Zz-Jones schrieb:Ich frage mich gerade, wie die Geschichte wohl weitergegangen wäre, wenn Vietnam nicht reagiert hätte?
Das ist eine der interessanten aber bisher komplett unbeantworteten Fragen. Es gab ja zwei Länder, die in jener Nacht auf MH370 gewartet haben: Vietnam, durch deren Luftraum die Route führen sollte, und vor allem China, in deren Luftraum der Flug enden sollte. Hätte Vietnam sich nicht gemeldet, wann wäre China offiziell aufmerksam geworden, wo wäre MH370 dann gewesen und vor allem: was hätte Malaysia dann gesagt?
Das Auffälligste am ganzen Verhalten in den ersten Stunden ist MAS (und damit Malaysias) im Rückblick etwas dilettantisch aussehender Versuch, zu verschleiern, dass MH370 von seiner Route massiv abgewichen war: die story, die Maschine fliege irgendwo über Kambodscha herum.
Schaut man genauer hin, muss man bemerken, dass diese story von Anfang an hanebüchen war. Einmal wird behauptet, wider besseres Wissen, dass der Flieger über Kambodscha sei. Und das nicht nur einmal, sondern mindestens zweimal. Da stellt sich sofort die Frage: warum waren MAS und Lumpur ATC nicht sofort hellhörig bei einem so eklatanten Abweichen von der geplanten Route? Und warum haben die malaysischen Stellen nicht einmal den Versuch unternommen, in Phnom Penh anzufragen?
Hier merkt man sofort, dass etwas ganz gewaltig stinkt. Die Aussage, die Maschine sei über Kambodscha war eine klare Lüge, und man wusste, dass diese sich nicht lange halten kann. Irgendwann kommt dann kleinmütig die Antwort an Vietnam: äh ja, wir denken jetzt, MH370 hat unseren (malaysischen) Luftraum gar nicht verlassen. Keine weitere Erklärung. Keine Bestätigung, es heisst nur, "man denke..." Keine Erklärung für die dreiste Lüge.
Vietnam macht, was richtig ist: Vietnam löst Alarm aus. Nicht Malaysia. Und Kambodscha wird allein gelassen mit der ganzen Sache, die werden sich nur gewundert haben.
Und China? Sagt nichts, schweigt. Genau wie auch Thailand.
Mir stellt sich die Sache so dar: die beteiligten Stellen wussten nicht im Voraus, was geschehen würde, wussten aber bereits ab IGARI, was sich ereignet. Nun musste schnell irgendeine Ausrede her, denn Vietnam fragte nach. Irgendjemand kam mit der Kambodscha story. Hätte man vorher schon gewusst, was sich hier abspielt, hätte man wahrscheinlich eine bessere Ausrede gefunden, denn dass Kambodscha bald melden würde, dass kein Flieger bei ihnen herumkurvt, hätte man sich denken können.
Und China schweigt weiter.
M.E. wussten weder Vietnam noch Kambodscha in jener Nacht was los ist. Aber Malaysia wusste es spätestens als der Flieger IGARI erreicht. Ich vermute, es gab einen bisher nicht öffentlich gemachten Kontakt zu den Behörden - entweder vom Flieger aus oder von dritten Personen am Boden aus. Und was man in diesem Kontakt erfuhr, war brisant und daher sollte es erst einmal verschwiegen werden.
Allerdings vermute ich, hat man China schnell informiert. Ich vermute, nicht nur weil eine nicht unerhebliche Anzahl der Passagiere Chinesen waren, und weil China eine nicht zu unterschätzende Machtposition hat, sondern weil China irgendwie involviert war. Und China hat zugestimmt, erst einmal einen Maulkorb zu verhängen.
Und dann ging das Drama weiter. Ob Thailand etwas mitbekommen hat oder gar eingeweiht wurde, ist mir nicht klar, der Flieger vermeidet es weitgehend in thailändischen Luftraum zu geraten, genau wie er Vietnam vermieden hat und später weitgehend indonesischen Luftraum meidet.
Aber Malaysia - und damit meine ich höchste Stellen im Land, ich gehe davon aus, dass Hatschiputschi recht schnell informiert wurde - und China haben schnell entschieden, dass alles geheim bleiben muss und dann zugeschaut, was sich weiter ereignete. Ob sie wussten, wie alles ausgehen würde oder nicht, das kann ich auch nicht sagen. Aber selbst im Nachhinein halten beide Länder die Angelegenheit für so brisant, dass sie noch heute schweigen.
Auch denke ich, haben beide Länder nicht damit gerechnet, dass die Ping-story ans Licht kommen würde. Denn man hat am Anfang noch fleissig mitgemacht, die Welt an der Nase herumzuführen und eine grosse Suchaktion in der South China Sea zelebriert.
Warum und wozu das Ganze und was die Brisanz ausmachte - da kann ich auch nur spekulieren. Ich halte nach wie vor eine gegen China in erster Linie gerichtete Aktion für möglich, die China gerne für immer geheim halten möchte. Ich denke China kann damit leben, dass die ganze Welt meint, ein durchgeknallter malaysischer Pilot hat seine Landsleute auf dem Gewissen, anstatt dass hier eventuell ein gegen China gerichteter Terroranschlag vorliegt, der am Ende die Opfer gefordert hat. Und der Chinas Sicherheitsorgane blossgestellt hätte. Und Hatschiputschi und Malaysia hüten sich, China nicht zu Willen zu sein.
Aber wie dem auch sei, ich denke in jener Nacht gab es eilige, dringende Kommunikation zwischen China und Malaysia, auf sehr hoher Ebene, und vermutlich Kommunikation mit entweder Personen an Bord oder am Boden. Und dass sich daraus dann dieses Rätsel entwickelte.
Wer wissen will, was wirklich geschah muss die Herren Geng Huichang und Chen Wenqing fragen. Die werden es wissen. Wer das ist? Der damalige und der heutige Chef des Guoanbu, des chinesischen Geheimdienstes.