monstra schrieb:Ja, ich auch seit 1987, als die ganze Geschichte passierte. Alles andere war einfach abwegig.
Barschel hat sich einfach aus der Verantwortung gestohlen. Für mich war sein Suizid ein finales wenngleich vermutlich ungewolltes Schuldeingeständnis.
Den Selbstmord hat er dabei möglicherweise bewusst so inszeniert, dass es wie ein Mord aussieht, um auf diese Art noch seine Ehre zu retten, von seiner Schuld abzulenken. Ein perfider Plan, der aber zu Barschel passt.
Dazu hat er bereits im Vorfeld die Geschichte vom Informanten lanciert, welcher ihm angeblich helfen könne die ganze Angelegenheit aufzuklären und seine Unschuld zu beweisen. Als Höhepunkt dieser Selbstmordverschleierung und "finalen Ehrenrettung" hat er sogar entsprechende Aufzeichnungen in seinem Hotelzimmer in Genf hinterlassen, welche die Existenz von "Roloff" belegen sollten.
monstra schrieb:Prof. Püschel hat implizit die Familie Barschel als Hauptverursacher der Mordgerüchte benannt, die wider besseren Wissens die Ergebnisse der Obduktion verschwieg.
Ich erinnere mich noch gut, dass die erste Person, die - ich meine noch 1987, spätestens aber 1988 - von einem Mord überzeugt war und damit wiederholt an die Öffentlichkit ging, die verwitwete Frau Barschel war. "Weil mein Mann sich nicht umbringt!" war - wenn ich mich recht entsinne - eine der frühen Argumentationen, neben der ganzen Roloff-Geschichte freilich. Mir schien es damals als ginge es einzig um die Rettung der Familienehre, und sonst nichts, weil jedwede Mordtheorie nichts weiter als lächerlich war.
Die ersten Jahre wurde der ganzen Verschwörungs- und Mordtheorie (eigentlich besser
Mordverschwörungstheorie) wenig Beachtung geschenkt, trotzdem Frau Barschel unablässig und hartnäckig daran fest hielt. Irgendwann, so Anfang bis Mitte der '90er Jahre, hat sich dann das Stimmungsblatt allmählich gewendet. Schließlich ist sogar die Nord-CDU auf diesen Zug aufgesprungen, wohl weil man gemerkt hat, dass sich damit der Schandfleck der Barschel-Affäre gut entfernen lässt, war die ganze Angelegenheit für die CDU doch mit einem herben Ansehensverlust verbunden.
Alles in Allem war Barschel aber viel zu unbedeutend, als dass er im Rahmen einer Verschwörung hätte ermordet werden sollen. Die einzige Organisation, die ein Interesse an seinem Ableben gehabt hätte, wäre die CDU selbst gewesen; aber nicht etwa weil Barschel so viel kompromittierendes Material besaß (wenngleich er solches sicher gerne gehabt hätte), sondern um die ganze Schmierenkomödie möglichst schnell zu beenden, bevor die CDU in den Augen der Bevölkerung noch weiteren Schaden nimmt. Die CDU hat mit Barschels Tod aber nur insoweit zu tun, als Barschel CDU-Mitglied war, und damit endet die Beteiligung der CDU auch schon wieder.