monstra schrieb:Dagegen wirkte Barschel wie ein Relikt der Adenauer-Ära, ein Spießer, mit seinen Home-Stories, seiner Biedermeier-Tour, den in Beton gegossenen Hemdkrägen und Krawattenknoten - und seinem hohlen Pathos ("Ehrenwort").
Mich hat das mit dem "Home-Stories" jetzt interessiert und
@monstra hat mich auf dieses Video aufmerksam gemacht, das ich hier bei Allmy nicht gefunden habe und daher verlinke:
https://www.youtube.com/watch?v=mwfp8hAttGg (Video: [Doku HD] Skandal: Große Affären in Deutschland - Der Fall Barschel 1987)Danke
@monstra!
Die Home-Stories sind ab Minute 03.30 zu sehen, beeindruckend dabei das Anwesen Barschel. Das aber nur nebenbei.
Das Video ist insgesamt sehenswert und es kommen auch beide "Lager" zu Wort, in Sachen Mord Eike Barschel und Heinrich Wille. Auch auf die Zwielichtigkeit Reiner Pfeiffers wird an mehreren Stellen ein gegangen. Aber auch Uwe Barschel wird durchaus kritisch betrachtet. Also keinesfalls eine einseitge Reportage!
Was mir gleich zu Beginn des Films aufgefallen ist (ab Minute 00.09), ist die Mimik Uwe Barschels beim Ehrenwort: Beim Wort "Ehrenwort" macht er seine Augen kurz zu, und als er sagt, dass die gegen ihn "erhobenen Vorwürfe haltlos sind", blickt er nach unten. Über die Bedeutung dieser Körpersprache kann man freilich geteilter Meinung sein. Ich vermute, dass er an dieser Stelle die Unwahrheit sagt.
monstra schrieb:Die Person Engholm hat emotional für Barschel eine große Rolle gespielt.
Hierzu wird im Film ab Minute 05.41 berichtet, Minute 06.05 sei dabei besonders hervor gehoben weil hier CDU-Zeitgenosse Trutz Graf Kerssenbrock über Engholms Wirkung auf Barschel spricht.
monstra schrieb:Barschel war 1987 enorm unter Druck, weil unklar war, ob die FDP reinkam oder nicht und die SPD der CDU gefährlich nahe kam.
Hierzu wird ab Minute 06.50 gesprochen, Minute 07.27 sei extra erwähnt.
Dann ab Minute 09.57 zum Wahlkampf der CDU in SH 1987, der bereits ohne "Barscheleien" schmutzig war. So hat die CDU Engholm unterstellt er würde eine Straffreiheit für Kinderschänder planen. Klingt fast wie eine "Barschelei" und stammt definitiv von der CDU-SH. Nur mal so um den konservativen Geist 1987 im Norden der Republik zu erfassen.
So viel zu unserer Diskussion in den letzten Beiträgen
@EdgarH und @monstra.
Auch interessant: Das Whsiky-Fläschchen. Es ist ja oft zu lesen, dass Barschel keine harten Sachen trank. Aber: In der Anleitung zum Medikamentenselbstmord steht, dass man nach Einnahme der Tabletten Alkohol trinken soll (ab Minute 24.35).
Natürlich wird später auch angesprochen, dass das Whisky-Fläschchen ausgespült wurde, was freilich unter Mordindiz verbucht wird weil wer füllt schon so ein kleines Fläschchen nochmal auf um daraus zu trinken? Berechtigter Einwand, wie ich finde.
Aus meiner Sicht hätte eine Profimörderbande das Fläschchen aber auch gleich mitnehmen können statt es auszuspülen und damit dennoch Spuren zu hinterlassen, zum einen wäre das Fehlen in der Minibar wahrscheinlich nicht weiter aufgefallen oder zumindest nicht als Mordindiz gewertet worden, zum anderen fehlte ja auch die Weinflasche, warum lässt man dann aber das viel kleine Whisky-Fläschchen zurück?
Ich frage mich allerdings - ganz ketzerisch - ob das Fläschchen denn wie fest gestellt überhaupt ausgespült wurde, oder ob das nicht vielmehr ein fehlerhaftes Untersuchungsergebnis gewesen sein könnte.