabei sind die Kosten mitunter massiv.Quelle: https://www.doccheck.com/de/detail/articles/48806-alternativ-bibel-fuer-krebspatienten-bald-pflicht
Frau Hübner beschreibt hier sehr treffend die Frontlinie zwischen naturwissenschaftlicher Medizin und ärztlichem Pragmatismus. Und zeigt auf, dass es unterschiedliche Auffassungen von "Nutzen" gibt. Die zutreffende Kostenfrage lasse ich im Weiteren Außen vor.
Natürlich ist der Satz, "wer heilt hat recht" anmaßende Ideologie. Aber ich kann schon verstehen, dass Ärzte die Beobachtung machen, dass ihre Patienten auf solche Methoden irgendwie positiv reagieren. Warum auch immer. Selbst wenn der Arzt persönlich um den fehlenden Nachweis der Wirksamkeit weiß. Es nur der Placeboeffekt ist.
Soll man nun generell davon abraten? Muss man das sogar? Auch wenn es die Lebensqualität des Patienten verbessern würde, weil er nun mal ein "Gläubiger" ist?
Und das führt zurück zu meiner Grundüberlegung:
Wenn Methoden wie Akkupunktur und Homöopathie nachgewiesenermaßen nicht wirksamer als Placebo sind, dann verbirgt sich hinter der vermeintlichen Heilwirkung allein der Placeboeffekt. Sehe ich das richtig?
Nun aus Sicht der (Schul-)Medizin: Ignoriere ich das?
Oder wird der nicht schon per se durch die schulmedizinische Behandlung (weißer Kittel, warmer Händedruck, Zuhören, Tabletten usw.) aktiviert?
Oder wirken Placebo sogar besser als unwirksame Heilmethoden?
Oder bedarf es zusätzlicher "Wohlfühlmethoden", meinetwegen Nadeln, Beschwörungsformeln, Globuli, Gesundbeten (der Krankenhausseelsorger hat eine wichtige Aufgabe) oder Aromatherapie?