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Der Fall Uwe Barschel

1.585 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Krawatte, Lösungsmittel Auf Dem Badevorleger, Abgerissener Hemdknopfes ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der Fall Uwe Barschel

03.01.2025 um 21:39
Zitat von MoviesandArtMoviesandArt schrieb:Die Familie Barschel hatte gegen den Autopsiebericht von Püschel geklagt und einen neuen Experten damit beauftragt:
Nun gut. Alter Käse. Der Artikel ist von 2010.
Zitat von MoviesandArtMoviesandArt schrieb:https://www.welt.de/politik/deutschland/article11107132/Das-Gutachten-im-Fall-Barschel.html
Brandenberger, Toxikologe, hat als einziger wissenschaftlicher Experte die Auffassung vertreten, Barschel habe das tödliche Barbiturat als letzte Substanz zu sich genommen. Alle anderen neun (!) Pathologen und Toxikologen waren der Meinung, dies (eine Reihenfolge) könne man nicht bestimmen.

"Außenseitermeinungen" oder unterschiedliche Beurteilungen sind in der Wissenschaft nicht selten. Selbst wenn Brandenberger wissenschaftlich richtig läge und den Nachweis führen könnte: Daraus lässt sich kein Mordkomplott ableiten. Die "rektale" Verabreichung eines Schlafmittels wäre bei den Obduktionen festgestellt worden (Spuren an Annus und Darm). Brandenberger ist kein forensischer Pathologe. Seine kriminalistischen Schlussfolgerungen ("Mord") sind reine Spekulation und lassen sich seinen wissenschaftlichen Argumenten (soweit ich ihnen als Nichttoxikologe folgen kann) eben nicht zwingend entnehmen.

Pöschel und Janssen haben sich erst Jahre nach Brandenberger 2016/17 geäußert und meines Wissens durchaus Urinproben, Mageninhalt usw. gehabt, um eine fundierte toxikologische Untersuchung (durch einen Professor für Toxikologie, der auch bei der Hamburger Autopsie dabei war) durchzuführen.

Auch OStA Wille konnte nichts anderes in seinem offiziellen Einstellungsvermerk feststellen als: 10 Wissenschaftler, 9 der selben Meinung, nur 1 (Brandenberger) anderer Ansicht. Reicht nicht für Mordermittlungen. Deshalb schrieb er dann ein Buch, in dem er seiner von ihm gewünschten "Wahrheit" freien Lauf ließ.


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Der Fall Uwe Barschel

07.01.2025 um 10:44
In diesem Zusammenhang ein weiterer Fakt, der nicht in Vergessenheit geraten sollte: Ostrovsky brachte sein Buch im Herbst 1994 heraus und verkaufte darin Brandenbergers Spekulationen vom Frühjahr zum Tathergang nahezu wortgleich als "Informationen eines Mossad-Kollegen". Auf die wiederum verwies Brandenberger in seinem Gutachten von 1997, um seine (durch die Autopsie-Ergebnisse bereits widerlegten) Vorstellungen zu untermauern.
Auf Basis des aktuellen Brandenberger Gutachtens [2] und durch Bezug auf das Buch von Victor Ostrovsky [3] kommt die Welt am Sonntag zu folgenden Schlussfolgerungen:

Mit Brandenbergers Aufsatz liegt nun erstmals eine wissenschaftlich fundierte Bestätigung des umstrittenen Ostrovsky-Berichtes vor. Es gebe auffällige Parallelen zwischen Mossad-Buch und chemischer Untersuchung, so Brandenberger. Ostrovsky beschreibe ein „Szenario, das mit den Analysendaten erstaunlich gut übereinstimmt“. Anders gesagt: Brandenbergers Forschungen belasten den Mossad. Der Wissenschaftler betont dabei, dass er seine Schlüsse (Profi-Mord, Magenschlauch, zeitlich versetzte Verabreichung der Medikamente, zum Schlusseine rektale Zufuhr) bereits gezogen habe, bevor er das Ostrovsky-Buch kannte. Wenn das zutrifft, hätten zwei Quellen unabhängig voneinander Bilder des Tatgeschehens gezeichnet, die sich bis in kleinste Einzelheiten ähneln.
Quelle: http://www.train-und-coach.de/zirkelschluesse-im-todesfall-uwe-barschel.html

Eine falsche Darstellung, die bis in kleinste Einzelheiten einer weiteren falschen Darstellung entspricht. Außer durch Abschreiben läßt sich das wohl kaum erklären.


