EnyaVanBran schrieb:Boa, wegen einem einzigen Wort :D Wie stur kann man sein :D
Auch ein heutiges Peerreview-Magazin hätte Galileis Arbeit heute abgelehnt, wenn der von Wahrheit (/Fakt, Tatsache) spricht stat von ner Hypothese. OK, sie hätten die Hypothese nicht als "falsch" deklariert (das war dann der katholische Sturheits-Part an der ganzen Geschichte), aber sie hätten es schlicht ignoriert. Und, ähm, "verschwiegen".
alhambra schrieb:Tja, und Galileo hatte ja noch Glück. Seinen Zeitgenossen Giordano Bruno haben sie ja tatsächlich auf den Scheiterhaufen geschmissen. Der hat ein unendlich großes Universum postuliert, leider enthielt dieses darum keinen Platz für ein Jenseits.
Da schreibt die Wikipedia freilich ne unsaubere Sicht (ab). Richtig ist, daß ein zeitlich ewig währendes Universum keinen Platz läßt für einen absoluten Anfang wie Ende des Universums, was Schöpfung und Jüngsten Tag in einer absoluten Deutung infragestellt. Doch gab es stets in der Kirchengeschichte Debatten um eine creatio ex nihilo, eine creatio continua oder auch nur eine creatio der Erde und ihrer unmittelbar tangierender Himmelskörper udgl. Ebenso ist fraglich, ob das Jüngste Gericht nur de Erde mitsamt ihrer direkten Umgebung zerstört und durch ne neue ersetzt, oder ob das ganze Universum davon betroffen wäre. Diese Debatte hatte noch niemanden auf den Scheiterhaufen gebracht, sie wäre geradezu scholastisch gewesen.
Auch Nikolaus von Kues hatte ein vergleichbares Weltbild vertreten, doch wurde er mitnichten gebannt oder so. Nach seinem Tod wurde er in der Kirche San Pietro in Rom beigesetzt und auch nicht nachträglich wieder rausgeschmissen, was bei einem Ketzer dann doch zu erwarten gewesen wäre.
Schwerer wog dagegen, daß das Universum nicht nur unenlich groß und entsprechend mit Sonnen und (bewohnten) "Erden" gefüllt sei, sondern, da Gott auf diese Erde bezogen, er nicht mehr einzig sei. Brunos darüber hinausgehende Weltseele war damit zum einen panthesistisch, egal, ob in atheistischem oder polytheistischem Verständnis. Für einen Kirchenmann, der Bruno nun mal war, war das blanke Ketzerei. Wäre Bruno ein Jude oder Muslim oder wasauchimmer gewesen, wäre ihm nichts passiert. Doch bei nem Katholiken mit unkatholiscvhem Gedankengut schritt die Kirche ein. Und da er anders als Galilei nach Verurteilung seiner Lehren nicht widerrief, kam es zur Hinrichtung. Bleibt Schei*e, aber die Ursache dafür war ein bisserl anderser.
Entsprechend hat die Katholische Kirche ihr Urteil über Bruno zwar verworfen und zu Unrecht erklärt, aber daß der Katholik Bruno den Boden katholischen Glaubens verlassen habe, daran hielt man fest.
alhambra schrieb:Die Kirche hat übrigens 1979 den Fall Galileo noch mal aufgerollt, ist nach 13 Jahren zum Schluss gekommen, dass er er möglicherweise doch recht hat, und hat ihn 1992 rehabilitiert. Die Kirche ist also eigentlich noch sturer als Galileo
Nee, die Heliozentrik war längst schon anerkannt. Die heliozentrische Schrift von Settele, der 1820 noch das Imprimatur verweigert wurde, erhielt diese bereits zwei Jahre später, 1822. Damit war die Heliozentrik sogar amtlich abgesegnet. Woitilas Tutmirleid zu Galilei damals fand ich unlauter und schnödem Zeitgeist geschuldet. Er hätt sich gern dafür entschuldigen können, daß damals auch die Heliozentrik für pfui bäh erklärt wurde. Am "So nicht" des galileischen Wahrheitsanspruchs hingegen war nichts zu entschuldigen. Ähm, ok, die Höhe des Strafmaßes bei solchen Fällen, auch dafür hätt er sich entschuldigen können.