Können uns uralte Legenden vor Katastrophen warnen?
12.11.2011 um 14:04Der Tod kroch am Abend des 21. August 1986 aus der Tiefe des Nyos-Sees in Kamerun. Entlang des Ufers starben schlagartig gut 1700 Menschen. Sie lagen da wie eingeschlafen - aber sie waren erstickt. Was auf den ersten Blick mysteriös erschien, wurde bald von Geologen entschlüsselt: Eine gigantische Blase Kohlendioxid war aus dem bis zu 200 Meter tiefen vulkanischen Kratersee aufgestiegen und hatte sich als tödliche Wolke das Ufer entlanggewälzt. Es gab kein Entrinnen. Merkwürdig: Einheimische kamen bei der Katastrophe nicht ums Leben, denn obwohl das Land am Ufer fruchtbarer ist, besiedeln sie höher gelegene Gebiete um den See herum. Das hat einen guten Grund: Vielen Stämmen gilt der Rand des Gewässers als Tabuzone. Alte Mythen warnen vor dem »tödlichen Atem« des Sees, der im Zorn eine weiße Giftwolke spuckt, der niemand entrinnen kann. Die Zuwanderer wussten davon nichts. Nun half der Mythos den Geologen, dem Geheimnis des Killer- Sees auf die Spur zu kommen. »Anthropologen unterstützten uns bei der Arbeit, indem sie traditionelle Geschichten rund um ›bösartige Seen‹ sammelten. Uns wurde klar, dass so etwas jederzeit wieder passieren könnte«, sagt Geologe William Evans vom U.S. Geological Survey im kalifornischen Menlo Park. Evans hat nach der Nyos-Katastrophe jahrelang daran mitgearbeitet, einen Weg zu finden, die giftigen Gase abzupumpen. Ihm wie anderen Naturwissenschaftlern wird zunehmend klar, dass nicht alle Überlieferungen, Legenden und Mythen Blumiges fernab der Realität erzählen.
Wenn der Zorn Gottes die Erde beben lässt oder verärgerte Geister ganze Inseln verschwinden lassen, dann könnte in diesen Geschichten Wahres und Warnendes stecken – das zu ergründen und für die Forschung nutzbar zu machen ist die Aufgabe von Geo-Mythologen. Ein noch recht junges und nicht überall akzeptiertes Forschungsgebiet. »Mythen haben zwar oft einen wahren Kern, doch plausibel beweisen kann man ihn nicht«, sagt Alfons Baier, Geologe an der Universität Erlangen. »Es handelt sich um ein interpretationsfreudiges Feld.« Dennoch geht Baier in seiner wissenschaftlichen Arbeit »urteilsfrei«, wie er sagt, an Mythen und Sagen heran. »Mitunter gelingt es so, Gold- und Edelsteinvorkommen oder heilkräftige Quellen zu entdecken.« Oder eben Erdgeschichtliches besser zu verstehen und sogar vor herannahenden Katastrophen zu warnen. Seit nach jenem Tag im August 1986 offenbar wurde, dass der Mythos vom NyosSee kein Schauermärchen ist, nehmen Behörden die Gefahr ernst und versuchen, ähnlichen Unglücken an ebenfalls gefährdeten Gewässern vorzubeugen – etwa am MonounSee in Kamerun oder am Lake Kivu im Grenzgebiet zwischen dem Kongo und Ruanda. Bruce Masse, Archäologe und Geologe vom Los Alamos National Laboratory, erforscht seit Jahren Mythen auf ihren wahren geologischen Gehalt: »Menschen früherer Kulturen konnten natürliche Phänomene nicht erklären, weswegen die Erzählungen zumindest in Teilen Beobachtungen von Ereignissen wie Erdbeben, Vulkanausbrüchen, Wirbelstürmen oder Meteoriteneinschlägen überliefern.«
Quelle: PM Magazin.de
Wenn der Zorn Gottes die Erde beben lässt oder verärgerte Geister ganze Inseln verschwinden lassen, dann könnte in diesen Geschichten Wahres und Warnendes stecken – das zu ergründen und für die Forschung nutzbar zu machen ist die Aufgabe von Geo-Mythologen. Ein noch recht junges und nicht überall akzeptiertes Forschungsgebiet. »Mythen haben zwar oft einen wahren Kern, doch plausibel beweisen kann man ihn nicht«, sagt Alfons Baier, Geologe an der Universität Erlangen. »Es handelt sich um ein interpretationsfreudiges Feld.« Dennoch geht Baier in seiner wissenschaftlichen Arbeit »urteilsfrei«, wie er sagt, an Mythen und Sagen heran. »Mitunter gelingt es so, Gold- und Edelsteinvorkommen oder heilkräftige Quellen zu entdecken.« Oder eben Erdgeschichtliches besser zu verstehen und sogar vor herannahenden Katastrophen zu warnen. Seit nach jenem Tag im August 1986 offenbar wurde, dass der Mythos vom NyosSee kein Schauermärchen ist, nehmen Behörden die Gefahr ernst und versuchen, ähnlichen Unglücken an ebenfalls gefährdeten Gewässern vorzubeugen – etwa am MonounSee in Kamerun oder am Lake Kivu im Grenzgebiet zwischen dem Kongo und Ruanda. Bruce Masse, Archäologe und Geologe vom Los Alamos National Laboratory, erforscht seit Jahren Mythen auf ihren wahren geologischen Gehalt: »Menschen früherer Kulturen konnten natürliche Phänomene nicht erklären, weswegen die Erzählungen zumindest in Teilen Beobachtungen von Ereignissen wie Erdbeben, Vulkanausbrüchen, Wirbelstürmen oder Meteoriteneinschlägen überliefern.«
Quelle: PM Magazin.de