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Der Fall Uwe Barschel

07.01.2025 um 18:25
Bleibt beim Thema bitte.


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Der Fall Uwe Barschel

07.01.2025 um 20:38
Zitat von geekygeeky schrieb:Eine falsche Darstellung, die bis in kleinste Einzelheiten einer weiteren falschen Darstellung entspricht. Außer durch Abschreiben läßt sich das wohl kaum erklären.
So werden natürlich "Quellen" generiert, wenn man von einander abschreibt und auf einander verweist.

Nur dumm, wenn man wörtlich abschreibt und es so auffliegt.


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Der Fall Uwe Barschel

08.01.2025 um 10:01
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:So werden natürlich "Quellen" generiert, wenn man von einander abschreibt und auf einander verweist.
In der Wissenschaft nennt man das "Zitierkartelle", wobei da immerhin noch offen auf die immer gleichen Drei verwiesen wird, die sich gegenseitig als Quelle und Autorität zitieren. Das ist dann bei genauerer Recherche noch identifizierbar.

Hier ist das schon richtige Desinformation - zumindest wenn Brandenberger "bösgläubig" war, also wusste, dass seine Quelle seine eigene Quelle ist. Wobei das m.E. nicht zwingend so ist. Er könnte auch gutgläubig geglaubt haben, damit werde seine These belegt. Er behauptet:
...als Pensionär mit etwas mehr Zeit habe ich jedoch die Bücher zum Fall durchgesehen und bin auch auf den Bericht von Victor Ostrovsky gestoßen: "The other side of the Deception" (Harper Collins, 1994), auf den mich ein Genfer Journalist bereits früher einmal aufmerksam machen wollte. Dort wird detailliert ein Mordszenario an Uwe Barschel durch eine Gruppe von Mossad-Leuten beschrieben.
Im Weiteren freut er sich über die Übereinstimmungen,
Im Unterschied zu anderen Bekenner-Erklärungen oder Vermutungen sind Ostrovskys Angaben über die Verabreichung der Wirkstoffe recht gut vereinbar mit den analytisch-chemischen Daten: Zuerst die Betäubung durch den Wein-Zusatz, dann - nach einer guten Stunde - die Zufuhr einer tödlichen Schlafmitteldosis über einen Magenschlauch, gefolgt durch rektale Eingabe eines Suppositoriums mit einem starkem Sedativ.
bemerkt aber auch Differenzen (klar, weil Ostrovsky kein Toxikologe ist, hat er Brandenberger nur grob folgen können). Aber:
Trotz dieser Differenzen beschreibt Ostrovsky ein Szenario, das mit den Analysendaten erstaunlich gut übereinstimmt [Kein Wunder - O.]. Die chemischen Befunde indizieren einen Mord...
Quelle: https://www.welt.de/politik/deutschland/article11107132/Das-Gutachten-im-Fall-Barschel.html

Ähnlich wie OStA Wille scheint sich Prof. Brandenberger, ein eigentlich anerkannter und seriöser Toxikologe, in seinen eigenen Erkenntnissen und seiner Außenseiterrolle verheddert zu haben. Psychologisch ist das sicher gut erklärbar. Wir irren alle und lassen uns von Irrtümern nicht immer abbringen. Seine oben zitierte Darstellung von 2010, im Alter von 89 Jahren verfasst, ist jedenfalls für mich nicht nachvollziehbar und ähnlich abstrus wie das Lösungsmittel im Lederschuh als angeblicher Mordbeweis.

https://www.allmystery.de/bilder/gg67312-22

SpoilerIm Übrigen würde es mich nicht wundern, wenn der Mossad seine ehemaligen Agenten Bücher mit wirrem Zeugs schreiben lässt - als klassische Desinformation.

