Interessantes Dokument - etwas schlampig verfasst und leider ohne Datum und Autorenangabe, aber bis ins Detail nachvollziehbar:
http://031c074.netsolhost.com/WordPress/wp-content/uploads/2014/09/SDU-HGA-Recovery-Draft.pdf (Archiv-Version vom 24.02.2015)Die Autoren haben die Spuren der Satelliten-Telefonanrufe im DCL mit den ICAO-Richtlinien abgeglichen (-> Appendix chapt. 10):
http://www.icao.int/safety/acp/Inactive%20working%20groups%20library/Forms/AMCP.aspx?RootFolder=%2Fsafety%2Facp%2FInactive%20working%20groups%20library%2FAMCP%203&FolderCTID=&View={D5ECC19B-451B-4290-B14B-B8833F3D3F39}
und kommen zu dem folgenden Schluss. Es hat insgesamt 3 Versuche gegeben, MH370 über SATCOM zu erreichen:
A) 18:39: Channel IOR-3730-21000
B) 18:39: Channel IOR-373E-21000
C) 23:13: Channel IOR-3737-21000
wobei die beiden ersten Anrufe A) und B) parallel verliefen, aber über die Kanalnummer unterscheidbar sind. Interessant ist, dass sie aber offensichtlich aus zwei verschiedenen Gründen nicht erfolgreich waren:
A) konnte nicht durchgestellt werden, weil die Signalqualität nicht ausreichte. Man kann demnach im DCL und in Abb. 1 erkennen, wie GES & SDU versuchten, ca. 1 Minute lang die Sendeleistung anzupassen, um die Bitfehlerrate unter die erforderlichen 10^3 zu bringen, aber ohne Erfolg ("channel release" Kanal 3730 um 18:40:54)
B) wurde unmittelbar eingestellt, da die SDU festgestellt hatte, dass die Verbindung zum entsprechenden Bordtelefon nicht besteht (channel release Kanal 373E schon nach 2 Sekunden).
C) ähnlich wie A)
Die Annahme der Autoren ist, dass B) an das Kabinenpersonal gerichtet war (möglicherweise wegen des abgeschalteten IFE aber nicht durchstellbar), und A) zeitgleich ins Cockpit gehen sollte, was letztlich an der schlechten Signalqualität scheiterte. So ein "Doppelanruf" seitens MAS würde durchaus Sinn ergeben.
Die Kernaussage aber ist:
die Verbindung wurde nicht dadurch verhindert, dass keiner abhob, sondern durch das zu schwache Signal.Dies bringt eine untergegangene Theorie wieder ins Spiel: eine (!) mögliche Ursache für die schlechte Qualität könnte gewesen sein, dass die SDU nach dem log-on um 18:25 nicht mehr mit Nav-Informationen versorgt wurde, und die HGA-Antenne sich deshalb nicht auf den Satelliten ausrichten konnte. Das ist durchaus plausibel, da SATCOM mit Paketdaten noch funktionierte. Alle handshakes liefen demnach über die passive LGA-Antenne, die für diesen Zweck (package data) ja auch vorgesehen ist.
Die gravierende Konsequenz: die SDU hätte keine sinnvolle Doppler-Kompensation vornehmen können, und die BFOs würden somit völlig falsch interpretiert. Alle Berechnungen von ATSB, IG & Ulich wären für die Tonne. Ich bin mir nicht sicher, ob dieses Szenario mal ernsthaft durchgerechnet wurde, weiß jemand mehr?