Geht dir das Gerede von Erzählungen und Narrativen auf die Nerven?

Simplizissimus schrieb:Klar Worte die jeder Mensch in diesen Land verstehen kann ... geht ja auch schließlich jeden was an

Was ist bitte daran nicht zu verstehen?

Fellatix schrieb:dass wir in den Gesprächen zu dritt einen guten Weg zu einer gemeinsamen Erzählung finden, wie wir das Land in einer Kultur von Modernität, Teilhabe und Respekt voranbringen".

Sollte eigentlich jeder verstehen und liest sich gut und klingt auch gut und ist für mich auch weit davon entfernt akademischer Kauderwelsch zu sein, was man sich als normalsterblicher Arbeiter erst mal übersetzen lassen müsste.

Zum Eigentlichen:

Es kommt darauf an. Wenns inhaltlich stimmt und auch wichtig ist darüber zu erzählen und sich mitzuteilen, warum nicht?
Linke, SPD und Grüne haben sehr viel mitzuteilen und treffen auch nicht selten ins Schwarze bzw. sprechen sehr viele Menschen an. FDP und Union teilweise zwar auch, treffen aber nicht so gut und oft den Nerv der Masse und beschönigen auch viele Probleme eher oder wollen sie nicht wahrhaben. Können sich weniger in die Masse hineinversetzen.

Alienp. schrieb:nee, mach nur

oke, danke :)

Werder ahoi. Oder grünweiß.
Ihr seid cool und wir sind heiß.

Oder so ähnlich :)

Alienp. schrieb:"save the mini"!!!

:lv:

Fellatix schrieb:Aber wo kommt all dieses Narrativ-Gerede plötzlich her?

Ich denke, wir haben es hier mit einer sozio-kulturellen Variante des Trickle-down-Effektes zu tun haben. Da sickern dann Bergiffe aus der Wissenschaft über das Feuilleton ins Bildungsbürgertum und von da aus zu Krethi und Plethi, die auch mal klugschnacken wollen.
Das kennen wir doch auch von verständlicheren Begriffen wie Ganzheitlichkeit, Nachhaltigkeit und dem ganzen anderen Hohl- und Dummschwätz-Geraffel und -Geschwafel.

Doors schrieb am 19.10.2021:einer sozio-kulturellen Variante des Trickle-down-Effektes

:note: das wirds sein :)

also was so durchsickert, hm, Neuwahlen?

Koalitionsverhandlungen - Grünen-Politiker Hermann warnt vor Neuwahlen

Datum:
08.11.2021

Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ampel-koalitionsverhandlungen-konflikte-hermann-gruene-100.html (Archiv-Version vom 08.11.2021)

Das mit dem neuen Narrativ scheint ja schnell gealtert zu sein :)

Das kommt alles aus den amerikanischen Medien und Nachrichtenagenturen, aus denen heute ja nur noch übersetzt wird - eigene Recherche gibt es ja kaum noch. Vor ein paar Jahren war der Ausdruck "an der XY-Front" z.B. sehr beliebt, wohl ein Fachbegriff der US-Kriegsführung...und noch früher die unidiomatische (also wörtliche) Übersetzung "nicht wirklich" aus dem amerikanischen "not really", wie es in Filmen so oft vorkommt (idiomatisch-echtdeutsch muss es natürlich mit "eigentlich nicht" übersetzt werden). Ein Eyecatcher ist natürlich ein ganz altmodischer Blickfang, nur dass der Verwender dieses Amerikanismus das gar nicht gemerkt hat, vermutlich, weil er kein Wörterbuch benutzt.
Zu Narrativ hat man in der deutschen Publizistik früher immer "so wie es dargestellt wird" gesagt, "man sagt den Leuten", "man erzählt ihnen".
Aber es ist auch kein Wunder, dass solche Übersetzungsunfälle passieren - man muss für das Englische schon den dicken Muret-Sanders verwenden, um für all diese diffizileren Fälle eine Topübersetzung zu finden. Gar nicht schlecht ist übrigens das kollektive Internetwörterbuch von Hemetsberger: www.dict.cc/englisch-deutsch/

Frl.Rottenmayr schrieb:Das kommt alles aus den amerikanischen Medien und Nachrichtenagenturen, aus denen heute ja nur noch übersetzt wird - eigene Recherche gibt es ja kaum noch.

Na, dem möchte ich als ehemaliger "Medienschaffender" dann doch energisch widersprechen. Ein bekanntes Beispiel für "urdeutsche Recherche ist dieses Bündnis:

Wikipedia: Rechercheverbund NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung

Abgasskandale, Doping, Paradise-, Panama-, Pandorra- und sonstige Papers wären ohne diese, wenngleich in der Konstruktion umstrittene, aber effektive Arbeitsgemeinschaft, wohl weiterhin im Dunkeln geblieben.