Zur Reihenfolge der Medikamente: Die wird Barschel so genommen haben, wie es die Gesellschaft für humanes Sterben auch empfohlen hat. Das tödliche Barbiturat als Letztes, weil es am stärksten wirkte und dadurch die Bewusstlosigkeit eintrat.


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Der Fall Uwe Barschel

10.01.2025 um 14:23
Zitat von OriginesOrigines schrieb:Wir irren alle und lassen uns von Irrtümern nicht immer abbringen.
Vielleicht auch garniert mit selektiver Wahrnehmung: Was scheinbar passt wird übernommen, was widerspricht, dem wird kein Gewicht bei gemessen.
Zitat von OriginesOrigines schrieb:Im Übrigen würde es mich nicht wundern, wenn der Mossad seine ehemaligen Agenten Bücher mit wirrem Zeugs schreiben lässt - als klassische Desinformation.
Im Szenario, dass der Mossad damit nichts zu tun hat – was würde ihm diese Desinformation nutzen?

Apropos: Desinformation war das Mittel, das Barschel in den Tagen vor seinem Ableben einsetzte, sowie am Tag selbst (Roloff usw.).


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Der Fall Uwe Barschel

10.01.2025 um 14:50
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:Im Szenario, dass der Mossad damit nichts zu tun hat – was würde ihm diese Desinformation nutzen?
Ablenkung. Es geht nicht um Barschel. Bei Desinformation könnte mit der Legende Barschel wird von echten anderen Operationen abgelenkt werden. Konkret hier: Reine Spekulation. "Fantasie-Autor" ist genauso möglich.

Ansonsten hat sich GStA Rex

https://web.archive.org/web/20230330094222/https://www.schleswig-holstein.de/DE/landesregierung/ministerien-behoerden/STA/Info_material/Infos_PDF/Barschel/doku_teil1_rex.pdf?__blob=publicationFile&v=1

nach meiner Erinnerung recht ausführlich mit der Geheimdienst"spur" auseinander gesetzt - und sie auseinander gelegt.


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13.01.2025 um 01:23
Zitat von OriginesOrigines schrieb am 08.01.2025:Im Übrigen würde es mich nicht wundern, wenn der Mossad seine ehemaligen Agenten Bücher mit wirrem Zeugs schreiben lässt - als klassische Desinformation.
Naja. Ostrovsky ist auch so als Dampfplauderer berüchtigt. Das wirkt eher wie eine Verschwörungstheorie ;-)

Kurze Anmerkung: der Mossad ist nur in absoluten Ausnahmefällen außerhalb des Nahen Ostens tätig. Und so wichtig war der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein sicher nicht, um einen solchen darzustellen. Die Fixierung auf den Mossad hat ja ohenhin etwas von - harmlos formuliert - Suche nach einem Sündenbock.


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Der Fall Uwe Barschel

09.02.2025 um 18:25
Abend zusammen,

Bin hin und her gerissen zwischen Mord und Selbstmord.Was mich aber immer stutzig gemacht hat war dieses Handtuch dass Uwe Barschel um seine rechte Hand gewickelt hatte.

Vermutlich als Kissen um die „Verweildauer“ in der Wanne bis zum Eintreten des Todes angenehmer zu „gestalten“.

Gibt es hierzu irgendwelche Meinungen bzw.Erklärungen ? Ein vermeintlicher Mörder käme wohl nicht auf die Idee dem Opfer noch ein „Kissen“ in die Wanne zu legen um den Sterbeprozess etwas angenehmer zu gestalten ?


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Der Fall Uwe Barschel

10.02.2025 um 07:21
Zitat von ChiemgauerChiemgauer schrieb:Gibt es hierzu irgendwelche Meinungen bzw.Erklärungen ? Ein vermeintlicher Mörder käme wohl nicht auf die Idee dem Opfer noch ein „Kissen“ in die Wanne zu legen um den Sterbeprozess etwas angenehmer zu gestalten ?
Ein vermeintlicher Mörder käme überhaupt nicht auf die Idee, Barscheln in die Wanne zu legen. Denn was ist Sinn und Zweck der Badewanne?

