Abahatschi schrieb:Was soll das sein?
So lange man die Menschen nicht in Lagern konzentriert, klappt es mit der "Integration" nicht schlechter (oder besser) als mit der anderer Zugezogener.
Der Vorteil im Kreis Nordfriesland ist eindeutig die dezentrale Unterbringung der Geflüchteten. Die sind dann halt als Familie oder Einzelperson "die neuen Nachbarn" - an die sich die Menschen hier seit Dänenherrschaft, Tourismus und Wochenendhausbesitzern gewöhnt haben. Da es hier ein breites Spektrum an ehrenamtlichen Unterstützern gibt, versuchen wir, die Geflüchteten möglichst schnell einzubeziehen: Krippe, Kindergarten, Schule, Ausbildung, Arbeit, Vereine etc. Dazu gehören natürlich auch Angebote wie Alphabetisierungs- und Sprachkurse, Frauengruppe, Diskussionskreis, Hausaufgabenhilfe, Kochtreff oder Kontaktcafe. Das klappt hier oben nach meinen Erfahrungen sehr gut. Natürlich nicht immer problemfrei, aber im Grossen und Ganzen nicht anders als mit Menschen, die aus anderen Landesteilen oder Ländern hier her ziehen.
In meiner Arbeit mit Geflüchteten habe ich im Austausch mit KollegInnen aus grösseren Städten wie Hamburg, Kiel o. ä. tatsächlich die Erkenntnis gewonnen, dass man offenbar auf dem platten Land schneller "wegintegriert" wird. Das gilt für NeubürgerInnen aller Art, kommen sie nun aus Süddeutschland, den USA, Brasilien oder Afghanistan. Mein Spruch: In der Marsch kannst Du Dich nicht verstecken! scheint tatsächlich zu stimmen. Zugezogene werden schnell einbezogen, im Sport, in der Feuerwehr, im Trachtenverein, im Schützenverein, im Gospelchor oder in der Zeittauschbörse. Sind Kinder vorhanden, läuft das (Corona aussen vor) ganz fix über Kita und Schule. Andere Möglichkeiten der Freizeitgestaltung gibt's hier oben ja auch nicht. Da bei der Unterbringung von Anfang an 2015/16 auf Dezentralität geachtet wurde, gab es weder Lager noch Ghettos. Da sass der Afghane plötzlich auf der Hallig und die somalische oder syrische Familie mitten im Dorf. Für Parallelgesellschaften oder Ausgrenzung gibt es da keinen Raum. Ich hatte schon mehrfach darüber geschrieben. Nachbarschaftliche Kontakte sorgen in der Regel auch für schnelle Vermittlung in Ausbildung, Arbeit oder Studium. Wir sind auf'm Dorf ja froh über jeden Menschen unter 50, der/die hier bleiben will.