@kurvenkrieger Warum mir das so wichtig ist, ist relativ schnell erklärt. Mit dem alten Protokoll aus dem Jahre 1997 wären die Abfangjäger sofort losgeschickt worden. Im Schnitt wären sie wahrscheinlich ab Meldung spätestens nach 15 Minuten in der Luft gewesen.
Am 11. Sept. hat es ca. doppelt solange gedauert und das auch nur, weil beherzte Patrioten den Mut hatten, die Dienstvorschriften zu verletzen.
Durch das neue Protokoll kam es zu erheblichen Verzögerungen "in conjunction with an aircraft piracy (hijacking) emergency". In allen anderen - etwa technischen - Notfällen hätten gemäß den Standing Opoeration Procedures die diensthabende Offiziere Abfangjäger losschicken können. Nur nicht bei Flugzeugentführungen. Genau das war der Punkt, den man 2001 geändert hatte.
Wären also 1997 die Abfangjäger noch automatisch aufgestiegen, so musste man sich nun mühsam durch mehrere Instanzen telefonieren, um Rumsfeld zu erreichen:
Die Lotsen müssen das regionale FAA-Hauptquartier in New England anrufen.
Die müssen den Highjack Coordinator anrufen.
Der muss ans Pentagon (NMCC) berichten, und zwar dem Deputy Director of Operations (DDO).
Der DDO muss den Befehl, Jets aufsteigen zu lassen, erst vom
SOD (Verteidigungsminister, also Rumsfeld) einholen und darf
DANN erst das Militär, sprich NORAD, informieren.
Blöd nur, dass der Highjack Coordinator (Mike Canavan) an dem Tag in Puerto Rico ist. Canavan ist nicht uninteressant, den Job als HC machte er erst seit Jahresanfang. Vorher war er zufällig Kommandant des Joint Special Operations Command (JSOC). Also zuständig für verdeckte Operationen im Rahmen der militärischen Terrorabwehr, unter anderem mit dem Ziel Bin Laden in Afghanistan zu fangen.
http://www.historycommons.org/context.jsp?item=a120400canavan#a120400canavan (Archiv-Version vom 15.02.2013)War aber eh egal, weil der NMCC-DDO (Brigadegeneral Montague Winfield), also der nächste in der Befehlskette, auch nicht da war. Der hatte sich um 8:30 in einen Konferenzraum zurückgezogen und die Türen von innen verriegelt :-) Und während da und dort die Flugzeuge hineinkrachten, blieb er einfach in diesem Konferenzraum und will nichts mitbekommen haben. Eineinhalb Stunden lang. Seine Vertretung Charles Leidig, ein Captain, war überhaupt erst seit August im NMCC. Hoffnungslos überfordert.
http://www.historycommons.org/context.jsp?item=a830rookienmcc#a830rookienmccWar aber auch egal, weil Herr Donald Rumsfeld ebenfalls nicht für Entscheidungen erreichbar war, ehe nicht alles vorbei war.
http://www.historycommons.org/context.jsp?item=a846rumsfeldpredict#a846rumsfeldpredict (Archiv-Version vom 15.02.2013)Warum hat man überhaupt ein Protokoll 8 Wochen vor 9/11 geändert, wenn dieses Protokoll bis dahin PERFEKT funktioniert hat? Warum sollte man das tun?
Und warum sind dann ausgerechnet am 11. September alle Leute, die in der Befehlskette sind, nicht anwesend bzw. nicht erreichbar?