Die Idee des Suizidenten ist, und das klappt wohl auch oft, dass das Opfer mit Erreichen der Bewusstlosigkeit und dem Erschlaffen des Körpers in die Wanne rutscht. Und der Kopf unter Wasser taucht und das Opfer ertrinkt. Bewusstlosigkeit ist wohl oft Ursache für tödliche Badewannenunfälle. Die Wanne dient also der "Absicherung" der Vergiftung mit Medikamenten. So auch empfohlen von einschlägigen Suizid-"Empfehlungen".

Und das Handtuch sollte vermutlich den Kopf sanfter "betten", der sonst auf dem harten Wannenrand gelegen hätte. Als sich Barschel in die Wanne legte, dürfte er schon sehr unter dem Einfluss der Medikamente gestanden haben, sehr benommen gewesen sein. Er hat sich das Handtusch wohl einfach gegriffen, um sich irgendwie halbwegs bequem in die Wanne legen zu können, bevor er einschlief (wie ein Kopfkissen).

Nun ist Barschel nicht ertrunken.

Sondern war noch stundenlang im Koma, rutschte aber - wohl einfach zufällig - nicht in die Wanne. Vielleicht war seine Körperhaltung oder gar das Handtuch dafür Mitursache, ich weiß es nicht. Das war vermutlich nicht mehr rekonstruierbar (3-D-Modelle und KI gab es 1987 noch nicht). Ich weiß nur: Irgendwelche bösen Menschen, die ihn töten wollten, die hätten ihn nicht im Koma in der Wanne liegen lassen, mit dem Handtuch und der Kopfhaltung als evtl. "Stabilisator", mit dem Risiko einer Rettung nach einigen Stunden. Die hätten ihn an den Füßen gepackt, ein bisschen gezogen und Barschels Körper wäre in die Wanne gerutscht. Der Kopf unter Wasser. Aus.


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Der Fall Uwe Barschel

10.02.2025 um 14:02
Zitat von OriginesOrigines schrieb:Die hätten ihn an den Füßen gepackt, ein bisschen gezogen und Barschels Körper wäre in die Wanne gerutscht. Der Kopf unter Wasser. Aus.
Vermutlich hätten sie ihn auch flugs entkleidet um die Diskussion, ob jemand mit Selbstmordabsichten angezogen in die Badewanne steigt (ja, ist zu beobachten, wird wohl aus Scham gemacht, hatten wir weiter oben schon) zu unterbinden.


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Der Fall Uwe Barschel

10.02.2025 um 14:44
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:Vermutlich hätten sie ihn auch flugs entkleidet um die Diskussion, ob jemand mit Selbstmordabsichten angezogen in die Badewanne steigt (ja, ist zu beobachten, wird wohl aus Scham gemacht, hatten wir weiter oben schon) zu unterbinden.
Ich bin kein Psychiater, der sich mit Suizid konkret oder wissenschaftlich auseinander gesetzt hat. Aber mit etwas Empathie für einen Menschen, der am Ende seines Lebens und vor dem Scherbenhaufen seiner Existenz steht (klassischer Bilanzsuizid):

Es war alles da, was er brauchte: Die Medikamente, Alkohol, das Alleinsein, die Einsamkeit. Wobei ich mir die Einsamkeit ziemlich schlimm vorstelle:

Alleine im Zimmer eines großen, edlen Hotels. Mehr oder minder anonym, unbeachtet, "Do Not Disturb"-Schild an der Türe. Er wird vielleicht nochmals mit sich gerungen haben, noch mal alles abgewogen. Doch vor dem Untersuchungsausschuss aussagen? Gegrillt werden, genüsslich seziert werden, auch von den eigenen (ehemaligen) Parteifreunden? Die Schande für die Familie?

Anzug, Hemd und Krawatte hat er jahrzehntelang getragen, immer, wahrscheinlich auch oft zu Hause, ihm dürfte gar nicht bewusst geworden sein, dass er die Krawatte noch trug. Er versuchte auch nicht, seinen Suizid als Mord zu inszenieren, sonst hätte er nicht diese recht eindeutige Art des Suizids gewählt. Nur den geheimnisumwitterten R., der seine Unschuld hätte beweisen können, den erfand er.