Doors schrieb:Na, dem möchte ich als ehemaliger "Medienschaffender" dann doch energisch widersprechen. Ein bekanntes Beispiel für "urdeutsche Recherche ist dieses Bündnis:

Wikipedia: Rechercheverbund NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung

Abgasskandale, Doping, Paradise-, Panama-, Pandorra- und sonstige Papers wären ohne diese, wenngleich in der Konstruktion umstrittene, aber effektive Arbeitsgemeinschaft, wohl weiterhin im Dunkeln geblieben.

:note: *@Doors ist Mitglied in einem Geheimbund*

Ich denke, was @Frl.Rottenmayr sagen wollte ist, da gibt es schon verschiedene Ebenen ...

Es gibt den guten Investigativ-Journalismus: dem geht es gut we eh und je.

Dann gibt es den ganzen Plapper-Journalismus, der den ganz großen Rest ausmacht.

Und dann gibt es noch den eher lokalen Investigativ-Journalismus: den gibt es aber vielerorts auf der Welt nicht mehr.

Frl.Rottenmayr schrieb:Ein Eyecatcher ist natürlich ein ganz altmodischer Blickfang

Blickfang! :lv: gefällt mir :)

Man sollte aber vielleicht auch an die Männer denken.

Wenn einem da so ein showstopper entgegen kommt, da hat mann doch keine Zeit zu überlegen ...





dass es auch den Publikumshit gibt? Oder das K.O. Kriterium :ask:

Fellatix schrieb:Und dann gibt es noch den eher lokalen Investigativ-Journalismus

Grosse überregionale Tageszeitungen werden mittelfristig nicht überleben, auch für regionale Blätter stehen die Chancen schlecht. denen sterben nämlich die LeserInnen weg. Aber das kleine lokale Anzeigenblättchen, das kostenlos ins Haus flattert und die neuesten Angebote von EDEKA neben der Todesanzeige von Oma Kruse und dem Termin der nächsten Rassegeflügelschau im Dorfkrug bietet, hat eine Überlebenschance.

Doors schrieb:auch für regionale Blätter stehen die Chancen schlecht.

Die meisten davon, sind doch mittlerweile eh im Ippen Verlag drin, oder nicht?

@Kokolores82

Unsere lokale Presse offenbar noch nicht:

Wikipedia: Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag

Doors schrieb:. Aber das kleine lokale Anzeigenblättchen, das kostenlos ins Haus flattert und die neuesten Angebote von EDEKA neben der Todesanzeige von Oma Kruse und dem Termin der nächsten Rassegeflügelschau im Dorfkrug bietet, hat eine Überlebenschance.

Ist das das Blatt, was 99,99x¹⁰13 Werbung beinhaltet und maximal einzeilige Allgemeinplätze als Redaktionellen Inhalt vorgaukelt, um nicht nur als Werbung zu gelten?

Hamwa hier auch. Wird einem geradezu gerollt und der länge nach in den Mund gedrückt, bevor man Nein oder überhaupt noch etwas sagen kann.

Ich stehe dann sofort auf, und laufe wie eine ferngelenkte Exocet in den nächsten Supermarkt und kaufe alle Produkte die mir empfohlen wurden.
Danach lese ich das Feuilleton und den Überregionalen Teil mit Weltpolitischem Inhalt, bevor das Papier in Streifen gezerrt, im Stillen Ort seinem Finalen Zweck dient.


Und sonst so?
Narrativ? Klingt nach Narr und Naiv.

Doors schrieb:Grosse überregionale Tageszeitungen werden mittelfristig nicht überleben, auch für regionale Blätter stehen die Chancen schlecht. denen sterben nämlich die LeserInnen weg.

Also die wirklich großen, NYT, Le Monde, Guardian, Economist, ZEIT und noch n paar andere werden sicher überleben. Auch völlig unabhänging vom ÖR.

Viele regionale Blätter auf der Welt sind schon weggestorben. Ja, das ist ein großes Problem. Da waren auch viele gute dabei.

Wenn man wirklich ganz groß geschichtlich denkt, muss man aber auch dazusagen, dass die Blütezeit des Journalismus, so von 60 bis 2001 (Geburtsstunde des google-Geschäftsmodells) eher eine historische Anomalie war: denn finanziert wurden die regionalen Blätter ja nicht von den billigen Abos, sondern von der verhassten und vielerorts weggebrochenen Werbung bzw. Werbeeinnahmen, die sich seit 10-15 Jahren anders verteilen.

Ja, ein großes und weites Thema. Wollte ja nur sagen, man kann da auch differenzieren.

Hyperborea schrieb:Ich stehe dann sofort auf, und laufe wie eine ferngelenkte Exocet in den nächsten Supermarkt

Klingt wie ein toller Horrorfilm :) Ein außerhäuslicher Mikroorganismus hat sich @Hyperborea bemächtigt und er wird zum Körperfresser :D

[X] Narrativ? Was ist das?