EdgarH schrieb:Ich bleibe mal bei den fehlenden 35 Minuten. Sie stehen nicht im Widerspruch zu seiner Check in Zeit. Also wo war er? Würde hier eine Aussage dagegenstehen, weil ihn jemand im Café gesehen hat, wäre das Ding klar.
Da kommen wir wieder zum Subjektiven eines "Rätsels": Wenn ich davon ausgehe, es dürfte (vermutlich) Suizid gewesen sein, dann sage ich vielleicht (fiktiv):
"Der Mann war völlig fertig. Er sah keinen Ausweg. Vermutlich wollte er nicht sterben. Er hat sicher an seine Familie gedacht, seinen Bruder, der in der Nähe war. Vielleicht stand er noch am Genfer See (oder sonstwo), kuckte aufs Wasser. Noch hätte er umkehren oder einfach zu seinem Bruder fahren können. Oder weiter fliegen, nach Kiel, wo sie ihn übermorgen Teeren und Federn würden, wo sie ihn verraten haben. Nein, er konnte nicht zurück. Schließlich gab er sich einen Ruck und betrat das Hotel. - So war es vielleicht."
Es ist schlicht unbedeutend, was er in diesen 35 Minuten noch gemacht hat, es ändert nichts am Ergebnis.
Wenn ich jedoch die Möglichkeit sehe "Da könnte er seinen Mörder getroffenen haben", oder "eine Person, deretwegen er umgebracht worden sein könnte", dann werden diese 35 Minuten wahnsinnig wichtig, zum potentiellen Schlüssel.
Und wer nun - und das ist die Honigspur, auf der ganz viele Verschwörungstheorien laufen - der Bedeutung dieses Ereignisses auf den Leim gegangen ist, der sieht implizit eine Berechtigung einer Mordthese schon darin, dass es diese fehlenden 35 Minuten gibt. "Es könnte ja sein, dass..."
Gepaart mit drei anderen offenen oder umstrittenen Tatsachen (z.B. Prof. Brandenberger gegen den Rest der Toxikologie und Gerichtsmedizin) oder einfach Thriller-Stoff (ein Lederstreifen am Horizont, ist das Ergebnis auch noch so unwahrscheinlich und die darauf stufende These zur Bedeutung noch viel unwahrscheinlicher) entsteht ein Gemälde mit scheinbar ungelösten Rätseln und Lösungsansätzen, die uns erschaudern lassen und das Gefühl geben, etwas ganz Großem auf der Spur zu sein. Der Vorgang wird viel bedeutender, geheimnisvoller, bedrohlicher und mit seiner Bedeutung wachsen auch wir, weil wir eben genau hinsehen.
Einem Staatsanwalt darf das aber eigentlich nicht passieren.
Wie enttäuschend und einfach nur traurig wäre es, wenn Rolloff nun um die Ecke käme und sagt (fiktiv):
"Ja, wir haben uns getroffen. Er hatte ganz große Hoffnung, hat ihn jemand aufgeschwatzt. Aber ich konnte nichts für ihn machen. War ja alles in Kiel. Der arme Kerl. Er hatte die ganzen Medikamente ja in Genf schon besorgt. Zwei Stunden, nachdem ich gegangen bin, da hat er sie dann genommen."