Irgendwann nahm er die Medikamente, das dürfte eine Zeit gedauert haben. Die Wirkung der ersten Präparate dürfte nach 15 bis 30 Minuten eingesetzt habe, er hat (soweit ich weiß), nichts zu Abend gegessen. Und der Alkohol. Gut, er war 10mg Lorazepam am Tag gewöhnt, da dürfte die Toleranz gegenüber Benzodiazepinen schon ganz schön stark gewesen sein. Ich habe keine Quelle, wie viel er nun genommen hat, aber irgendwann wird er sie Wirkung gespürt haben: Benommenheit, Müdigkeit, Gleichgültigkeit, irgendwann auch physiologisch: Gleichgewichtsprobleme, Schwindel. Er wird geschwankt haben, sich irgendwo festhalten.

In dem Zustand lässt er die Wanne volllaufen. Warum nicht vorher? Warum sollte er? Die Wanne ist Mittel zum Zweck.

Nicht Wellness. Da legt er sich erst rein, wenn die Arbeit getan ist und wenn er vom Schlaf nicht mehr weit weg ist. Das Wasser wird warm gewesen sein, sicher keine 37 Grad, ein bisschen darunter. Auf dem Weg zur Wanne wurde ihm klar, dass er sich zwar in Kleidung in die Wanne legen würde (denke, das war von Anfang an so geplant, ein bisschen wie Eva Braun im Bunker "Ich will a schöne Leich' sein"). Aber nicht mit Schuhen. Die könnten evtl. auch ein In-die-Wanne-Rutschen verhindern. Derer entledigte er sich also noch, schon ziemlich benommen. Deshalb lagen sie im Hotelzimmer herum. In diesem Zustand nestelt er vielleicht noch an seinem Hemd herum, vielleicht doch die Krawatte aus? Irgendwie ist da ein Hemdknopf abgerissen.

Man darf nicht denken, dass er nach diesen Mengen an Medikamenten noch klar im Kopf war. "Durchgangsstadium" nannten das die Hamburger Pathologen. Er war noch insoweit klar, dass er sein Vorhaben durchzog, aber für Details, die später als "Mordbeweise" dienten, hatte er sicher keinen Kopf mehr. Das Handtuch war vermutlich auch nicht geplant, sondern spontan mit in die Wanne genommen, vielleicht sogar erst, als er sich das erste Mal hinein gelegt und gemerkt hat, dass das in seiner Benommenheit ohne Kopfauflage extrem unbequem war.

Barschel war 43 Jahre alt. Er hatte Familie, Frau, Kinder. Er war Dr. Dr. Bis 1987 Shooting-Star der CDU. Vielleicht einmal Kanzler. Er hatte einen Flugzeugabsturz als Einziger überlebt. Und andere, wie vielleicht Helmut Kohl oder Franz Josef Strauß, die hätten eine solche Affäre, einen solchen Rücktritt ausgehalten. Die wären nach zwei Jahren wieder da gewesen. Aber Barschel war nicht eine solche Rossnatur. Der Mann war nicht nur krankhaft ehrgeizig, sondern auch extrem verletzbar. Er hatte nicht die dicke Haut, die nötig gewesen wäre, durch so eine Niederlage hindurchzureiten. Aber auf die Droge Politik, Macht, Bedeutung und Aufmerksamkeit konnte er nicht verzichten. Vielleicht sah er seine Familie in Gefahr. Er war ein armer Mensch, der an seiner Situation verzweifelte.

Ein Opfer seiner selbst, aber auch der Politik, der Medien, die ihm auch dort nachstellten. Ihn schließlich - pietätlos genug - zum Gespött der Republik tot in der Wanne ablichteten und den Tatort durcheinander brachten. Nicht wenige der Vorwürfe gegen ihn erwiesen sich später als unzutreffend, und nicht nur er, sondern auch Engholm hatte gelolgen, aber was blieb, das war ehrenrührig genug. Das Drama in diesem Hotelzimmer zeigt nicht zuletzt auch die große Hilflosigkeit.


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Der Fall Uwe Barschel

10.02.2025 um 15:40
PS: Hier noch ein Beitrag mit den Tabletten, die Barschel genommen hat.

Beitrag von monstra (Seite 57)

Tödlich war vorrangig das Barbiturat.


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