@Senigma Senigma schrieb:Das ist doch die Frage.
Aufgrund der Schäden, die das DSB eher interpretiert als nachweist, wird ein Startpunkt postuliert.
Das war meines Erachtens nicht das Vorgehen des DSB. Zwei voneinander unabhängige Organisationen (NLR und TNO) haben aufgrund der Schäden an MH17 und der von Almas Antei gelieferten Daten des Gefechtskopfes eine Simulation gemacht und dadurch die Position des Gefechtskopfes bestimmt, die die beste Übereinstimmung mit den beobachteten Schäden ergibt. NLR und TNO kommen hier zu ähnlichen Ergebnissen. Auf Basis dieser Daten hat NLR dann ein Gebiet errechnet, aus dem ein Treffer mit der berechneten Position des Sprenkopfes möglich wäre (siehe Seite 144 im DSB-Bericht). Gleiches hat auch das Forensische Institut in Kiew und Almas Antei gemacht und die Ergebnisse decken sich mit denen von NLR (siehe Seite 145 im DSB-Bericht).
Nun haben offenbar die Russen im Laufe der Untersuchung darauf bestanden, dass diese erste Analyse von Almas Antei falsch sei und haben eine zweite Analyse vorgelegt, die jetzt plötzlich eine ganz andere Position des Gefechtskopfes zeigt und der die Errechnung eines Abschussgebietes westlich des bisher genannten ermöglicht.
Allerdings kommt TNO zu dem Schluss, dass die von Almaz Antei genannte neue Position die schlechteste Übereinstimmung mit den beobachteten Schäden hat.
Ich bin nun kein Experte und kann auch keine Simulationen wie TNO, NLR oder Almas Antei machen. Einige Dinge fallen bei der Analyse von Almas Antei aber trotzdem mit gesundem Menschenverstand auf.
Ich beziehe mich mal auf das Video der Präsentation:
Almaz-Antey unveils new evidence regarding MH17’s downing (ENGLISH FULL VERSION)
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Dort heißt es ab 32:00, dass die Schäden am Triebwerk, Tragfläche und Seitenleitwerk mit der Position des Gefechtskopfes von ~20° nicht erklärt werden kann und es wird eine entsprechende Grafik gezeigt. Auf den ersten Blick plausibel, Almas Antei zeigt hier allerdings nur die seitliche Wirkung der Splitter und verschweigt, dass es auch eine nach vorne gerichtete Splitterwirkung gibt, verursacht durch die die Teile der Rakete, die sich vor dem Gefechtskopf befinden. NLR zeigt die komplette Splitterwirkung der BUK im Bericht (Anhang X) auf Seite 55. Man kann also davon ausgehen, dass die Beschädigungen an den oben genannten Teilen von der nach vorn gerichteten Splitterwirkung stammen.
Bei 35:30 wird gesagt, dass es bei einem Einschlagwinkel von ~20° Austrittslöcher auf der rechten Cockpitseite hätte geben müssen, da diese Splitter mühelos drei-vier "Barrieren" durchdringen würden. Auch das klingt erst mal plausibel. Andererseits stellt sich dann aber die Frage, wieso man Splitter im Wrack und sogar in den Körpern der Menschen gefunden hat, wenn die Splitter in der Lage sein sollen, drei-vier Barrieren zu durchschlagen? Hätte sich dann ein Splitter durch einen menschlichen Körper aufhalten lassen?
Im Zusammenhang mit dieser Argumentation wäre auch eine Untersuchung interessant gewesen, ob bei dem von Almas Antei gennanten Winkel von ~72° die Splitter an einer passenden Stelle wieder ausgetreten sind und somit die eigene Theorie stützen. Dies scheint Almas Antei aber nicht untersucht zu haben bzw. der Splitteraustritt wird bei dieser Version gar nicht thematisiert. Der hintere Teil des Flugzeuges, der den Splitteraustritt zeigen müsste, ist bei Almas Anteis Version auf der Folie bei 38:55 einfach abgeschnitten.
Des weiteren fällt auf, dass der Bereich über den rechten Cockpitfenstern bei der Version von Almas Antei keine Splitterschäden aufweisen dürfte, wie man aus der Grafik bei 40:00 entnehmen kann. Vergleicht man den entsprechenden Bereich aber mit den Fotos im DSB-Bericht S. 121, 123, dann stellt man fest, dass dort jede Menge Streifspuren der Splitter zu finden sind. Auch scheint die Richtung der Splitterspuren nicht zu Splittern zu passen, die im Winkel von 12-18° zum MH17-Bug die Außenhaut gestreift haben sollen. Die auf den Fotos sichtbaren Spuren weisen einen deutlich größeren Winkel zum MH17-Bug auf und würden eher zu Splittern passen, die seitlicher angeflogen kommen, also eher zur ~20° Version passen. Das wird auch auf Seite 123 gezeigt, wo die beiden Lineale die Richtung der Splitterspuren zeigen und diese nicht im Winkel von 12-18°
Alles in allem hinterlässt die Untersuchung von Almas Antei bei mir noch einige offene Fragen und es macht auf mich den Eindruck, dass man Almas Antei nach deren ersten Untersuchung, die die Ergebnisse des DSB stützt, verdonnert hat, auf Biegen und Brechen eine neue Version zu basteln, die einen BUK-Abschuss in der Region um Snischne ausschließt. Interessant ist ja auch, dass der Vortragende mehrmals darauf hinweist, dass ein Abschuss bei Snischne unmöglich sei, obwohl im offiziellen Untersuchungsbericht von Snischne überhaupt nicht gesprochen wird.