so, neue Infos zum Rätsel.
Es sieht so aus als hätte man den Einschlags-Kratergefunden:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,490518,00.htmlDas Tunguska-Ereignis ist seit 99 Jahren von Geheimnissen umgeben: Bis heute gilt alsungeklärt, was die gewaltige Explosion über Sibirien ausgelöst hat. Forscher glaubenjetzt, einen Einschlagskrater gefunden zu haben - was zumindest die obskursten Theorienentkräften könnte.
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Es war eines der monumentalsten Feuerwerke, die jeein Mensch beobachtet hat. Am 30. Juni 1908 donnerte ein gewaltiger Feuerball aussüdöstlicher Richtung auf Sibirien zu. Dann tauchte ein Blitz den Himmel in grellesLicht. Eine unvorstellbar heftige Explosion ließ noch im 65 Kilometer entferntenHandelsstützpunkt Wanawara Türen und Fenster splittern. In der Taiga fielen der Druck-und Hitzewelle rund 60 Millionen Bäume auf einer Fläche von etwa 2000 Quadratkilometernzum Opfer. Augenzeugen in Hunderten Kilometern Entfernung sahen den Feuerschein oderberichteten von silbrig glühenden Wolken. Sensoren in aller Welt registrierten Druck- undBebenwellen.
TUNGUSKA-EREIGNIS: DIE RÄTSELHAFTE EXPLOSION
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Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass sich an jenem 30. Juni 1908 ineiner Höhe von fünf bis zehn Kilometern eine Explosion mit einer Sprengkraft von 10 bis15 Megatonnen TNT ereignet hat - was in etwa 700 bis 1000 Hiroshima-Bomben entspräche.Die genaue Ursache ist bis heute unklar, denn bisher wurden weder ein Einschlagskraternoch andere Spuren des Auslösers gefunden. Die meisten Forscher verdächtigen einenKometen oder einen felsigen Asteroiden, der beim Eintritt in die Atmosphäre zerplatzte.Daneben gibt es Theorien über den Ausbruch unterirdischer Gasmassen (mehr...), winzigeschwarze Löcher und Antimaterie-Teilchen. Es kursierten sogar Berichte, dassAußerirdische die Katastrophe verursacht hätten. Reste ihres Raumschiffs seien 2004gefunden worden (mehr...).
Italienische Forscher glauben nun, zumindest dieexotischen und bizarren Thesen entkräften zu können: Sie wollen einen Einschlagskratergefunden haben, der acht Kilometer vom Epizentrum der Tunguska-Explosion entfernt liegt.Das Loch, das heute vom Tscheko-See gefüllt ist, sei von einem Bruchstück jenesAsteroiden gerissen worden, der 1908 die gewaltige Detonation ausgelöst hat, schreibendie Wissenschaftler im Fachblatt "Terra Nova".
Reste des Asteroiden bleibenverschwunden
"Wir glauben, dass das Bruchstück mit relativ geringerGeschwindigkeit in das sumpfige Gebiet gestürzt ist und diesen Krater geschlagen hat",sagt Studienleiter Luca Gasperini vom Instituto Szienze Marine in Bologna zu SPIEGELONLINE. Wahrscheinlich habe es sich bei dem kosmischen Brocken eher um einen steinernenAsteroiden gehandelt als um einen Kometen.
Tunguska-Ereignis: Die Explosion hattedie Sprengkraft von bis zu 1000 Hiroshima-Bomben
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Tunguska-Ereignis: Die Explosion hatte die Sprengkraft von bis zu 1000Hiroshima-Bomben
Letzte Sicherheit gebe es freilich noch nicht, räumen die Forscherein. Denn nach wie vor fehlt das wichtigste Beweisstück: ein Überbleibsel des Asteroiden.Auf Bildern, die anhand von Schalluntersuchungen angefertigt wurden, ist ein scharfesEcho rund zehn Meter unter dem Boden des Sees zu sehen. An dieser Stelle unterscheidetsich die Dichte des Erdreichs deutlich von der Umgebung.
Gasperini und seineKollegen vermuten, dass es sich dabei entweder um Sedimente handelt, die bei demEinschlag stark verdichtet wurden, oder um ein großes Stück des Geschosses selbst."Leider konnten wir nicht tief genug bohren, um eine Probe zu nehmen", sagt Gasperini.Derzeit sei man auf der Suche nach Sponsoren, um im kommenden Jahr eine neue Expeditionzu starten und nach Resten des Asteroiden zu suchen.
Kritik vonExperten
Die Abwesenheit eines solchen Fundes lässt andere Experten skeptisch aufdie Theorie der Italiener reagieren. "Meiner Meinung nach haben sie keine schlüssigenBeweise vorgelegt, dass es sich hier um die Spuren eines Einschlags handelt", sagteGareth Collins vom Londoner Imperial College zur britischen BBC. "DieEinschlagskrater-Fachgemeinde akzeptiert keine Strukturen als Krater, wenn es keineHinweise auf hohe Temperaturen oder hohe Druckeinwirkungen gibt. Dafür sind geschmolzeneoder beim Einschlag weggeschleuderte Steine notwendig."
Der deutscheEinschlagskrater-Experte Kord Ernstson nannte Collins' Einwände dagegen "typisch in derImpaktforschung": "Es wird immer auf Modellrechnungen und bisherige Modelle und Befundeverwiesen, und nach denen darf das kein Impaktkrater sein", so Ernstson zu SPIEGELONLINE. "Auf die Idee zu kommen, dass ein bisher unbekannter Prozess auch zu bisherunbekannten Formen und Befunden führen kann, reicht es offenbar nicht." Letztlich seienMessungen wichtiger als theoretische Berechnungen. Das, was Collins als"Einschlagskrater-Fachgemeinde" bezeichne, zeichne sich durch eine "rückwärts schauendeBetrachtungsweise aus".