@Illusion Es gibt sicher keinen für alle gleichen Grund, sich solchen VTs zuzuwenden und sie oft gegen jede Vernunft weiter zu verfolgen.
Ein Beweggrund mag ein generelles Misstrauen gegen jede Art der Führung sein, ob es nun Regierungen sind, Wirtschaftsmagnaten, oder auch nur der eigene Abteilungsleiter.
An einem kritischen Blick in Richtung unserer Vertreter ist ja grundsätzlich auch nichts auszusetzen, er ist sogar notwendig, um üble Machenschaften, die es natürlich auch gibt, früher oder später aufdecken zu können. Alle investigativen Journalisten müssen eine große Portion Misstrauen mitbringen, doch kaum einer von ihnen ist deshalb Verschwörungstheoretiker.
Ein anderer Wesenszug, den man bei VTlern antreffen kann (nicht allen, aber einigen) ist das Gefühl, unten gehalten zu werden. Es geht einher mit einer Selbsteinschätzung, die oft nicht den Tatsachen entspricht. Es hält sich also jemand für qualifizierter, intelligenter, scharfsinniger und effizienter als seine Mitmenschen und kann daher nicht verstehen, daß andere Erfolg haben, er selbst aber nicht.
Weil Menschen mit so einem übersteigerten Selbstwertgefühl selbstverständlich nicht selbst für ihren Misserfolg verantwortlich sein können, ist der für sie logische Schluss, daß es eine Verschwörung geben muss, deren Zweck es ist, sie am Boden zu halten, damit sie nicht gefährlich werden können für die Luftnummern, deren Job und Position sie eigentlich innehaben müssten.
Hier spielt auch noch der Wunsch hinein, sich von der "Masse" abzusetzen und sich als jemanden darzustellen, der mehr weiß und verstanden hat, als die "Schlafschafe". Gerade diese Vertreter, die zum Einen überzeugt sind, ihren Mitmenschen überlegen zu sein, zum Anderen aber wenig persönliche Erfolge aufweisen können, lassen sich natürlich durch keinerlei Beweis von ihrer Überzeugung abbringen, weil das ein weiterer Misserfolg durch das Eingeständnis einer falschen Selbsteinschätzung wäre.
Es gibt noch viele weitere Gründe für das Beharren auf VTs, einige davon sind sicher auch pathologisch. Paranoia, nicht selten verstärkt durch Drogenkonsum kann auch dazu führen.
Dann gibt es noch eine (leider sogar recht häufig anzutreffende) Gruppe, deren Verständnis für politische und wirtschaftliche Vorgänge einfach nicht ausreicht und die sich daher der oft viel leichter zu verstehenden und daher für sie viel logischer erscheinenden VT zuwenden.
Es gibt sicher auch noch VTler, auf die keine dieser Beschreibungen zutrifft - zumal sie nur die Anhänger von VTs charakterisieren, nicht aber die Erfinder.
Die Erfinder von VTs weisen teilweise sicher auch einige der oben erwähnten Wesenszüge auf, aber ihre Motivation dürfte noch einmal anders gelagert sein.
Da gibt es "Überzeugungstäter", die ein gewisses Ziel hartnäckig verfolgen. Z. B. Rassisten oder Vertreter bestimmter Ideologien (gerne auch in Kombination), die solche VTs zu Propagandazwecken ersinnen (Wäre es nicht völlig offensichtlich, woher der Wind weht, wenn die 9/11-VTs alle zuerst bei Al Jazeera publiziert worden wären?).
Es gibt aber auch Opportunisten, die sich einfach an einem Trend orientieren und bereits bestehende VTs ausweiten, oder einfach nur in schriftlicher Form zusammenklauben, was sie bisher darüber gehört haben und dann eine eigene krude Variation dazu vorlegen, wobei das einzige Augenmerk darauf liegt, einen Aspekt zu schaffen, der noch nicht angesprochen wurde, um sich am Markt zu behaupten.
Hier geht es nur um finanzielle Interessen. Solche Autoren sind dann auch relativ leicht zu erkennen, weil sie im Regelfall nicht nur eine, sondern etliche VTs in verschiedenen Büchern vorlegen. Bei den Schwierigkeiten, die schon alleine bei der Recherche zu einem einzigen Thema auftreten würden, wenn tatsächlich etwas dran wäre, ist ein einzelner Autor mit der Aufdeckung gleich mehrerer Verschwörungen auf jeden Fall überfordert.
Alle haben auf jeden Fall eines gemein: Sie erkennen nicht, daß die tatsächliche Existenz der in gängigen VTs angenommenen Verschwörungen schon dadurch widerlegt wird, daß sie überhaupt darüber diskutieren können. Für eine Macht, die derart perfide und weltumspannende Machenschaften durchführen kann, wäre es nämlich eine Fingerübung, solche Literatur und Internetauftritte zu unterbinden.