@allNochmals, um zu versinnbildlichen, auf was ich hier durch meine zarte Provokation hinaus will:
Es geht mir nicht zwangsläufig darum, die Bibel oder irgendein anderes Buch, das einige Mitdiskutanten (gleich ob Bruder oder nicht) als heilig empfinden, entfernen zu wollen.
Es geht mir vielmehr um einige Dinge, die in den Raum gestellt wurden und so aus meiner Sicht mit dem "freimaurerischen Gedankentum/ mit freimaurerischer Lebenseinstellung", (das/ die "nicht dogmatisch" ist und nicht zwangsläufig identisch ist mit "freimaurerischer Tradition" - zwei Begrifflichkeiten, die hier offenbar verwechselt werden) nicht in "aufrichtige" Übereinkunft zu bringen sind.
Erstens spielt es aus meiner Warte (und es sollte aus dem weltverbindenden Charakter der Freimaurerei ebenso keine Rolle spielen, wenn man diesen "ernst" nimmt) keinerlei Rolle, welches Buch dort vorne liegt, so lange Rituale darauf abgestimmt sind und einen moralischen, sittlichen, verbindenden Sinn haben, der eine philanthropische Geisteshaltung fördert (denn dieser ist nun einmal letztlich Zweck der Freimaurerei). Eine Transzendenz im Ritual und das vorne aufliegende Buch "darf" also (aus freimaurerischer Geisteshaltung) keinen Einfluß darauf haben, ob eine "Lehrart" oder "Obödienz" als regulär oder irregulär eingestuft wird.
Zweitens ist es eine Unsagbarkeit, eine Frechheit und Stasi-Mentalität, Brüdern und Logen, die freundschaftlichen Kontakt zu Obödienzen anderer Lehrarten, in denen das Transzendente eben vielleicht nicht betont wird, zu untersagen oder dies mit Sanktionen zu belegen (dies sind die Sessepuper und Bürokratiereiter, die abseits ihres profanen Lebens als Karrieristen zu "Ansehen" gelangen wollen). Das erinnert mich auch stark an Fraktionszwang unserer Abgeordneten, die laut Grundgesetz lediglich ihrem Gewissen unterliegen sollen.
Drittens: die gegenseitige Nichtanerkennung der Männer- und Frauenlogen und hier nicht wenigstens das gelegentliche Zusammentreffen bei "weißen Arbeiten" zu gestatten, ist ein bürokratisches, verlogenes Unding.
Viertens: Eine an "freimaurerischer Tradition" verankerte Ausgrenzung von Atheisten (wir sprechen hier wohlgemerkt nicht von "Nihilisten") ist Bullshit, so lange sich der atheistische Suchende/ Bruder mit dem möglichen teilweise transzendenten Ritual (worauf ihn seine zukünftigen Brüder wohl auch definitiv vorbereiten) arrangieren kann und sich als Bruder erweist. Maßstab ist der Mensch und nicht die Kirche/ Großloge oder Gott! Und selbst ein personifizierter Gott wiegt ja - wie immer von Menschen, die die Kunst der Menschlichkeit recht verstehen betont wird - nicht nach dem persönlichen Glauben, sondern nach dem Individuum.
Also sollten vielleicht andere, religiös motivierte Brüder mit deren Sichtweise für andere Logen zu sprechen und der Möglichkeit einer Aufnahme atheistischer Menschen mit Begründungen, die sich nicht aus den Anderson´schen Konstitutionen ergeben, als nicht statthaft und irregulär zu kritisieren, einmal in sich gehen, ob es bei solcher Argumentation Bürokratie oder freimaurerisches Gedankentum ist, was sie in den Traditionen zu schützen suchen.
Und da bringt das Zitieren vieler schöner Rituale mit oder ohne transzendenten Bezug rein gar nichts, so lange es Worte bleiben und nicht im Kopf und im Herzen der Brüder/ Schwestern ankommen. Rituale unterscheiden sich, Menschen unterscheiden sich, Ideale sollten in ihren "Basics" ("Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz, Humanität") verstanden werden.
Welche Obödienz der einzelne Bruder oder die einzelne Schwester wählt sollte man bitteschön seinem/ ihrem Gewissen überlassen und ob sich hier eine "freimaurerische Geisteshaltung" beim Individuum manifestiert, darüber haben wir nicht zu urteilen.
Wenn es also zwar hunderte Strömungen und tausende Meinungen in der Freimaurerei gibt - aber letztlich nur "eine" freimaurerische Geisteshaltung der Philantropie (und hier wird mir kein Bruder, der die königliche Kunst ernsthaft verstanden hat, widersprechen, dass dies ist, woran wir arbeiten!) dann muss es entweder hinsichtlich fadenscheiniger Begründungen der Ausgrenzung ein Konsenz zur Änderung von Symbolik geben (deswegen lediglich die von mir vorgeschlagenen UN-Menschenrechtsdeklarationen) oder wir akzeptieren diese Unterschiedlichkeiten, unterbinden aber nicht aus rein machtpolitischen Interessen nicht den freien Austausch und Freundschaften über Grenzen von Obödienzen hinweg!
Das ist ein verdammt großer Riss, der durch die Freimaurerei geht, das ist die "Power", die uns verloren geht in einem gemeinsamen Bemühen, die Welt Stück für Stück ein bisschen besser werden zu lassen!
Ich schreibe und rede, wie mir der Mund gewachsen ist und kehre nicht nur stets das "Gute" an der Freimaurerei heraus. Wo Licht ist, da ist Schatten. Es gibt aber nicht nur ein "Schwarz-und-Weiß", sondern jeder Schritt erinnert uns daran, wie wir uns im Leben bewegen!
Ketzerisch: ja! Zum Besten der Freimaurerei aus tiefstem Herzen: ja!